Sex im hohen Alter – yes or no?

Mir graut davor, für immer sexuell aktiv bleiben zu müssen. Habe ich schon mal davon erzählt, daß ich eine geile Pensionistin inspiriert habe? Mein Buch-Verleger erzählte mir bei einem Meeting vor einigen Jahren von einer Dame fortgeschrittenen Alters, die ihre amourösen Abenteuer publizieren wollte. Tatsache, die Dame hat dann sogar noch vor mir veröffentlicht, aber ohne beleidigt klingen zu wollen: Sie verfügt auch sicher über mehr Tagesfreizeit.

Aber anyway: Frau Elfriede Vavrik, mittlerweile über 80, erzählt in ihrem Erstlingswerk „Nacktbadestrand" laut Pressetext über „Sex im Alter, Liebe mit fünfzig Jahre jüngeren Männern, die Veränderungen der Lust in den Jahrzehnten und die erotischen Fantasien einer Seniorin". Ermutigt dazu soll ICH sie haben, meinte jedenfalls der Verleger. Das kann allerdings auch ein Trick gewesen sein, um mein Ego auf Hochglanz zu polieren.

Aber vielleicht will ich ihm ja gar keinen Glauben schenken: Allein der Gedanke daran, dass Menschen über 70 koitieren und noch dazu mit Gleichaltrigen, provoziert mein Mittagessen zu einem Comeback. Das klingt fies und dumm, aber es ist leider so. Omas und Opas haben apfelbäckig und gütig zu sein, und nach Gugelhupf zu duften, sie sollen nicht - und ich wiederhole: nicht und niemals - aneinander lecken. Händchenhalten im Park, ja. Blowjobs ohne Gebiss, nein.

Ich weiß, ich weiß und betone es nochmals: Das ist krank und gemein. Denn - so versicherte es mir einmal mein Vater - der Körper welkt, der Geist bleibt jung – und sogar geil. Was für eine Vorstellung. Werde auch ich eines Tages meine Runzeln ins Freibad schleppen, um den knackigen Jungs nachzuhechlen? Werde ich in der U-Bahn die Frage, ob ich mich setzen möchte, mit einem kecken, zähneklappernden „Klar, auf dich gerne" beantworten? Oder werde ich meinem ebenfalls runzeligen Gespielen gar Viagra einflößen, um den Akt der überreifen Liebe zu zelebrieren? Granny Frisch statt Granny Smith?

Laboriere ich an Jugendwahn? Kann nicht sein, mein ältester Kerl sah aus wie 60, war dabei aber 50 und dabei sehr, sehr sexy, Sean-Connery-Style. Habe ich etwa Angst vor der eigenen Vergänglichkeit? Vielleicht. Sehr wahrscheinlich sogar. Aber: Die große Dagmar Koller hat es einmal bereits so trefflich formuliert: „Irgendwann muss genug sein!" Und recht hat sie. Mir graut davor, für immer sexuell aktiv bleiben zu müssen, so simpel ist es.

Die Geister, die ich rief, sie mögen bitte irgendwann verstummen. Lasst mich gut essen und sehr früh schlafen gehen. Kuscheln mit meinem ergrauten Geliebten. Lasst mich mein Haar pink färben und ungestraft Unmassen an Pillen schlucken. Verbannt die Laufbänder und die Designer-Jeans. Lassen wir es einfach gut sein, so mit 66 Jahren. Oder 77. Darauf einen Granny Smith. Püriert meinetwegen. Fotocredit: neon.de

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crinan

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Jürgen Heimlich

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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