Nun, es gibt Menschen, die melden sich freiwillig zum großen Gesellschaftsexperiment: ein Formular, ein Stempel, und schon ist man nicht mehr, was man war, sondern offiziell etwas Neues. Ein Akt der Selbstbestimmung, ein Triumph über alle alten Kategorien – und, zugegeben, ein beachtlicher Schlag gegen die Bürokratie, die sonst bei jedem Komma zimperlich wird.
Blöd nur, dass selbst der Staat keine Fantasie hat, wenn es ernst wird. Einmal Frau erklärt – also: ab in den Frauentrakt. Keine philosophische Frage, kein Genderseminar, sondern schlicht und ergreifend Alltag im Knast. Wo Männerträume von Selbstdefinition plötzlich auf das harte Pflaster weiblicher Lebensrealität prallen.
Und siehe da: Diejenige, die den Staat vorführen wollte, findet sich nun selbst vorgeführt – von Gittern, von Mitgefangenen, von der nackten Erkenntnis, dass Selbstbestimmung kein schickes Modeaccessoire ist, sondern ein Prinzip mit Stahlbetonfolgen. Konsequent angewandt bedeutet es eben nicht nur, dass ein neuer Eintrag im Melderegister steht, sondern auch, dass man im Frauentrakt die Nächte verbringt.
Dass dafür Einzelzellen nötig werden, ja, dass der Gedanke einer „Sicherheitsverwahrung gegen unfreiwillige chirurgische Selbsthilfe durch Mitinsassinnen“ überhaupt in den Raum gestellt werden muss, hätte sich die Protagonistin wohl kaum träumen lassen. Und doch: Wer Freiheit im Gesetz erzwingt, muss auch die Unbequemlichkeit ertragen, wenn das Gesetz Realität wird.
Der Spott liegt auf der Hand: Groß tönen, den Staat verspotten wollen – und dann überrascht sein, dass die eigenen Forderungen ernst genommen werden, ist wie ein Kind, das mit Streichhölzern spielt und sich wundert, warum’s plötzlich brennt. Selbstbestimmung ist kein Bluff. Wer sie ausruft, bekommt sie. Wer sie bekommt, trägt sie. Auch im Knast. Auch allein.