Gewerkschaften gefordert – Sozialpartnerschaft am Ende

http://www.sozialpartner.at/

Es ist keine Frage, dass Gewerkschaften etwas Unverzichtbares sind! Es ist für mich aber auch keine Frage (mehr), dass die Sozialpartnerschaft am Ende ist und aufgelöst werden muss.

Personalvertretungen stehen vor riesigen Herausforderungen, denen sie in Ihren Strukturen eigentlich gar nicht gewachsen sein können. In einer globalisierten, kapitalistischen Welt sind lokale Gewerkschaften nahezu machtlos. Sie erreichen gerade einmal etwas bei regionalen Arbeitgebern, aber bei multinationalen Konzernen schwindet Ihr Einfluss wie das Eis der Gletscher! Der ÖGB steckt im selben Sumpf wie die österr. Parteienlandschaft und primär geht es um Machtspielchen innerhalb der Gewerkschaften als um konstruktives Schaffen. Während man sich im ÖGB mit sich selber beschäftigt stieg die Arbeitslosenzahl in Österreich in den letzten Jahren stetig an und aktuell sind wir bei fast 330.000 Beschäftigungslosen (Stand August 2016) angekommen.

Auch wenn ich mir sicher bin, dass hinter den Kulissen viel mehr passiert, ist der nach außen einzig aufscheinende Aktionismus der Gewerkschaften, die jährliche Kollektivvertragsverhandlungsrunde. Natürlich will keiner zugeben, das regionale Gewerkschaften kein Leiberl mehr haben, wenn Konzernzentralen weit entfernt Entscheidungen über Arbeitsplätze in Österreich treffen, aber faktisch gesehen ist das nun mal so. Das macht es österreichischen Führungskräften auch so einfach, denn sie verweisen auf Entscheidungen in den Konzernzentralen in Deutschland, Frankreich, USA oder wo auch immer und Betriebsräte und Gewerkschaften stehen mit offenem Mund da und können fast nichts dagegen tun. Man verkauft dann Minimalerfolge als riesige Verhandlungsgewinne, doch in Wirklichkeit hat man nur Pyrrhussiege errungen.

Die Gewerkschaften müssten endlich diese unsägliche Sozialpartnerschaft aufkündigen und handeln wie Gewerkschaften es früher taten. Die Sozialpartnerschaft die unter einem Sallinger und Benya (natürlich auch vorher und eine Zeit danach), Ihren Sinn hatte und viel Gutes ausverhandelt hat, ist kein gangbarer Weg mehr in einer Zeit in der sich Spekulanten wie Heuschrecken durch das Aktienfeld fressen. Partnerschaften mit Handschlagqualitäten gibt es nahezu nicht mehr und ein ungezügelter Kapitalismus wie wir in heute erleben, war damals nicht etabliert, daher hat das System auch funktioniert – heute nicht mehr. Heutzutage müsste die Gewerkschaft viel früher und regelmäßig zu Streiks aufrufen um Arbeitsplätze zu retten und Ihre Forderungen durchzusetzen. Die Streikminuten pro Arbeitnehmer in Österreich sind ein schlechter Witz. In Österreich kannst Du als Arbeitgeber, Deine Angestellten oder Arbeiter nach Lust und Laune kündigen, denn Du kannst Dich darauf verlassen, dass der ÖGB nicht dagegen auf die Straße geht. Der ÖGB hat offensichtlich noch nicht verstanden, das negative Presse in unserer Mediendominierten Welt für eine Abwertung von Aktien und damit einhergehende Verluste verantwortlich ist. Das sind Dinge die speziell Börsennotierte Unternehmen gänzlich vermeiden möchten! Daher wäre es schon mal ein guter Ansatz, mit diesem Fähnchen ab und zu ein wenig zu winken!

Der ÖGB wird das nicht hören wollen, aber an einem Teil der Arbeitslosen ist er mit Schuld. Ein stetiges blockieren und verharren in veralteten Positionen bringt niemanden etwas und ich persönlich halte auch die KV Politik für falsch. Jahr für Jahr beim KV große Gehaltserhöhungen zu fordern ist nicht realistisch und hat dazu beigetragen, dass wir ein Hochpreisland bei Lohn- und Lohnnebenkosten wurden. In Jahren der Rezession hätte man größere Erhöhungen fordern müssen um die Kaufkraft anzukurbeln, in Zeiten des Aufschwungs hätten die Forderungen kleiner gehalten, oder sogar Nulllohnrunden zugestimmt werden müssen. Natürlich ist das nur meine persönliche Meinung, die ich auch nicht wissenschaftlich belegen kann, aber Gedanken wird man sich ja machen dürfen.

Wenn wir all das aber auf globale Entwicklung schieben, machen wir es uns zu einfach. Ein durch und durch staatlicher Betrieb, die österr. Post AG, ist ein Beispiel für das Vorgehen der zuständigen Gewerkschaft. Was ist da in den letzten Jahren passiert, was wird hier z. B. BriefträgerInnen aktuell zugemutet und wo waren die Aktivitäten der zuständigen Gewerkschaft? Die Filialen sind ausgedünnt, die Belegschaft in den Filialen minimiert, BriefträgerInnen müssen teilw. absurden Prozessen folgen u.s.w., aber das Management kassiert weiterhin mächtige Gehälter und die Anzahl der PowerPoint zeichnenden, politisch schöne Worte findender Führungskräfte blieb zumindest gleich. Gerade Staatsbetriebe waren früher ein bewährtes Steuerungsmittel der öffentlichen Hand um Arbeitslosenzahlen zu senken, die Privatisierungsgeilheit der Politik, hat aber auch dieses Mittel zerstört.

Auch die Lehrerschaft ist ein gutes Beispiel für das Versagen des ÖGB. Anstelle konstruktive, für die LehrerInnen akzeptable Konzepte für eine anständige Bildungsreform zu entwickeln und der Politik vorzulegen, zementiert man sich seit Jahrzehnten mit einem strickten „Nein zu allem“ ein! Österreich ist mittlerweile ein derartiges Bildungsvakuum, das die Gewerkschaft mit guten, die Lehrer einbeziehenden (sie sind ja schließlich die Wissendem im Bildungsbereich) Reformen vermutlich tausenden Jobs schaffen könnte, aber stetig Nein zu Veränderungen zu sagen, entspricht viel mehr der österreichischen Gangart. Sogar langjährige Lehrer, schütteln mittlerweile den Kopf über das Verhalten der eigenen Gewerkschaft.

Vizekanzler Mitterlehner wird massivste kritisiert, weil er einen 12 Stunden Tag fordert, aber anstatt dieses Staffelholz anzunehmen, darüber nachzudenken und einen eigenen konstruktiven Vorschlag zu bringen, sagt man einmal kategorisch NEIN! Ähnlich starr und kompliziert wie in unserem Land den richtigen Gewerbeschein auszuwählen um sich betätigen zu können, verhält es sich mit den Arbeitszeiten. Wir leben schon länger nicht mehr in einer Gesellschaft in der von 7.30 – 16.30 Uhr gearbeitet wird und es würde auch Jobs schaffen, wenn man hier endlich flexible Rahmenbedingungen schaffen würde.

So nervig Hr. Lugner mit seiner Sonntagsöffnung in der Vergangenheit war, liegt doch ein Fünkchen Wahrheit darin. Gerade in den Grenzregionen Österreichs kämpft der Handel damit, dass in den Ländern rund um Österreich nicht nur billiger, sondern auch flexibler eingekauft werden kann. Anstatt hier aus der Not eine Tugend zu machen und Konzepte zu entwickeln, blockiert man dieses Thema seit Jahrzehnten.

Österreich hinkt in allem hinterher, anstelle Vorreiter zu sein und hat man einmal etwas gefunden, das für andere ein Vorbild ist, dann behält man es auf ewige Zeiten bei, anstelle es weiterzuentwickeln.

Lieber ÖGB, es wird Zeit aufzuwachen! So kann es nicht weitergehen! Wir ArbeitnehmerInnen, würden eine starke, effiziente und innovative Vertretung benötigen, aber in der momentanen Situation, würde ich eher bilateral mit meinem Chef über Verbesserungen verhandeln, als zu Euch zu gehen!

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
0 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

1 Kommentare

Mehr von GeJu1969