Medien haben einen großen Anteil an der Beschleunigung des Lebens. Wie kommt das? Nun, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Medien die Verbreitung von Information und die Möglichkeit ihrer Aufnahme seit jeher sehr erleichtern. Und damit auch beschleunigen. Den ersten Quantensprung hat da wohl der Buchdruck bewirkt: dauerte es davor jahrelangen Studiums im Kreise von einschlägig ausgebildeten Menschen, um sich über ein Wissensgebiet im Dialog und sehr viel eigenem Forschungstrieb anzueignen, so war es plötzlich möglich, einfach in einem Buch den aktuellen Wissensstand auf einen Schlag abzurufen. Auch die klassische Zeitung, welche geraume Zeit später folgte, trug das ihre dazu bei, dass Information ein schnelllebiges Gut wurde: ein Durchblättern der Seiten, auf welchen journalistisch aufbereitete Neuigkeiten aus aller Welt schön übersichtlich zusammengefasst sind, vermittelt dabei sogar das Gefühl, über die gesamte Welt Bescheid zu wissen. Damit erhöhte sich nicht nur das Tempo der Informationsverbreitung und zugleich ihres Verfallsdatums der Aktualität, auch die Welt wurde gefühlt kleiner.

Im vorigen Jahrhundert ging es dann Schlag auf Schlag: Verfilmungen machten es überflüssig, mehrere Stunden für die Lektüre eines Buches aufzuwenden; diverse Dokumentationen erweckten den Anschein, Lexika überflüssig zu machen – ein Eindruck, der durch das Internet verstärkt wurde. Die social media bilden aktuell den vorläufigen Höhepunkt: während man zugleich mit 10 Freundinnen und Freunden in privaten Chats sich über verschiedene Themen unterhält und den Kenntnisstand von aktuellen Klatsch und Tratsch auf den letzten Stand bringt, flimmern Informationen über die Asyldebatte, die letzten Fußballergebnisse, Tierquälerei und sonderbare Kreditangebote für dicke Leute über die eigene Pinwand. In Sekundenschnelle fließen da Informationen, welche man früher gezielt hätte suchen müssen und für welche man sich Zeit genommen hätte.

Ja, Zeit genommen: wann hat man sich zuletzt für einen Gedanken Zeit genommen? Wann hat man sich zuletzt die Muße gegönnt, einmal wieder Klarheit darüber zu bekommen, was einem eigentlich wichtig ist im Leben, was man als das große Ziel für sich sieht in den nächsten Jahren? Die atemberaubende Geschwindigkeit, mit welcher ungefiltert Informationen unterschiedlichster Qualität auf die Menschen heute einprasseln lässt zu viele vergessen, sich wieder Zeit zu nehmen. Zeit für Achtsamkeit gegenüber einem Moment, Wertschätzung gegenüber einem Menschen. „Wenn Dir etwas wichtig ist, so verlangsame Deinen Schritt“ hat Konfuzius einmal gesagt, nicht wissend, wie stark die Bedeutung dieses Ansatzes für die Menschheit steigen wird.

Wann nehmen Sie sich wieder Zeit?

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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Hansjuergen Gaugl

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FraMoS

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