In der Firma sind meine letzten Wochen angebrochen.

Zum Glück, länger hätte ich es nicht mehr ausgehalten

Dabei tut es mir gerade um diesen Job unendlich leid. Ich hätte mir keine besseren Kollegen wünschen können, in diesen 6 Monaten hab ich mehr gelernt, als in den letzten 10 Jahren. Ewig hab ich davor allein in einem Geschäft gestanden, bei manchmal 3-4 Kunden am Tag. Wenn ich jetzt zurückdenke, war die frühere Firma der schwerste Fehler: Kein Kollege, wenig Arbeit, kein PC, einfach keine Möglichkeit, am Laufenden zu bleiben. Erst jetzt, in diesem neuen Job, hab ich in der kurzen Zeit so viel gelernt, wie man es besser macht. Und ich hab so viel gelernt, aber jetzt? Die einfachsten Aufgaben, tausendmal gemacht, gehen schief. Von Dingen, die ich schon blind beherrsche, weiß ich nicht mehr, wie sie funktionieren. Laufend blackouts wegen epileptischer Anfälle und ich arbeite langsamer als je zuvor, gerade um alles zu schaffen, was dann erst recht schief geht.

Meine Nerven, mein Hirn, haben durchgedreht. Aus ein paar Anfällen im Monat, sind plötzlich einige pro Woche, sogar einige am Tag geworden. Nervenzusammenbrüche und ein praktisch völliger Ausfall des Gedächtnisses. Ich merk mir sehr viel von Gestern gar nicht mehr. Deshalb hab ich mit dem Chef ausgemacht, dass ich kündigen will. Er hat mich nur gebeten, bis ich etwas neues gefunden hab, halbtags zu arbeiten. Ok, besser halbtags, als arbeitslos. Wobei ich jetzt nicht mehr auf einen neuen Job warte, sondern lieber gleich gehe.

Weils nicht mehr geht, hab ich meinen Arzt angerufen und lass mich einweisen. In drei Wochen ists soweit, ab in die Anstalt! :)

Ich hoff, dass ich auf diesem Weg mein Leben wieder in den Griff bekomm. Endlich wieder weniger Anfälle, das Gedächtnis wieder herstellen und vorallem keine Selbstmordgedanken und keine Antidepressiva mehr. Mein Leben in Doktors (oder lieber Krankenschwesters) Händen. (von Letzterem sollt ich meiner Freundin Sandra lieber nichts sagen)... ;)

Aber zum Titel

Ist viel zu tun, ists völlig normal und üblich, dass man wen anderen bittet, ihn zu unterstützen. Hat der Kollege was Wichtiges zu arbeiten, bittet er den anderen, die Kunden zu bedienen. Oder fährt er auf Urlaub, erledigt der andere seine Aufgaben, ganz automatisch.

Nur wünscht sich niemand, dass ich ihn unterstütze, vertrete. Ja nichts machen lassen, die Devise. Selbst bei Kleinigkeiten wird lieber der Lehrling drum gebeten. Seit über 25 Jahren mach ich den Job, 126 Jahre hatten wir eine Firma, in der ich das Handwerk vom ersten Tag der Kindheit mitbekommen hab. Und jetzt traut man mir die einfachsten Arbeiten nicht mehr zu. "Bitte machs nicht, lass mich selber machen" – obwohl der Kollege gar keine Zeit dazu hat. Vielleicht machts irgendein anderer, halt nicht du. Witzigerweise, kann ichs mit jedem Mal weniger. Da wird eine Schraube schon zum Problem. Man wird von Minute zu Minute unsicherer. Bis man froh ist, es nicht machen zu müssen. Die Angst zu versagen, wird größer als die Erfahrung eines ganzen Lebens.

Von allem, was hier schief geht, ist das Schlimmste der Verlust des Vertrauens.

Da verliert man das Vertrauen in sich selbst. Bis es ganz weg ist.

Leider.

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Bluesanne

Bluesanne bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

lebe.lache.liebe.

lebe.lache.liebe. bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

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