Jana war ruhig, zierlich, angenehm als Begleiterin – einfach wie immer strahlend aber nicht blendend; nie brauchte man eine Sonnenbrille um sie auszuhalten, im Gegenteil man griff sanft nach ihrer Hand, um die Fingerkuppen leicht zu drücken, ...und so war man einfach zusammen unterwegs; eine wunderbare Seele von einem weiblichen Wesen. Zudem war sie gern dabei, aber nicht aufdringlich, nie, bei nichts. Sie konnte alles genießen, aber nicht einfordern; erst im nachhinein, so gebe ich zu, kann ich das so richtig begreifen, und schätzen. Was will man mehr… Wenn man nur recht-zeitig ergriffen hätte, was man spät-zeitig begriffen hat.

Foto-Quelle: bergfex.at, Stall im Mölltal

…. Am dritten Tag des Urlaubsausfluges ins Kärntner Mölltal bekamen wir sogar einen Bergbegleiter. Wir konnten die Bergeisenbahn hinauf auf den Adlerhorst und den Hochalm-See nehmen. Und einfach rückschauend nach-bedacht: Es war was „Feines“; – das alles, Wir, Berg, Bahn, Begleitung, strahlende Sonne, leichter Wind – wie es nur außerhalb urbaner Räume möglich war zu spüren. Eine phantastischen Sache, wie „nicht aus dieser Welt“. Nicht zu viele Leute, aber doch halb voll, der kleine „Schnauferlzug“, der sich Kurve um Kurve, um und durch den ziemlich hohen Berg wand. Alles war eine Freude.

Leider war ich – wiedereinmal – zu sorgenbedrückt, und nicht offen genug es schon damals alles gut aufzunehmen, ja aufzusaugen, man müsste bei einem Doofi wie mir – alles mindestens zwei Mal machen (damit ich die Substanz begreifen, und dann auch aufnehme, in meine System hineinbekommen kann), – dass die Welt so schön sein kann, also so schöne feine wunderhelle Stellen hat, die man aber nicht gleich „rein“ lässt. – Kann denn dies alles wahr sein, neben all dem Problemgerede im urbanen Raum, hmmm.

Also kurz der Berg: Es gab eine Mittelstation, schon so hoch oben über dem Mölltal, dass man zunächst denkt: Aha, da ist also „Alles Aussteigen!“ – Aber nein, es geht weiter, und nicht wenig: noch eine Hang wird regelrecht durchbohrt, aber so in den Dimensionen, dass man in den Berg hineinfühlt, und nicht etwa denkt: „Aha, schon wieder was der Natur angetan, diese Menschen…!“ Nein, diesmal nicht, dieses kleine Tunnel ist gut zu nehmen, es ist einfach auch passend, – wenn der Berg so riesig ist, die Bahn dazu so relativ klein, die Stützbalken im Tunnel alle aus Holz, sind wir eben in den Arterien des Berges, und es wirkt so natürlich, „er lässt uns rein!“; wir schauen nur groß und bleiben in der Gegenwart: Kein Denken an Warum, Wieso, Was soll das, schon wieder eine Naturschändung, - nein, nichts dergleichen, wir sind einfach auf der Fahrt hinauf, und da mal mitten durch. Der Berg lässt uns ja. Und weiter geht es, und dann kommt doch bald die Bergstation-Endstation.

Es ist merklich kühler hier oben, alle rundum ziehen ihren Pullover über. Und man sieht sich zunächst einmal erstaunt um, ja hier ist eine andere Welt: Eine neue Art von Ruhe; die Gipfel sind immer noch einwenig weiter weg, man steht unter ihnen, es gibt also „Höheres“. Und es ist so, wie man meint, es könnte gar nicht anders sein: Alles ist richtig, ist schön, ist stark hier, majestätisch eben! Wir sind oben…

Der Bergführer, der – da wir seine einzigen „Kunden“ sind – gibt sich wie ein Begleiter; - sagt dann kurz, er müsse dort oben am Gegenhang mal „raufschauen“, ob der Enzian noch da ist, – unangetastet wie im letzten Jahr. Wir sind also bald allein, also zu zweit allein auf so ca. 2.800 m, und gehen weiter; langsam, den Blick überall hingewendet; wir folgen einfach dem kleinen Pfad entlang des „anderen Gegenhanges“. Dieser neigt sich bald einwenig dem Tal zu, man kann nun auch tief hinunter sehen; tief unten, weit weg – so scheint es – ist das Tal, sind wir also so weit hochgekommen, ohne schweißtreibende Anstrengungen: Ist das keine „Sünde“? Haben wir den Berg nicht betrogen, den Blick ins Tal erstohlen, oder erkauft, statt verdient…

Einwenig nagt dies doch noch, aber in all der Pracht rundum, den Zacken, den Felsen, den Almwiesen, den – oh, da liegt ja, ist ja ein kleiner Bergsee auch nicht weit; - kurz, wir sind da, – also ich, und vermute sie sinniert mit mir lächend mit, nicht so ernst alles nehmend, aber doch auch beschwingt von der Nähe des Erlebens, und das ist doch wohl recht „gemeinsam“; also kurz, wir sind in der Trance des Berges schon eingefangen, und stellen die Frage „Verdienst Du das!“ einfach zurück – wie von der Gegenwart „Verzückte“, weit zurück und vergessen sie bald…

Ja im Gegeneil, wir nehmen die Schönheit an, wir saugen umsomehr an ihr. Noch immer frisch ist der Morgen, fast noch „jung“, um 8 Uhr fuhr die Bergbahn los, um 9 Uhr stehen wir oben, und wir sind schon von den Welten hier oben eingekreist, eingenommen, (Seele keine Festung mehr), einfach voll dabei, und alles andere darf vergessen werden.

„Ich muss zu dem See hinunter, diese paar Hundert Meter,…“ – Jana wartet auf der Wiese neben dem Pfad. Und ist mit dem Blick, den Blicken, dem Tal, den Zacken, den Bergkuppen rundum, auch voll beschäftigt; unergründlich eigentlich wie wann wo das alles entstehen konnte, und just heute hier alles eben genau so „da ist“, also für uns da ist, wie gemacht für diese Augenblick…

Meiner ist dabei nur kurz, ich bin schon wieder der Gefangene meiner Sehnsucht nach dem Wasser; Wasser, ich will einfach rein...und tatsächlich ein paar Minuten später bin ich im See „drin“, also im Wasser. Und das hat es in sich, richtig kalt, wenn man Abkühlung suchte, die bekommt man in Sekunden; dennoch ich will ihn umrunden, es ist ein kleiner See und glasklar, und unten in ein paar Metern Tiefe liegen die ausgedürrten Stämme, die kleinen Felsbrocken, der sandartige Boden mit einigen langen grünen Stengeln, die sich aus dem Boden neugierig nach oben stemmen. - Kein fremder Mensch weit und breit, ich winke Jana kurz zu, und mache bald auf flott, schon um nicht auszukühlen. Und mal nach oben mal nach unten sehend, bin ich im Element, - und das stimmt ja diesmal doppelt wörtlich. Wenn man schnell schwimmt – ist man bald wie durch Zauberhand gewöhnt an diese Temperatur im glasklaren Bergsee und will gar nicht mehr raus, es wird immer normaler ein Teil davon zu sein, einzutauchen, aufzutauchen, es ist nicht mehr hart-kalt, es ist eben nur see-kalt, bergsee-artig, und es fühlt sich einfach richtig an, da zu sein. Da, also das ist in den Bergen sein, den Bergen der Alpen, – sag, wo bist Du eigentlich zuhause, Urbano?... #

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