Die 40er-Jahrgänge, schon ein sehr guter Wein heißt für viele in Ihrem Job: volle Kompression - Hochleistungsphase. Alles, was Sie bisher gelernt haben, müssen Sie voll zum Einsatz bringen.

Damit hat jedoch auch die zweite Reifephase klammheimlich begonnen, viele wollen es noch nicht wahr haben - Midlifecrisis.

Die bestehenden Phasen der Kompression und Hochleistung halten wir ohne Folgeschäden für Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung auf Dauer nicht mehr durch. Irgendwann müssen wir uns auch die Zeit nehmen, in noch tiefere Gedanken des Lebens insbesondere auch philosophischer/psychologischer Natur einzudringen und auch mögliche Fehlentwicklungen korrigieren. Man darf sich von den Kräften der Kompression des Berufsalltages nicht zermürben lassen. Kluge Personalpolitik und mehr delegieren können Auswege sein, um sich selbst zu entschleunigen. Ein Sabbatical wäre für Ausgebrannte der beste Weg, aber riskant, die Konkurrenz schläft nicht.

Bin ich der geworden, der ich sein wollte und sein will? Das kann dazu führen, die eigene Lebensweise entweder zu festigen oder im worst case auch den Weg der Trennung einzuschlagen und sich wieder Neuem hinwenden. Für viele Menschen sind die "40er" oft auch ein schmerzhaftes Jahrzehnt, auch voller Irrungen und Wirrungen. Negative Charakterzüge , beginnen sich zu verstärken, manche werden mieselsüchtig - eine lt. Hugo Portisch typisch österr. Krankheit und negative Gefühlswelten verstärken sich neben den positiven. Vertiefungen oder Entfremdungen, Miteinander oder Gegeneinander sind neu entstehende, innere Prozesse in Beziehungen.

Manche holen nach, was sie hinausgezögert haben, verfolgen unerfüllte Träume von früher oder entdecken alte oder neue Leidenschaften wieder. Für die spätere Gesundheit müssen in den 40ern wichtige Weichen gestellt werden. Wer sich regelmäßig bewegt, ein enges Netz sozialer Kontakten pflegt , gesunde Ernährungsstandards beachtet und seinen Optimismus pflegt, steigert seine Chancen auf ein gesundes Alter enorm - aktives Tun vorausgesetzt..

Bei den eigenen Kindern setzt die Adoleszenz ein, was für Eltern bedeutet, die schwierige Balance zwischen Distanz und Nähe zu meistern.

Im Berufsleben treten oftmals statt ständiger Neuerungen und Expansion mehr Routinen in den Vordergrund. Das spart zwar auf den ersten Blick Energien, birgt aber auch Gefahren, denn zuviel Selbstgewissheit kann dazu führen, dass einen jüngere Konkurrenz überraschend und schneller, als man denkt, aussticht.

Positiv wirkt der Bestand an Wissen und Erfahrung, den die Zeit einem schenkt. Man erkennt Muster, die Jüngere nicht sehen, kann von selbst Bezüge herstellen, die sie noch nicht kennen, durchschaut Machtspiele und auch , wie Räder von irgendwelchen Profilierungsneurotikern immer wieder neu erfunden werden (Beispiele Managementtheorien, Schulpolitik, Zertifizierungswahn, etc..)

Einen kleinen philosophischen Vorgeschmack soll Ihnen der Screenshot meiner nachstehenden Botschaften liefern, worüber man nachdenken und was man beginnen sollte, zu verändern trotz aller Beharrungskräfte.

Ein reiches, soziales Leben zu führen, ohne eigenbrötlerisch zu werden, ist ein wichtiger Garant für das Glück in späteren Lebensphasen. Auch die kognitive Betätigung, die Welt der Bücher, am Zahn der Zeit zu bleiben, Internet, etc..sind wichtige Zusatzfaktoren. Menschen werden in dieser Phase selbst zu Mentoren und beginnen, ihre Erfahrungen weiterzugeben – und lernen auch selbst wieder von Jungen, wenn sie dazu bereit sind. Das zu nutzen und auszubauen heißt, mit der Zeit zu leben.

Viele beginnen aber, gegen die Zeit zu leben, und verzweifeln an Falten und grauen Haaren.

In früheren Jahrzehnten stand die "primäre Kontrolle" im Vordergrund, das aktive Anstreben von Zielen, auch Ellbogentechnik. Nun geht es um die "sekundäre Kontrolle" (ich nenne es auch Psychohygiene). Man gestaltet sich selbst, seine Verhaltensmuster um, setzt sich neue verstärkt auch innere Ziele, wenn man merkt, dass man nicht mehr alles direkt kontrollieren und erreichen kann, was früher einmal wichtig und möglich war.

Wenn man rigide an den Zielen aus jüngeren Jahren festhält, steigt das Risiko von Burnout, Depression, Alkoholismus, etc..Resigantion (habe ich alles falsch gemacht?) ist die Folge.

Für jene, die zufrieden mit ihrem Lebensweg sind, beginnen die Jahrzehnte der größten Ausgeglichenheit, die Würfel sind gefallen, das Leben meint es gut. Mit der Zeit und nicht gegen die Zeit zu leben. Aber auch Routinen können sich zum Feind entwickeln, mehr Abwechslungen, Richtungsänderungen tun manchmal gut.

Sich neu zu erfinden, die eigene Identität weiterzuentwickeln, sich neue Betätigungsfelder im Ehrenamt oder Hobby zu suchen, die Beziehungen zum Partner und zu Freunden zu intensivieren. Es kann guttun, jüngere Freunde zu gewinnen. Ein guter Vorgesetzter zu sein bedeutet, delegieren zu können und Weitblick zu entfalten. Altruistisch zu sein macht im Alter deutlich mehr Freude als in jungen Jahren, Belohnungsgefühle des Schenkens . Zur größten Weisheit im Alter zählt die Güte (H.Hesse). Diese Stufe habe ich noch nicht geschafft.

Einige Gedanken habe ich einem langen Beitrag aus der ZEIT entnommen:

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2014/06/generation-zukunft-altersgruppen-unterschiede/seite-4

C.G.Jung, mehr Mystiker als Psychoanalytiker, hat den Alterungsprozess in meinen Augen am schönsten beschrieben, wonach mit jeder Altersstufe eine "neue Geburt" ansteht. Glücklich, wer mit dem Strom schwimmt. Mit seinem persönlichen Lebensstrom. Keine stehenden Gewässer bilden. Mensch wird man laut Carl Gustav Jung nicht nur einmal, sondern drei-, viermal im Laufe eines Lebens. Man war nicht eben noch jung und ist nun plötzlich alt. Dazwischen liegen LEBENSSTADIEN , von denen jedes einzelne anders gelebt werden will.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/c-g-jung-ausgewaehlte-schriften-warum-probleme-fuer-uns-menschen-wichtig-sind-1613055.html

Jung kommt mit nachstehendem Zitat zur richtigen Erkenntnis, obwohl ich selbst Freudianer und kein Jungianer bin:

"Ein Junger, der nicht kämpft und siegt,

hat das Beste seiner Jugend verpasst,

und ein Alter, welcher auf das Geheimnis der Bäche,

die von Gipfeln in Täler rauschen, nicht zu lauschen

versteht, ist sinnlos, eine geistige Mumie, nichts ist als

erstarrte Vergangenheit" .

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fischundfleisch

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