Wirtschaftsminister Robert Habeck hat sich geoutet: Er hat noch nie länger als 5 Minuten geduscht. Diese Nachricht der Qualität: "In Peking - politisch korrekter: Beijing - ist ein Sack Reis umgefallen" erregte tagelang die deutschen Gazetten und schlug Wellen in den (a)sozialen Medien. Von wärmster Zustimmung bis striktester Ablehnung reichte die Meinungs- bzw. (Vor)urteilspalette.

Dabei hat er im Grunde nichts ausgesagt, außer dass er seiner Gewohnheit, seine Körperreinigung in überschaubarem Zeitrahmen zu verrichten, Ausdruck verliehen hat.

Dennoch lohnt es sich, die Aussage mal genauer zu betrachten.

Intendiert war der Appell, man möge an der Energie sparen, die zum Bereiten des wohl auch von Herrn Habeck präferierten warmen Wassers benötigt wird. Quasi als Nebeneffekt einer unbestreitbaren win-win-Situation verringert sich auch die Menge des gebrauchten Wassers.

Nun fehlen in der Aussage praktisch alle Rahmenbedingungen, die eine halbwegs valide Bewertung einer solchen Aussage gestatten.

Über diese habe ich mir ein paar Gedanken gemacht. Zunächst wissen wir nicht, ob der Herr Habeck täglich duscht. Vielleicht sogar öfter als ein Mal. Wir wissen nicht, ob er einen sog. Sparduschkopf verwendet. Unbekannt ist, welche Wassertemperatur er präferiert. Welcher Energieträger wird zur Erwärmung herangezogen?

Weiters wäre aus Umweltgesichtspunken zu untersuchen, ob und wenn ja welche chemischen Substanzen Herr Habeck zur Reinigung seines Körpers benutzt. Unbekannt ist, ob er Textilien dazu benutzt, nach stattgefundener Dusche die Körperoberfläche zu trocknen. Im ja-Falle ist prüfen, ob und wenn ja wie oft und womit diese Textilien ihrerseits und bei welcher Temperatur sie gewaschen werden und wie diese im ja-Fall getrocknet werden.

Die nicht banale Frage, ob Herr H. auch schon mal Vollbäder nimmt, lasse ich aus. Trotz der Tatsache, dass ein Vollbad mindestens einer Woche täglichem Duschen entspricht.

Fangen wir mit dem energetischen Argument an: Unbestreitbar braucht man zur Erwärmung von Wasser Energie. In meiner Kindheit feuerte mein Großvater am Samstag den Badeofen mit Holz und Briketts an, auf dass seine Familie (Oma als Erste) hintereinander in die Wanne mit dem gleichen - zunehmend kälteren und schmutzigeren Wasser - konnte. Unter der Woche stand winters ein Wasserkessel auf dem Herd, damit das Wasser in der Waschschüssel für die morgendliche Katzenwäsche leicht temperiert werden konnte.

Heuer und da eigentlich niemand mehr über Badeofen oder Wamsler-Herd verfügt, wird Warmwasser meist über die Zentralheizung oder Durchlauferhitzer bereitgestellt. Gelegentlich findet sich noch ein Boiler. In EFH ist eine Therme vorhanden, die meist an der Zentralheizung hängt.

Nicht wenige haben Solarpanels auf dem Dach. Zu letzteren gehöre ich. Will sagen: Aktuell bei über 12 Stunden Sonne täglich, habe ich reichlich nicht nur warmes, nein heißes Wasser. Oder anders gewendet: Wenn ich NICHT dusche oder der Geschirrspüler läuft, dann schaltet der Regler den Vorlauf statt um 17 Uhr schon um 14 Uhr wegen Überhitzung ab. Zumindest für ca. 9 Monate trifft das Energieargument nicht.

Winters sieht das etwas anders aus, aber immerhin schafft die Anlage das noch, an sonnigen Tagen das Wasser in der Therme von ca. 12 Grad auf 20 bis 25 Grad zu erwärmen.

Damit bin ich bei der Frage nach der Wassertemperatur zum Duschen. Ich ertappe mich dabei, im Sommer eher kühl (so 25 bis 28 Grad) zu duschen und vielleicht auch zwei mal täglich, während es im Winter auch gerne 37 Grad sein dürfen. Also könnte ich in der Tat während dreier Monate geringstfügig Energie sparen.

Ich komme diesbezüglich zur letzten Überlegung: Der berühmte Sparduschkopf soll zwischen 30 und 50 Prozent Wasser dadurch sparen, dass Luft in den Wasserstrahl einperlt. Anders gewendet: Mit Sparkopf kann ich bei gleichem Wasser- und Energiebedarf bis doppelt so lange duschen wie ohne.

Wenden wir uns der Wassernutzung zu. Vorweg: Individuelles Wassersparen senkt in gewisser Weise die individuellen Kosten, nämlich die Verbrauchskosten, da z.B. Leitungs- oder Zählerkosten pauschal gerechnet werden. Die Gesamtkosten werden natürlich nicht gesenkt eher gesteigert. Warum? Das ist nicht schwer zu erklären: Sparduschköpfe, Sparprogramme an Wasch- und Spülmaschinen, Sparknöpfe für die Toilettenspülung - insbesondere der letzten Generation - verringern den Gebrauch von Frischwasser. Der unangenehme Nebeneffekt besteht darin, dass nun die Kanalisation wegen der zu geringen Abwasserfracht von den Stadtwerken gereinigt werden muss. Natürlich mit Frischwasser. Und diese Kosten werden natürlich abgewälzt. Nicht unbedingt direkt auf der Wasser- bzw. Abwasserrechnung sondern gerne auch über Grundsteuererhöhungen.

Ich komme zur Frage der von Robert genutzten Reinigungsmittel. Wenn ich nach schweißtreibenden Tätigkeiten unter die Dusche gehe, brauche ich oft gar keine Reinigungsmittel. Es reicht dann, den Schweiß mit warmem Wasser gründlich abzuspülen. Ansonsten benutze ich ein Shampoo/Duschgel und Seife. Robert hat sich diesbezüglich nicht geäußert. Wenn überhaupt, dürfte er vielleicht Kernseife benutzen, die traditionell aus Unschlitt (Rinder- bzw. Schaftalg) und Holzasche gefertigt wird. Statt Unschlitt lässt sich auch Pflanzenfett benutzen, wobei ich als mein memento anführe, dass Pflanzenöl sinnvollerweise zu Ernährungszwecken genutzt werden sollte. Die Herstellung von Seife war übrigens mal Bestandteil des Schulwissens. Duschgels haftet der Ruf an, mit Mikroplastik "verseucht" zu sein, was immer mal wieder Rauschen im Blätterwald hervor ruft. Die Frage, was nun politisch korrekt ist, lasse ich offen. Ich habe den Anspruch, dass ich erstens sauber werde und zweitens meine ziemlich empfindliche Haut nicht gereizt wird.

In Klammern: Da ich unter Schuppenflechte leide, gönne ich mir gelegentlich heiße Salz- und Basenbäder.

Im kleinen Fragenkanon noch zu den genutzten Textilien. Die Erziehungspresse klärt mich auf, dass ich Bade- und Betttücher wöchentlich zu wechseln und bei mindestens 60 Grad zu waschen habe. Will sagen, wenn ich nach Roberts Regel kurz und kalt dusche, dann hinterlasse ich meinen ökologischen Fußabdruck eben woanders. Wobei ich ja wenigstens zum Trocknen aktuell die sonnigen Tage nutze und winters die Wäscheleine in der Waschküche.

Abschließend mein kleines Fazit: Roberts Ratschläge sind nichts anders als "virtue signalling" also: das Zurschaustellen von Ansichten, welche die moralische Korrektheit der eigenen Position zu einem bestimmten Thema demonstrieren und gleichzeitig als besonders zustimmungsfähig erachtet werden.

Es ist die hohle Phrase eines Menschen, den die Nöte und Notwendigkeiten derjenigen, die nur über 1/10 und weniger seines Einkommens verfügen, nicht mehr erreichen.

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