Versteht mich bitte nicht falsch, sehe ich einen Unfall, helfe ich selbstverständlich, ohne darüber nachzudenken.

Aber gerade jetzt komme ich wieder mit einem Thema in Berührung, das mich selbst besonders betrifft. Am Montag gehe ich für eine Woche in eine Klinik, wo ich bzw. die Ärzte versuchen mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Neben einigen nicht minder wichtigen Therapien, geht es zu einem Großteil um meine Epilepsie. Echt nichts Tragisches, bringt halt öfter ein paar Probleme mit sich. Das wären primär die Anfälle. Ich hab sie praktisch mein ganzes Leben lang, mal mehr, mal weniger. Ich hab mich an sie, soweit halt möglich, schon gewöhnt. Die meisten sind kleine bis mittlere Absenzen (ist etwa wie Trance, lustig, manche bekommt man sogar selbst mit, habe dann aber über Körper und Geist keine Kontrolle mehr). Auch hab ich viele, bei denen ich das Bewusstsein verliere und umfalle (die Narben werden jährlich mehr...)

Und dann hab ich, zum Glück relativ selten, heftige sog. "Grand mal Anfälle", welche die schwerste Art von epileptischen Anfällen darstellt.

Doch zum Titel.

Es klingt irgendwie lustig, eigenartig, oder vielleicht sogar unglaublich, so viele Anfälle hatte ich schon, aber ich hab noch nie einen "live" gesehen. Sie erzählen mir immer, was ich gemacht hab, wie ich ausgesehen hab und meine angebissene Zunge "spricht Bände"... Aber eben "live" hab ich noch nie einen gesehen.

Natürlich kommen in Filmen, Dokus, etc., immer wieder welche vor, aber wie überall ist live doch was ganz anderes.

Praktisch jeden Tag sieht man im Fernsehen Tote, in Filmen, wie in den Nachrichten. Interessiert eigentlich gar nicht mehr. Doch liegt vor einem selbst plötzlich ein Toter, kanns leicht sein, dass man sein ganzes Leben lang Alpträume hat. So der Unterschied.

Und wie so oft, bin ich in der Klinik unter recht vielen die Anfälle haben, was die Chance einen zu sehen, jedes Mal deutlich erhöht. War halt trotzdem noch nicht der Fall.

Was jetzt, wenn jemand vor mir einen schweren Anfall hat?

Lauf ich hin, um zu helfen? WÜSST ICH ÜBERHAUPT WAS ZU TUN IST? Sämtliche näheren Verwandte, Bekannte von mir wissen, was zu tun ist. Aber ich selbst? Ich müsst erst mal nachdenken. Eigenartig...

Und steh ich dann da, was denk ich dabei? "aha" so sieht das also aus und schau einfach gespannt zu, weil ich wissen will, wie's weitergeht?  Oder ekel ich mich, weil ich mir sag, furchtbar, so schau ich auch aus?! nichts wie weg...

Ganz sicher würd ich wesentlich länger als jeder andere brauchen, um erste Hilfe zu leisten.

Immer wieder möcht ich wissen, wie so ein Anfall aussieht. Doch eigentlich bin ich froh, noch nie einen gesehen zu haben. Ob ich da Alpträume von mir selbst bekommen würde?

So, grad erhol ich mich vom letzen, mittelschweren Anfall, vor etwa einer Stunde und wart auf Montag Früh, wenn ich übersiedle! :)

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Bluesanne

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Bernhard Juranek

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fischundfleisch

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Silvia Jelincic

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