A propos internationale Pressefreiheit | Eigentumsverhältnisse der Kronen Zeitung und die IBIZA-Affäre

Rund um die inzwischen als "Ibiza Affäre" bekanntgewordene Einmischung mutmaßlich fremder Gruppierungen und Organisationen in die inneren Angelegenheiten der Republik Österreich, die zum Rücktritt des bis dahin amtierenden Vize-Kanzlers, geführt hat wurde ein Medium besonders ins Rampenlicht gestellt: die Kronen Zeitung.

Die Kronen Zeitung ist bekannt als Östereichs auflagenstärkste Tageszeitung in welche sich laut Videobeweis eine angeblich russische Oligarchennichte (Laut Florian Klenk, Falter) aus Lettland (laut H.C. Strache) einzukaufen scheinen wollte.

Der Aufschrei in der freien Blogger- und Journalistenszene ist groß: eine "Einmischung" in die Pressefreiheit und ein "Ausverkauf ans Ausland" wird behauptet.

Grund genug uns die realen Eigentumsverhältnisse der Kronen Zeitung einmal näher anzusehen.

Laut wikipedia eignet derzeit die deutsche FUNKE-Mediengruppe (ehemals WAZ-Mediengruppe mit Sitz in Essen / Deutschland) 50% der Anteile an der Kronen Zeitung (vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_%C3%B6sterreichischer_Zeitungen_und_Zeitschriften#Tageszeitungen) Ebenfalls laut wikipedia hat dieselbe Mediengruppe im März 2019 die "sofortige Entlassung" des österreichischen Chefredakteurs und Herausgebers der Kronen zeitung - Christoph Dichand - gefordert, dessen Familie ebenfalls 50% der Anteile an der Kronen Zeitung hält.

Und das ist schon eine interessante Begebenheit. Wie und warum kann ein deutscher Medienkonzern die sofortige Entlassung des Chefredakteurs von Österreichs auflagenstärkster Tageszeitung fordern?

Eine schnelle Recherche im Internet hat ergeben, dass die Funke-Mediengruppe mit den Spesenrechnung Dichands vorgeblich nicht einverstanden gewesen sein dürfte - ein spannendes Detail da die Funke-Mediengruppe immerhin einen Jahresumsatz von 1,26 Milliarden (!) Euro vorzuweisen hatte. Und da sollen die Spesenrechnungen Dichands für einen Ski-Urlaub also tatsächlich ein solches Skandalon sein, dass man seine "sofortige Entlassung" anvisierte?

Ein Schelm gar, wer Böses dabei ahnt. Es ist allerdings schon spannend, dass Jahn Böhmermann, der seit Wochen durch österreichfeindliche Kommentare und Statements in der deutschen Presse auffällt, angeblich schon im April 2019 von jener Videofalle bis dato unbekannter Kräfte wußte, in die 2 österreichische Spitzenpolitiker getappt sind. Noch spannender wird es, wenn (daraufhin?) im März 2019 die ebenfalls deutsche FUNKE-Mediengruppe die "sofortige Entlassung" des Chefredakteurs von Österreichs auflagenstärkster Tageszeitung fordert.

Und ein absolutes Höchstmaß an Spannung scheint erreicht, wenn als vorläufiger Höhepunkt dieser ominösen Chronologie tatsächlich im Mai 2019, angestoßen von großen deutschen Medien, ein Video in Umlauf gebracht wird, das zu einem innenpolitischen Skandal in Österreich führt, da ein heimischer Spitzenpolitiker augenscheinlich an den Eigentumsverhältnissen besagter Tageszeitung - und hier schließt sich der Kreis - rütteln möchte.

Es mag sich um Zufälle handeln, und Ereignisse, die per se nichts miteinander zu tun haben. Alleine: die Chronologie dieser Ereignisse und ihre Tragweite kurz vor einer internationalen Wahl, können einem schon zu denken geben.

Chronologie der Affäre:

+Ibiza Gate Vorfall im Jahr 2017

+Böhmermann kennt Video im April 2019

+Funke Mediengruppe fordert Entlassung Christoph Dichands - März 2019

+"Ibiza Affäre" wird von deutschen Medien eine Woche vor der EU-Wahl aufgeworfen - Mai 2019

Mithin stellt sich dem kritischen Beobachter, die gesamte Ibiza-Affäre also plötzlich doch etwas anders dar. War vor kurzem noch die Rede davon wie furchterbar und schändlich es doch sei, wenn sich der Vize-Kanzler (zu einem Zeipunkt als er dieses Amt noch nicht bekleidete) über ausländische Investoren in Österreichs auflagenstärkste Tageszeitung einkaufen möchte. Nun aber stellen wir fest, dass besagtes Medium ohnehin bereits zu 50% einem deutschen - und damit ausländischen - Medienkonzern gehört, der nur einen Monat zuvor in die inneren Angelegenheiten der Kronen Zeitung einwirken wollte um die "sofortige Entlassung" des heimischen Herausgebers und Chefredakteurs Christoph Dichand zu erwirken.

Und das Hauptmedium dieser Gruppe - die WAZ - informiert uns, dass Jahn Böhmermann der deutsche Satiriker und vorgeblicher Publikumsmagnet bereits im April 2019 von dem "Videobeweis" für den angeblichen SKandal rund um die "Kronen Zeitung" Kenntnis hatte.

Man sollte also hellhörig werden. Und ich hoffe, dass der geneigte Leser dieses Artikels dies tatsächlich bereits geworden ist. Welche Schlüsse aus diesen Fakten zu ziehen sind, vermag ich an dieser Stelle nicht abschließend zu beureilen. Klar ist aber, dass hier mehr dahinter stehen könnte, als es auf den ersten Blick vielleicht scheint.

Quellen:

Funke-Mediengruppe fordert "sofortige Entlassung" von Krone Chefredakteur und Herausgeber:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kronen_Zeitung#Chefredakteure_und_Eigent%C3%BCmer

Grund für Forderung: angeblich Spesenrechnungen und Ski-Urlaub

https://www.oe24.at/businesslive/oesterreich/Dramatische-Wende-bei-Dichand-Entlassung/373413784 (PLUS: WAZ will redaktionelle Abstimmung, die Dichand im Dienst behalten hat gerichtlich anfechten lassen)

Umsatzvolumen Funke Mediengruppe:

https://www.new-business.de/medien/detail.php?rubric=MEDIEN&nr=731290

Bericht WAZ - Böhmermann schon im April Kenntnis von "Ibiza-Affäre" Video:

https://www.waz.de/politik/jan-boehmermann-kannte-das-brisante-video-von-strache-schon-id218074383.html

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