Wie christlich ist Europa aus philosophischer Sicht?

Sowohl der Islam als auch die christliche Religion sind nicht europäischen Ursprungs. Beide Religionen wurden nicht auf europäischem Boden gegründet. Das Christentum ist genausowenig europäisch wie der Islam und beide sind Importartikel aus dem Nahen Osten.

Es gibt keine Religion mit europäischem Ursprung. In der Bibel kommt überhaupt kein Europäer abgesehen von Pontius Pilatus vor und der hat mit Religion nicht viel gemein gehabt. Jesus war kein Christ, die Bibel wurde nicht für Christen geschrieben. Jesus wandte sich selbst als Jude nicht an Christen, sondern er wandte sich an die Brüder mosaischen Glauben, die Juden. Er kritisierte die profitgierigen Händler, die er aus dem Tempel vertrieben hat. Er kritisierte eine scheinheilig pharisäerhafte Auffassung von Glauben, die nicht gelebte Innerlichkeit ist, sondern äußerlich aufgesetzt war als quasi spirituelles Statussymbol.

Jesus sah sich als Reformjude und hat Fehlentwicklungen des Glaubens kritisiert. Seine Selbstsicht war übrigens sehr stark von Endzeiterwartungen geprägt. In dieser Geisteshaltung entstand auch das Neue Testament. Bis ins 3. Jahrhundert lebten die Jünger Jesu diese Reformbewegung, von Christentum war noch keine Rede.

Als das Christentum im Zuge der konstantinischen Wende zur Staatsreligion aufstieg, wusste man noch nicht, ob es nur eine jüdische Reformbewegung oder eine eigenständige christliche Religion war.

Erst im 4.Jh. n. Chr. Wurde langsam klar, dass das Christentum als eigenständige Religion angesehen werden sollte. Die Verbreitung des Christentums fand danach auch mit Feuer und Schwert statt. Kein Europäer war an der Genesis dieser neuen Lehre beteiligt, es ist und bleibt ein Importartikel aus dem Nahen Osten.

Das Christentum ist also per se genauso wenig europäisch, wie der Islam und sind zunächst nicht in Europa verwurzelt. Das Christentum hat die heidnischen Kulte in Europa verdrängt bzw. überformt. Weihnachten war zunächst ein heidnischer Brauch, ebenso das Osterfeuer, womit der Sonnengott gefeiert wurde. Die lange Verweildauer in Europa hat das Christentum als solches in Europa erst anerkannt quasi wie ein Gewohnheitsrecht. Die Berufung auf die lange Verweildauer mit gewaltsamer Vorgeschichte ist ein Scheinargument und macht es nicht genuin europäisch.

Die europäische Kultur (Michelangelo, etc..) und ital. Renaissance waren Mäzenatentum der Kirche mit starken Eigeninteressen , das hatte wenig mit dem Christentum als Lehre zu tun. Mäzenatentum ist nichts unmittelbar Christliches.

Tatsache ist, dass das Christentum genausowenig europäisch wie der Newcomer Islam ist. Es ist die größte Religion in Europa, jedoch keine europäische Religion. Es gibt philosophisch betrachtet kein Morgenland und kein Abendland. Wir leben nicht mehr in den Zeiten der Kreuzzüge, die bis auf den ersten ein Fiasko für Europa waren. Es gibt auch nicht die Gläubigen und die Ungläubigen. Es gibt nur den Menschen neben uns, der nur einen Namen der Welt hat, das sind Brüder und Schwestern und wir sollten uns von unserer Vernunft leiten lassen.

Europa impliziert für mich das Gedankengut der Aufklärung, Ausgestaltung der Menschenrechte in der neuzeitlichen und modernen westlichen Welt. Im intellektuellen Bereich die Strömungen des Humanismus und der Aufklärung mit dem grundlegenden Konzept des Naturrechts und den Beiträgen von Denkern wie Hobbes, Spinoza, John Locke, Grotius, Rousseau und Immanuel Kant ("aude sapere" - wage den Vernunftgebrauch) im 17. und 18. Jahrhundert; Goethe und Einstein waren Spinozianer ohne Glauben an einen persönlichen Gott. Im politischen Bereich die Verabschiedung der britischen „Bill of Rights“ von 1689, der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 und der Menschenrechtsdeklarationen der Französischen Revolution von 1789 und 1791 sowie die Entwicklungen hin zur Trennung von Staat und Kirche, der religiösen Neutralität des Staates und der Etablierung einer entsprechenden Säkularität in der Gesellschaft; im kulturellen Bereich der zunehmende Individualisierungsprozess.

Daraus geht schon hervor, dass das institutionellen Christentum zu den modernen Menschenrechten wenig beigetragen hat, über lange Zeit sehr negativ eingestellt war, dies betraf insbesondere die Römisch-Katholische Kirche mit der Verurteilungen der Menschenrechte als Teufelswerk durch die Päpste Pius VI. 1791 und Pius IX. 1864 . Die wichtigsten Verfechter der Menschenrechte hielten aus diesem Grund Abstand zur institutionellen Kirche, eine Exkommunikation war lebensgefährlich. Christliches Abendland ist ein Euphemismus, der schon an Hand obiger Beispiele wenig mit der Realität im positiven Sinn zu tun hat.

Gegenüberstellung ISLAM/CHRISTENTUM:

http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/texte/islam_christentum_vergleich.html

Zwischen Islam und Christentum ergeben sich einige Gemeinsamkeiten in den Aussagen über den Schöpfergott, das Jüngste Gericht, über das ewige Leben und den ewigen Tod. Gestalten aus dem Alten Testament wie Adam, Noah, Abraham, Mose, Hiob, David und Jona begegnen uns im Koran. Selbst Jesus Christus und der Heilige Geist werden dort erwähnt.

Während Jesus Christus nach biblischem Zeugnis nicht nur ein Prophet war, sondern Gottes einziger Sohn, lehnt der Koran diese Gottessohnschaft ab.

Während nach alt und neutestamentlicher Aussage das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz notwendig waren, um Erlösung für die unter die Erbsünde Verkauften zu erwirken, lehnt der Koran die Kreuzigung Jesu, aber auch die Erbsünde und Erlösungsbedürftigkeit des Menschen ab. Kreuzigung, Erlösung, Gottessohnschaft und Dreieinigkeit, Eckpfeiler biblischer Dogmatik, sind aus Sicht des Korans Verirrungen des Christentums, ja Gotteslästerung. Jesus wurde nicht gekreuzigt und ist nicht auferstanden. Eine Kreuzigung wäre eine schmachvolle Niederlage für ihn gewesen. Er hätte mit seinem Tod auch keine Erlösung erwirken können.

Nach dem Koran begehen Christen mit ihrem Glauben an die Dreieinigkeit (die nach dem Koran Vater, Sohn und Maria - nicht Hl.Geist - umfasst) die schlimmste Sünde überhaupt, die Sünde der Vielgötterei. Nach dem Koran gelangen nur diejenigen, die an Mohammed und den Koran als Wahrheit glauben, ins Paradies. Nach der Bibel würden hingegen nur diejenigen das ewige Leben erben, die an Jesus Christus als Sohn Gottes und sein stellvertretendes Opfer glauben.

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robby

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