Es lebe die Meinungsfreiheit!

Lebt die Meinungsfreiheit?

Ich würde behaupten, nein. Denn das, was sich heute hochtrabend "Meinungsfreiheit" nennt, ist seit geraumer Zeit einer ziemlich eng begrenzten Zensur unterworfen, man muss sich teilweise ganz schön verbiegen, um in manchen Medien noch vorkommen zu dürfen.

Einmal zu viel bestimmte unliebsame, weil von einer überkorrekten "Meinungsblase" zum unerwünschten Terminus erklärt, Ausdrücke in einem Beitrag platziert - schon ist man rassistisch, homophob, frauenfeindlich und was weiß ich noch alles. Und wird zum unerwünschten Subjekt in manchen Redakteurshirnen.

WAS in diese Kategorie fällt, wird dabei allerdings tunlichst verschwiegen. Es ist einfach so. Wird im Bedarfsfall quasi "Pi mal Daumen" entschieden, ganz wie's dem diensthabenden Redakteur gefällt. Weil es so zu sein hat.

Basta!

Und speziell in den letzten Monaten und Jahren wurde diese Grenze von manchen überkorrekten Redaktionsstuben immer enger gezogen - Begriffe, die noch unter unseren Altvorderen (und teilweise auch uns selbst, so wir schon das Vergnügen hatten, ein paar Jahrzehnte auf dieser Erde verbringen zu dürfen) als ganz normal, aber in keinem Fall als irgendwie ABWERTEND gegolten hatten, stehen auf dem Index. Gewisse Personengruppen irgendwie schief anzureden oder gar kritisch über sie zu schreiben, geht natürlich auch auf keinen Fall. Tut man dies, landet man ganz schnell auf der "Beobachtungsliste". Die allerdings nichts mit dem sattsam bekannten Auktionshaus zu tun hat - nein, DIESER Ausverkauf gilt einem viel höheren Gut, nämlich der vielbeschworenen Meinungsfreiheit.

Und so ist man als wacher Geist - oder einfach jemand, der gern scharfzüngig oder pointiert formuliert - ganz schnell mundtot gemacht.

Man ist also von den Gnaden einer unerbittlichen, sich selbst überschätzenden, überkorrekten Zensurfabrik abhängig. Und versucht sodann, nur ja kein Wörtlein zu tippen, welches auch nur irgendwie ANSTÖSSIG sein könnte. Denn ist man den betreffenden Herrschaften in ihren Redaktionsstuben einmal ins strenge Auge gefallen, dann ist höchste Vorsicht geboten - man wird verwarnt und steht künftig unter sprichwörtlichem Kuratel.

Egal, wie lange oder intensiv man zuvor Mitglied der betreffenden "Community" ist oder war - das zählt nicht mehr. Man ist vom Goodwill eines Zeitungsschreibers abhängig.

Egal, ob man jetzt 5, 500 oder gar 50.000 (im betreffenden Fall sogar an die 110.000) völlig - oder zumindest überwiegend - unangefochtene und korrekte Beiträge im betreffenden Medium verfasst hat - es zählt nicht mehr. Nicht mehr in Relation zu einigen wenigen BÖSEN Beiträgen, die man zu gewissen Themen womöglich ins Forum geknallt hat.

Themen, die oft von den (zumindest der bescheidenen Meinung der Verfasserin dieses Artikels nach) sprachlich nicht wirklich begabten Autoren ganz bewusst so platziert werden, dass sie möglichst viele KLICKS gerieren. Denn davon lebt schließlich so ein Zeitungsforum.

Da werden die Leute mit zumindest missverständlichen, aber in jedem Fall triggernden, provokanten Aussagen bombardiert, die offensichtlich nur eines als Ziel haben: nämlich die User schön gegen die Botschaft, und letztendlich auch gegeneinander aufzubringen. Das Herz jeder Redaktionsführung muss angesichts eines kontroversiellen Artikels, unter dem sich die User in unzähligen Postings regelrecht befetzen, in seiner Frequenz um ein Vielfaches erhöht schlagen.

Und dann schlägt die Melde- und Löschmaschinerie zu...

Und die moralisch Erhabenen wedeln mit dem virtuellen Zeigefinger.

Und wenn das Maß voll ist - wobei die hier maßgebliche Skala wohlverborgen hinter Redaktionstüren ruht - dann ist man draußen.

Aus der Gemeinschaft, vom Austausch abgeschnitten, man wird gesperrt. Und zwar, wenn man Pech hat, dauerhaft. Man kann nur mehr von außen zusehen, was auf der betreffenden Plattform so passiert. Und obwohl es einen regelrecht in den Fingern juckt - man kann seinen eigenen Senf nicht mehr dazu abgeben, die Tube wurde von den Aufrechten wasserdicht verlötet.

Das schmerzt. Ist man sich doch auch in vielen Fällen keiner Schuld bewusst. Besonders dann nicht, wenn man zuvor zigtausende Beiträge verfasst hat, die keinesfalls als so gravierend gegen eine ominöse Blattlinie angesehen wurden, dass das notwendig geworden wäre...

Der Verdacht erhebt sich, dass hier gezielt gesucht - und letztendlich auch gefunden - wurde, was unbedingt entdeckt werden wollte. Und zwar unabhängig vom jeweiligen Inhalt.

Und die Verantwortlichen lassen nicht mit sich reden - entweder, weil es ihnen egal ist, oder aber weil sie eventuell vorgebrachte Argumente intellektuell nicht erfassen können.

Man weiß es nicht.

Und sie bleiben anonym. Man weiß als einfacher User nicht einmal, mit wem man es eigentlich zu tun hat.

Und alle anderen beim betreffenden Medium hüllen sich in wenig vornehmes Schweigen - man hat schließlich mit dem Forum nichts zu tun, ist mit HÖHEREM beschäftigt, ganz im Sinne der Blattline, die schließlich HALTUNG vorgibt. Dass man dabei diese vielbeschworene HALTUNG zudem ständig mit MEINUNG verwechselt, wen kratzt das schon?

Nur vergessen die Herrschaften von "Qualitätszeitungen" halt dabei ganz gern auf den Fakt, dass sie mit jedem gesperrten User auch LESER verlieren.

Kismet.

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Spinnchen

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