Reiseblogger – Livereportagen: “How to do”

Zurück- und auch vorausblickend auf viele Livereportagen als Reiseblogger möchte ich ein paar Erfahrungen und Tricks sowohl für Reiseblogger als auch deren Kunden festhalten.

Reiseblogger sind keine Journalisten

Die meisten touristischen Anbieter und deren Kommunikationsmanagement (Marketing/PR) haben wenig bis keine Erfahrung in der Kooperation mit Bloggern im kommerziellen Bereich. Dies bezieht sich übrigens nicht nur auf den touristischen Sektor, sondern kann generell (für Österreich) angenommen werden.

Daher werden Blogger gerne (und meist sofort) in Schubladen gelegt, die einigermaßen greifbar sind. Sätze wie “…die machen für uns Werbung” oder “..das sind die Journalisten” bis zu “..machen Internet” sind gang und gäbe und bedürfen Aufklärung. Reiseblogger, insbesondere aber Reiseblogger, die einen Livefeed erstellen, sind keine Journalisten.

Ich persönlich sehe mich als externen Marketing- und Branding Consulter, der im Bezug auf Auftraggeber maßgebliche Informations und Aufklärungsarbeit im Bereich digitaler Kommunikation erfüllt. Das Bloggen und der Livefeed werden zu Prototypen, wie Kunden in einen digitalen Dialog einsteigen können. Kunden werden informiert und motiviert, an einer Bloggerreise selbst teilzuhaben und sowohl das technische Instrumentarium als auch die digitale Infrastruktur mitzuerleben und auszuprobieren.

Die Fragen (und Antworten) beziehen sich auf alles, was gemeinhin unter “Social Media” subsumiert wird. Technische Fragen zu Webpages und Blogs, Social Media Kanälen und Monitoring Tools sind genauso Thema wie die Handhabung von Kameras und Smartphones. Weitergehend relevant sind auch Erklärungen und Beispiele zum Branding, Tagging und Hashtags sowie eine kleine SEO Kunde, um einem Feed auch einen Sinn geben zu können unjd diesen zu monitoren.

Ich nehme an, dass viele diese Position nicht teilen, wofür es aber eine Kommentarfunktion gibt. Blogger im kommerziellen Bereich, und das ist jeder Bereich, in dem Marketingdienstleitungen angeboten werden, müssen bezahlt werden, da sie ja nicht Mitarbeiter eines (analogen) Mediums sind. Wären sie dies, würde ich sie als Journalisten bezeichnen. Auf unbezahlte Tätigkeiten gehe ich nicht ein, da es sich dann um ein Hobby handelt, wenn gleich auch unbezahlte Blogger über exquisite Expertise verfügen können. Marketing und Branding zu bezahlen ist übrigens nicht unmoralisches oder verwerfliches, wenngleich im Widerspruch zum (ungeschriebenen) Bloggerkodex aus dem Jahr 1992, der das romantische Bild des bedürfnislosen Idealisten beschreibt.

Unternehmen bedienen sich 2014 einfach Personen, die in gewissen Feldern über spezielle Expertise verfügen, und bezahlen diese für die beschriebene Dienstleistungen, die in 95% der Fälle nicht im Haus vorhanden ist. Geschönte oder unwahre Beiträge gehören übrigens nicht in diesen Aufgabenbereich! Jeder Blogger wird genau wie ein Journalist auf seine Authentizität und seine eigene Reputation schauen, so dass sie Gefahr von gekauften Blogberichten nicht gegeben ist. Mir persönlich wurden schon Blogbeiträge “von höhere Stelle” gelöscht, weil sie nicht der Marketinglinie entsprochen haben, was mich zwar geärgert hat, aber meinem Reinheitsgebot von 1516 entsprochen hat.

Das technische Umfeld

Kurz gesagt: Wo gibt es W-Lan und wo ist die nächste Steckdose. Hört sich ganz einfach an, ist aber eine enorme Hürde. In großen Teilen Österreichs ist es zum Beispiel so, dass keine ausreichende Abdeckung mit hochwertigen Mobilfunknetzen besteht. Naturgemäß wird sich der Reiseblogger nicht nur in den Ballungszentren aufhalten, was zu erheblichen Problemen beim Upload von Daten führen kann und auch laufend dazu führt.

Daher lautet auch die erste Frage an den Auftraggeber: Hat das Hotel ein W-Lan? Natürlich hat jedes Hotel in Österreich W-Lan, nur kann ich aus eigener leidvoller Erfahrung sagen, dass kaum ein Hotel in Österreich ein brauchbares W-Lan zur Verfügung stellt. Ein massiver Mangel in der Infrastrukur, nur noch getoppt von den schlechten Mobilfunknetzen. Besonders übel, je schlechter das Mobilfunknetz, desto schneller ist der Akku leer.

Ich reise daher mit 3 (vollen) Ersatzakkus und einem Powerpack mit 24.000 mAh Kapazität (500g)! Die Lage verbessert sich zwar durch Hotspots, aber generell besteht in der technischen Infrastuktur massiver Handlungsbedarf, weil es sich um einen Wettbewerbsnachteil handelt!

Und liebe Hotels und Tourismusverbände: Bitte überprüft, ob das gebuchte Hotel auch wirklich ein im Zimmer funktionierendes W-Lan bereitstellt! Weil sonst gibt es keine bunten Bilder und kein Youtube Video im Netz!

Die Pressereise

Was 1960 toll war, muss heute kein Hit mehr sein. Ein Programm für Blogger ist keine Pressefahrt für saturierte Journalisten. Was wir brauchen ist Freiraum, Tipps und viel Zeit. Je enger das Programm verplant ist, desto stressiger wir das Job. Dies hängt mit den mannigfaltigen Aufgaben eines Bloggers zusammen, soferne er wie ich einen Livefeed produziert. Ich bediene während einer Reportage mehrere Kanäle: #Swarm für Check ins, gerne mit Foto, eventuell kurz mit #Instagram bearbeitet.

Bin ich besonders gut drauf, schreibe ich vielleicht sogar einen Kommentar auf #4sq. Das freut den Wirt und Tourismusverantwortlichen (soferne Geotagging bekannt ist). Fotos nehme ich mit einer 20MP Systemkamera auf, wobei ich die Fotos auf das Mobile spiele (W-Lan), um sie dort meist auf #Instagram zu bearbeiten.

Die Fotos werden live mit #Hashtag gepostet. Auf Facebook (oft 3-4 Fanpages) poste ich seperat, genauso wie auf Twitter.1 shot = 7 Minuten. Man macht also als Live-Blogger den Anschein eines asozialen Autisten, tief gebeugt über das Mobile, desinteressiert am Umfeld. Wir brauchen viel Zeit nebenher, um den Feed produzieren zu können. Jedes Programm muss also auf Blogger (Live-Feeder) abgestimmt werden, um die Produktion zu ermöglichen.

Go-Pro kann man relativ locker mitdrehen, Materail für Clips benötigen mittlerweile (bedingt durch das steigende Qualitätsniveau) sehr viel Zeit, einmal abgesehen vom Schnitt in der Nacht im Hotel (und Upload, falls das W-Lan funkt).

Auch thematisch muss ein Programm mit dem Blogger abgestimmt werden. Es ist enorm wichtig, dass sich der Blogger mit dem Programm identifizieren kann und dieses auch zum spezifischen Themenbereich des Bloggers passt. Was nutzt das beste Spanferkel am lodernden Feuer, wenn der Blogger Vegetarier ist? Es steht eine 90km Radtour an und der Blogger hat 120kg, was machen?

Der Auftraggeber muss also schon im Vorfeld in einen Dialog mit dem Blogger treten, um eine Programmoptimierung vorzunehmen und Informationen an den Blogger weiterzugeben, damit dieser teasen kann (Reim!). Vergesst am besten die vorgegeben Marketingpläne und entwickelt mit dem Blogger und Livefeeder was neues! Lasst Euch was einfallen, gebt dem Blogger Raum und Zeit.

Eure Region (Hotel etc.) muss für sich selbst sprechen. Tut sie das nicht, ladet keine Blogger ein.

Fazit

Der Blogger ist Kommunikations und Know-How Partner für touristische Unternehmen. Blogger bieten oft hervorragendes Wissen in weiten Teilen der digitalen Kommunikation, die gerade im touristischen Bereich so enorm wichtig ist. Sucht euch Profis, die auch gute Eigenreichweite anbieten können, und das bitte nicht nur auf Facebook!

Der Blogger berät und produziert, er verteilt und multipliziert. Der Blogger gibt Feedback in Bezug auf das Produkt und schlägt Verbesserungen vor. Es gibt hier kaum Tabus. Holt Euch an Information raus, was Ihr bekommen könnt. Und nicht vergessen: Bezahlt den Blogger ordentlich. Er wird einen Bruchteil des letzten Marketingkonzepts kosten, Euch aber ein Vielfaches an Information und Wissen zurückgeben.

Erschienen auf eaglepowder.com

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Christoph Cecerle

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fischundfleisch

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