Auch ein Glückstag endet einmal - die ersten Tage mit dem neuen Wunzling

Meine Tochter kam, wie bereits erwähnt, am 8.August zur Welt.

Und in diesen Augusttagen vor 27 Jahren war es in Wien heiß, richtig heiß.

In den ersten Tagen im Spital wurden wir Erstgebärenden in alle Geheimnisse der Säuglingspflege eingeweiht - Vieles war für uns sehr lehrreich, anderes eher hinderlich.

Ich habe zB nach diesen paar Tagen nie wieder die sogenannten "Erstlingshemdchen" verwendet, diese komischen Hemdchen, die hinten offen sind, wie die "großen" Krankenhausnachthemden, die unbedingt in der Erstausstattungs-Tasche zu sein hatten, die man ins Spital mitzunehmen hat, denn bis man das Kindlein in ein solches eingewickelt hat, ist vermutlich die frische Windel wieder voll.

Danach habe ich nur mehr einfache Strampler verwendet, darunter kleine "normale" Leibchen.

Das mit dem Wickeln hatte ich in relativ kurzer Zeit heraußen - und es war auch eine Wohltat, als wir gemeinsam das "Kindspech", also den ersten Stuhl des Kindleins, überstanden hatten, der sich durch besonders zähe und klebrige Konsistenz auszeichnete.

Und dann kam die Sache mit dem Anziehen:

Zu warm, zu kühl - was ist die richtige Menge an Kleidungsschichten? Muss ein Baby warm eingepackt sein - wärmer als man selbst, auch wenn es 30 Grad im Schatten hat?

Meine Tochter hatte im Spital mehrmals Schluckauf, Schnackerl, wie man in Wien so schön sagt. Und eine der Säuglingsschwestern erklärte mir daraufhin, das hätten Babies auch, wenn ihnen kalt wäre.

Es kam also der Tag der Entlassung - der Kindesvater holte uns ab und wir fuhren mit dem PKW nach Hause.

Hatte ich schon erwähnt, dass es besonders heiße Augusttage waren?

Nun, wir saßen in einem Auto, in dem alle Fenster geschlossen waren, dass das Kindlein ja keinen Zug erwischt. Noch dazu hatte die diensthabende Säuglingsschwester meiner Tochter ihr im Spital alles an Kleidung, was ich mitgebracht hatte, angezogen, also einen Strampler, ein Strickleibchen und darüber noch ein zum Strampler passendes leichtes Jäckchen, dazu ein wärmendes Häubchen... in dem Auto war es drückend heiß - und ich gehe davon aus, dass auch für sie die Heimfahrt ein WÄRMENDES Erlebnis gewesen sein muss.

Es war Samstag Mittag, als wir nach Hause fuhren, und keine Apotheke hatte mehr geöffnet. An sich kein Problem, meine Tochter hatte nur leider die Eigenheit, nicht ohne Behelfsmittel zu trinken, sie brauchte dazu ein sogenanntes "Stillhütchen", ein spezielles Silikonteil.

Nun hatte man jedoch im Spital darauf "vergessen", mir ein solches mitzugeben.

Wir waren also zu Hause angekommen, Kind meldete nach einiger Zeit gewisse kulinarische Bedürfnisse an - und ich stand da ohne dieses Zauberding. Und man möchte es nicht glauben - selbst so kleine Wunzlinge sind schon nach wenigen Tagen richtige Gewohnheitstiere:

Kind weigerte sich standhaft, ohne sein "Nutschi" auch nur einen Tropfen Nahrung zu sich zu nehmen. Sie lag auf meinem Bauch und brüllte sich die Seele aus dem Leib, währenddessen sich Besagter in einen Milchsee verwandelte.

Was also tun?

Der liebende (und schon ziemlich entnervte) Vater hängte sich ans Telefon, um die nächste diensthabende Apotheke ausfindig zu machen und raste davon. Internet gab´s damals in unserem Haushalt noch keines.

Erst als er wieder mit dem heilsbringenden Utensil ankam, war die Welt wieder in Ordnung, Kind nuckelte zufrieden.

Aufgrund der "Kältewarnung" der Säuglingsschwester und dem vermeintlich damit verbundenen Schluckauf muss meine Tochter in ihren ersten Lebenstagen wohl die Welt als ziemlich warme Gegend empfunden haben - sie war mit Sicherheit ständig zu warm angezogen. Das ging solange, bis wir bei Bruder und Schwägerin im Garten eingeladen waren und sie in ihrer Tragetasche in der Wiese schlief. Ziemlich unruhig schlief, und ihre kleinen Bäckchen waren schon ziemlich rotfleckig. Bis meine Schwägerin einen Blick in die Tasche warf und angesichts der großzügig bemessenen Kleidungsschichten schlichtweg entsetzt war....

Danach war der Schlaf meiner Tochter nie wieder unruhig.

Der Kinderarzt hat mir übrigens später die Ursache des Schlucksaufs erklärt: Babies neigen dazu, beim Trinken Luft zu schlucken - und die muss halt irgendwie wieder raus.

Ansonsten haben wir die ersten Tage, Wochen und inzwischen 27 Jahre gut und ohne gröbere durch Unwissenheit verursachte Blessuren überstanden.

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