Leider stehen Froschschenkel noch immer auf den Speisekarten von schicken, meist asiatischen und französischen Restaurants und werden dort als exotische Spezialitäten angeboten. In der Folge werden Frösche in großer Zahl aus Indonesien nach Europa importiert, wo ihre Beine als angebliche Delikatesse vertrieben werden. Über Tausende von Kilometern müssen sie in engen Transportboxen ausharren. Am Zielort angekommen werden ihnen die Beine ohne jegliche Betäubung abgeschnitten – verzweifelt zappelnd sterben die Frösche einen qualvollen und langsamen Tod.

Die ökologischen Folgen der Froschjagd sind nicht abzusehen: Frösche spielen eine wichtige Rolle für das Ökosystem und zählen bereits heute zu den meist bedrohten Spezies. Der Konsum von Froschschenkeln ist deshalb nicht nur aus ethischer, sondern auch aus ökologischer Perspektive nicht vertretbar.

Mit archaischen Methoden wie Netzen, Haken und Speeren werden die Frösche eingefangen, was großen Stress für sie bedeutet und oft zu schweren Verletzungen und Quetschungen führt. Manche Frösche tragen so heftige Verletzungen und Blutergüsse davon, dass die Händler sich weigern, die übel zugerichteten Tiere an die Kunden in Europa zu verkaufen. Die Zahlen sind erschreckend: Zwischen 2000 und 2009 importierte Europa mehr als 100 Millionen Frösche pro Jahr!

Vielen der gefangenen Frösche steht ein Lebendtransport nach Europa bevor: Über Tausende von Kilometern müssen sie engen, dunklen Kisten in kaltem, salzigen Wasser ausharren. Die Tötung erfolgt per Hand: Den Fröschen werden bei vollem Bewusstsein die Hinterbeine und Teile der Wirbelsäule abgeschnitten. Mit abgerissenen Beinen verbluten die Tiere langsam und zappelnd im verzweifelten Todeskampf. Das Schmerzempfinden der Frösche ist dem von Säugetieren und Menschen sehr ähnlich und der Tod und die Prozedur mit extremen Schmerzen für die Tiere verbunden.2

So werden gehäutete Frösche in Indonesien zum Kauf angeboten

Bedrohung für die sensiblen Ökosysteme

Studien haben ergeben, dass es sich bei den importierten Fröschen zum allergrößten Teil um Wildfänge handelt, was in Ländern wie Bangladesch und Indien zu einer erheblichen Dezimierung bzw. zum kompletten Zusammenbruch der Froschpopulationen geführt hat. Für die sensiblen Ökosysteme hat dies verheerende Folgen, da natürliche Kreisläufe unterbrochen und durch den Einsatz von Pestiziden ersetzt werden – zum Schaden von Menschen, Tieren und der Umwelt.

Frösche sind weltweit gefährdet

Von mehr als 5.000 bekannten Arten der Ordnung der Amphibien, zu der Frösche und Kröten gehören (Familie der Anura), gelten bereits 32 % als in ihrem Bestand bedroht. Hauptursachen sind der Klimawandel, die Zerstörung ihrer Lebensräume und die gnadenlose Jagd durch den Menschen. Der Handel mit und Fang von Fröschen wurde in Indien und Bangladesch zwischenzeitlich gesetzlich verboten, und der internationale Handel mancher Froscharten wurde unter den Schutz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens gestellt wurden. Ein großer Teil der Tiere wird jedoch in Bezug auf Art und Herkunft falsch deklariert. So kann auch nicht nachgewiesen werden, ob es sich bei den Importen um bedrohte Froscharten handelt.

Und das Töten geht weiter …

Waren es zunächst Indien und Bangladesch, die unter der unhaltbaren Ausbeutung von Amphibien und den ökologischen Folgen leiden mussten, bezieht Europa Froschschenkel nun häufig aus Indonesien – mit desaströsen Folgen für die dortige Froschpopulation. Experten sprechen in einem solchen Fall vom „extinction domino effect“ (Dominoeffekt beim Artensterben): Nachdem in Europa die meisten Froscharten fast ausgerottet wurden, sind nun Entwicklungs- und Schwellenländer durch unseren unverantwortlichen Konsum bedroht.

Farmen stellen keine Lösung dar

Auch Froschfarmen können keine Alternative darstellen. Wildfänge sind kontinuierlich für eine Aufstockung der Froschbestände notwendig, da Kaulquappen durch Kannibalismus eine hohe Mortalität aufweisen. Zudem können exotische Arten Krankheiten einschleppen und entflohene Tiere eine Gefahr für heimische Arten darstellen.7

Das verborgene Leben der Frösche

Frösche sind faszinierende Tiere. Die meisten Arten ernähren sich von Insekten, die sie mit ihren langen, beweglichen Zungen fangen. Zur Paarungszeit begeben sich die meisten Froscharten zu kleinen Teichen oder Tümpeln. Laichzeit ist meist im Frühjahr, wenn die Temperaturen wärmer werden, bei manchen Arten auch die ganze Regenzeit über oder sogar ganzjährlich. Die Männchen locken die Weibchen durch besondere Rufe an. Es liegt in unserer Hand, das Leiden der Frösche zu beenden!8

Was Sie tun können

Um die Tiere und die Umwelt zu schützen, müssen nicht nur politische Maßnahmen getroffen werden – jeder Einzelne muss seinen Beitrag zum Wohl der Frösche und der betroffenen Importländer leisten. Sprechen Sie Betreiber von Restaurants, Hotels und Feinkostgeschäften auf die Tierquälerei hinter dieser „Delikatesse“ an und bitten Sie sie, zukünftig Froschschenkel von der Karte zu streichen.

Sie möchten gerne etwas tun, finden aber nicht die richtigen Worte? Dann nutzen Sie unsere Textvorlage:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin entsetzt darüber, dass Sie Froschschenkel auf der Karte haben. Der Fang von Millionen Fröschen in Indonesien führt zum Aussterben zahlreicher Froscharten und zerstört das sensible Gleichgewicht der dortigen Ökosysteme. Die gnadenlose Jagd hat bereits in Europa und weiten Teilen von Indien und Bangladesch nahezu zur Ausrottung und zum Fangverbot von Fröschen geführt.

Den gefangenen Fröschen werden die Beine ohne Betäubung ausgerissen; die Tiere leiden zappelnd minutenlang, bis sie an ihren Qualen elend zugrunde gehen. Ich möchte nicht in einem Restaurant essen, das derartige Praktiken unterstützt. Bitte überdenken Sie Ihre Entscheidung und bieten Sie Ihren Gästen stattdessen leckere pflanzliche Gerichte an.

shutterstock/Michiel de Wit

Quellen

1 Kusrini, M.D. & Alford, R.A. (2006). Indonesia’s exports of frogs’ legs. TRAFFIC Bulletin 21 (1): 13-24.

2 Altherr, S., Goyenechea, A. and Schubert, D. (2011): Canapés to extinction – the international trade in frogs’ legs and its ecological impact, S. 8.

3 Machin, K. (1999). Amphibian pain and analgesia. J. Zoo Wildl. Med. 30 (1): 2-10.

4 Stuart, S.N., Hoffmann, M., Chanson, J.S., Cox, N.A., Berridge, R.J., Ramani, P., and Young, B.E. (eds.) (2008). Threatened Amphibians of the World. Lynx Edicions, Barcelona, Spain; IUCN, Gland, Switzerland; and Conservation International, Arlington, Virginia, USA; http://www.iucnredlist.org/initiatives/amphibians/analysis/red-list-status

5 Warkentin, Ian G., et al. „Eating frogs to extinction“. Conservation Biology 23.4 (2009): 1056-1059.

6 http://www1.american.edu/TED/frogs.htm

7 http://www.zeit.de/2011/05/N-Froschsterben/seite-2

8 Wells, K. D. (2007). The ecology & behavior of amphibians. Chicago: University of Chicago Press.

3
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Spinnchen

Spinnchen bewertete diesen Eintrag 19.02.2016 13:18:02

Sachenmacher

Sachenmacher bewertete diesen Eintrag 17.02.2016 11:39:00

bianka.thon

bianka.thon bewertete diesen Eintrag 17.02.2016 10:51:44

2 Kommentare

Mehr von Harald Ullmann