Aloha :)

Sein wir doch mal ehrlich: Das erste Mal läuft bei fast allen gleich ab. Man setzt sich ein Datum wann es geschehen soll, plant wie es ablaufen soll, stellt sich vor wie es ablaufen soll .. und im Endeffekt kommt alles ganz anders und man steht völlig planlos und ja, fast schon verloren da und weiß nicht, ob man was richtig oder falsch macht. Bei mir wars zumindest am Samstag so.

Eigentlich wollt ich ja erst am 21. März das erste mal mit dem Flugzeug fliegen, aber es ergab sich spontan, dass ich das am 5. März schon erledigte. So ala "Fliegst du am Wochenende spontan zu mir?" - "Okay". Also am 2. März online ein Flugticket gekauft und dem Datum entgegen gefiebert. Ich Schisser mit meiner Flugangst. Oder besser: Absturzangst. Bin ja nur was-weiß-ich-wieviele Kilometer über sicherem Boden. Naja, wenigstens wärs ein schneller Tod gewesen. Aber um hier mal zu spoilern: Ich habs überlebt.

Am Freitag vor dem Flug musst ich mich noch irgendwie von meiner Nervosität ablenken. Also einen Film einlegen. Final Destination. In dem es darum geht, dass eine Gruppe Jugendlicher dank einer Vision einem schrecklichen Flugzeugabsturz entkommt und sie der Tod dafür einen nach dem anderen holt. Toller Film. Am Samstag wars dann soweit. Aufstehen um 4 Uhr, etwas zivilisieren, den Koffer schnappen und ab zum Bus in Richtung Hauptbahnhof. Dort dann in den Zug nach Wien. Von Wien fliegt man nun mal günstiger als von Linz. Nach zwei Stunden Zugfahrt stand ich am Wiener Flughafen. 07:35 Uhr. Flieger geht um 09:05 Uhr. Das wichtigste zuerst: eine rauchen. Nicht wegen der Sucht, sondern gegen die Nervosität.

Danach gings in den Flughafen. Reizüberflutung. Ich stand da wie ein Landei zum ersten mal in einer Großstadt. Verschiedene Schilder wollen mir irgendwas sagen, aber ich versteh ihre Sprache nicht. Gate? Boarding? Check in? Ah, Information. Aber ich bin ein Mann. Stolz bis aufs Blut. Scheiss auf die Information. Learning by doing. So heisst die Divise. Okay, ich hab online schon eingecheckt, das heisst ich spar mir schon mal Zeit. Jetzt nur noch rausfinden wo ich hin muss.

So eine riesige Tafel mit Abflugszeiten verrät mir Gate F10. Alles klar. Ähm .. und wo ist das? Ich irre ein wenig durch den Flughafen, als mir ein Schild verrät "Gates E, F, G, hier lang". Also folge ich brav den Anweisungen des Schildes. Einfach den anderen Menschen nach. Irgendeiner von denen wird schon das selbe Ziel haben wie ich. Plötzlich ruft mir jemand nach. Eine Frau, etwa Ende dreißig. Sie zeigt auf meinen Koffer und auf ihre Waage. Ich stell meinen Koffer drauf, sie sieht mich erstaunt an. "Ist da überhaupt was drin?" - "Ja, meine Zahnbürste." Wir lachen und ich geh weiter. Mein Koffer hat nun ein Freundschaftsbändchen um, das ihn als Handgepäck klassifiziert.

Ich mach es wie die anderen und halte den Strichcode meiner Bordkarte auf einen Scanner. Der Durchgang öffnet sich und ich komme zum Securitycheck. Ich muss nicht mal warten, es sind fast keine Leute hier. Während ich mich meiner metallischen Gegenstände entledigt hab, und meine Hose mit der Hand festhalte, weil mein Gürtel auch eine Metall-Schnalle besitzt, wird die Zahnbürste in meinem Koffer genaustens geröntgt. Alles klar, ich darf passieren. Juhu. Meinen Gürtel wieder angelegt und den Rest von meinem Zeug wieder entnommen gehts es weiter. "Duty Free" schreit es mir entgegen. Keine Zeit, ich will nur mein Gate finden.

Nach einem gefühlt ewig dauernden Marsch, der denen die ich im Heer absolviert hab nahekommt von der Entfernung her, bin ich endlich da. Gate F10. Und ich habe noch eine Stunde Zeit. Also öffne ich den Koffer und hol ein Buch raus. Charles Bukowski. "Das Liebesleben der Hyäne". Nach etwa 60 Seiten werden wir an Bord gebeten. Aber nicht an Bord des Flugzeugs, sondern eines Busses der unten steht. Das Flugzeug steht irgendwo auf dem Flughafen in Wien rum, und damit wir uns nicht verlaufen, werden wir hinkutschiert. Find ich nett.

Der Bus bleibt nach einer kurzen Fahrt wieder stehen und ich stehe vor dem Flugzeug. Germanwings. "War da nicht mal was mit einem Selbstmordgefährdeten Piloten?" frag ich mich. Aber egal. Wer freiwillig öfters so hoch oben herumfliegt muss wohl seinen Lebenswillen abgeben, sonst würd er den Job nicht machen. Wir steigen ein, ich such meinen Platz. 15A. Reihe 15 gefunden und hingepflanzt. Es vergehen 5 Minuten bis ich draufkomme dass ich auf 15F sitze. Also wieder aufgestanden und auf den richtigen Platz gezwängt. Wie ein kleines Kind freue ich mich schon auf die heißem Stewardessen die man aus den Filmen kennt. Die dann mit einem Sex auf der Flugzeugtoilette haben. Zu dumm, dass wir nur männliche Reisebegleiter hatten. Naja, vielleicht ein anderes mal. In schönen, durchchoreographierten Bewegungen zeigen sie uns alles. Sicherheitsgurt öffnen und schließen. Notausgänge. Sauerstoffmasken. Mein Ruhepuls liegt bei etwa 200.

Die Lichter zum anschnallen gehen mit einem "Pling" an und wir schnallen uns alle brav an. Danach werden die Motoren gestartet. Da klackert was, ist das normal? Egal, wir rollen los. No risk no fun. Raus auf die Startbahn. Ruhepuls bei 250. Wir machen ein paar Kurven und stehen dann auf der Geraden. Der lebensmüde Pilot drückt aufs Gas und uns in unsere Sitze. Ein paar Sekunden später verlassen wir den sicheren Boden und sind in der Luft. Wir fliegen ein paar Kurven, immerhin wollen wir ja was geboten bekommen für unser Geld. Lediglich den Looping hat er weggelassen. Nett, dass der Pilot Rücksicht auf mich nimmt. Wir durchstoßen die Wolkendecke und ich seh aus dem Fenster. Schöner Ausblick. Lässt mich alle meine Sorgen und Ängste vergessen. Wovor haben die Leute eigentlich Angst wenns ums erste Mal fliegen geht? Versteh ich gar nicht, gibt ja absolut keinen Grund dazu.

Now I'm looking to the sky to save me

euer Duni