Professor Heinrich Harrer, Forscher und Abenteurer. Sein bewegtes Leben, vor allem seine sieben Jahre in Tibet, wurden von Hollywood verfilmt. „Sieben Jahre in Tibet“ mit Brad Pitt als Heinrich Harrer. Aber mit Harrer war aber damals noch ein Österreicher unterwegs, den man nicht vergessen sollte. Peter Aufschnaiter, ein Kitzbühler.

Er war einer der großen Bergsteiger seiner Zeit, er kannte Land und Menschen in Asien, wie kaum ein anderer Europäer, und nur wenige wissen von seinen großen Leistungen als Techniker und Agraringenieur, sowie von seinen einzigartigen Erlebnissen. Harrer hätte ohne ihn diese Flucht nach Tibet niemals geschafft.

Und als Heinrich Harrer schon lange wieder Golf spielte, einen Bestseller über Tibet schrieb und in Kitzbühel lebte, da war Aufschnaiter noch in Tibet und half den Menschen. Er liebte dieses Land und dessen Bewohner. Es ist Harrers Bescheidenheit zuzuschreiben, dass seine Sympathie für Tibet, sein Wissen und sein fotografisches Material über das Dach der Welt so lange der Öffentlichkeit vorenthalten blieben.

Peter Aufschnaiter hatte Skrupel, er wollte sich nicht verkaufen, er wollte seine Erlebnisse nicht publizistisch ausbeuten oder gar den Lesern etwas vorgaukeln. „Nicht Scheinen, sondern Sein“ war einer seiner Grundsätze. Bescheidenheit, die Fähigkeit, Enttäuschungen durch innere Stärke zu überwinden und das ständige Bemühen, seine Kenntnisse anderen Menschen durch praktische Arbeit dienstbar zu machen, waren die wesentlichen Tugenden Aufschnaiters.

Ferner liebte er die Natur und die Einsamkeit, auch wenn er sich mit den Menschen um ihn herum stets verbunden fühlte. Der Dalai Lama, das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter, schrieb über Aufschnaiter folgendes: „Er kam 1943 nach Tibet, war mit Harrer auf der Flucht, und er war einer der wenigen aus dem Westen, die das Land in und auswendig kannten. Obwohl er unter unglücklichen Umständen gezwungen war nach Tibet zu kommen, lebte er freiwillig mit unserem Volk, und teilte ihre einfache, aber zufriedene Lebensweise. Dadurch schaffte er sich nicht nur viele Freunde, sondern wurde auch in die Lage versetzt, die freie, friedvolle und glückliche Atmosphäre der tibetischen Gesellschaft zu beobachten und persönlich zu erleben. Während seines siebenjährigen Aufenthaltes in Tibet bot er gerne seine Dienste zur Entwicklung des Landes an, und wurde von unserem Volk außerordentlich geliebt.“

Peter Aufschnaiter wurde am 02.11.1899 in Kitzbühel geboren, besuchte die Volkschule, später das Realgymnasium. Er studierte nach der Matura landwirtschaftliche Chemie und Agrarwissenschaft. Er sprach mehrere Sprachen Asiens, unter anderem auch tibetisch. Eine eigene Wohnung, eine Heimstatt nach der Art bürgerlichen Lebens, hatte Aufschnaiter sein Leben lang nie besessen.

Er hat stets die unbändige Energie eines großen Bergsteiger- und Forscherlebens außerhalb üblicher urbaner Zielsetzungen genützt. Tibet, Indien, Nepal haben diesen Tiroler geprägt. Sein Besitz war zu besten Zeiten in 17 Koffern verstaut. Peter Aufschnaiter war ein Mann, der, als man noch nicht von Entwicklungshilfe sprach, auf seine Weise fremden Völkern half, in Tibet, in Indien, in Nepal. Er hat, im Gegensatz zu manch anderen, den Völkern nur gegeben, und sie nie ihrer Inhalte, ihrer Kultstücke oder ihrer Kunstwerke beraubt. Er hat nie aus den Ländern genommen, er hat immer nur gegeben. Gegeben, was sein breites, gründliches Wissen und seine Menschlichkeit boten.

Peter Aufschnaiter schrieb am 23. Feb. 1952 an den großen Asienforscher Sven Hedin: „ Ich wollte nicht in Tibet bleiben, da es nun ein kommunistisches Land war, so schwer mir der Abschied auch fiel. Ich wäre sonst in Tibet ansässig geworden, wo ich in all den Jahren, die ich dort verbrachte, jeden Tag dem Himmel dankte, dass mir dieses Glück vergönnt war.“ Peter Aufschnaiter war vielleicht immer etwas jenseitig, er war nie ein Sesshafter. Er war auf eine andere Weise als wir aktiv in dieser irdischen Welt.

Als Peter Aufschnaiter am 12. Oktober 1973 in Innsbruck starb, gingen mit ihm Kenntnisse über Tibet dahin, wie sie kein anderer Europäer besessen haben dürfte.

Es sind nicht immer die Lauten, die sich in den Vordergrund drängen, die unsere Welt formen.

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