Und wie oft macht ihr es?

Vor kurzem habe ich meinen vierzigsten Geburtstag erfolgreich hinter mich gebracht. Wahnsinnig witzige Geschenke bekommen. Ernsthaft. Zum T O T lachen, was in der zweiten Hälfte des Lebens übrigens gar nicht mehr sooo lustig ist. Ein spezieller Schenkelklopfer: Die Kondom-Box. Jeweils vier Stück pro Altersgruppe von zwanzig bis eben jetzt. Bei 20 Lenzen mit Wochentagen beschriftet, bei 30 mit Monaten und bei 40 mit Ostern, Weihnachten, Geburtstag und „Ausnahme“.  Nun. Das stimmt nicht. Aber immerhin ist diese Paperbox-Abscheulichkeit mit dem Charme einer Achtziger Jahre Bundfaltenhose Anlass genug über die optimale sexuelle Frequenz zu philosophieren. Ich denke ja, dass die Tage, an denen der Mann mehr Sex will als die Frau und sie ihn quasi damit erpressen kann, gezählt sind. Das Model „Geiler Bock und Zicke“ ist ebenso passé wie halblustige Kondomgeschenke. Daniel Bergner etwa ist meiner Meinung. Der Autor eines viel geliebten Buches („Die versteckte Lust der Frauen“,  Knaus Verlag) sagt:„Das Bild von der Frau, die ihre Sexualität lediglich dafür einsetzt, einen Partner fürs Leben zu finden, ist falsch. Allerdings bändigen soziale Normen die weibliche Lust auch heute noch. Studien belegen, dass Frauen anders als Männer ihre sexuelle Erregung oft nicht wahrnehmen oder bewusst leugnen.“

Was soll ich sagen: Meine Wahrnehmung ist ausgesprochen gut. Bedauerlicherweise trug es sich zu, dass durch eine Verquickung unglücklicher Umstände, das gemeinschaftliche Lager eine Zeit lang kalt blieb. Ich zähle mit. Und ich bekomme extreme Paranoia, wenn der heilige Akt der Liebe nicht regelmäßig ausgeübt wird. Damit jedoch bin ich nicht alleine: 71 Prozent der Österreicherinnen wären gerne mindestens einmal pro Woche mit ihrem Partner intim, aber nur 57 Prozent wird dieser Wunsch erfüllt – das besagt eine im Auftrag des Pharmakonzerns Pfizer durchgeführte Online-Umfrage.

Außerdem: Drei von vier Österreicherinnen ist ein erfülltes Sexualleben wichtig. So wichtig, dass die Krise droht, wenn es lahmt. Warum? Darüber kann ich nur mutmaßen. Sehr wahrscheinlich: Sex bedeutet Nähe – und Nähe ist wichtig, wenn es darum geht eine freudvolle Beziehung so lange wie möglich freudvoll und vor allem: Aufrecht zu halten. Und wenn man –  so wie ich –  im Leben bereits mit der berühmten toten Hose schmerzhafte Erfahrungen gemacht hat, ist die Paranoia umso größer. Ich bin kein loses Luder, das fremd geht, wenn der Ofen zuhause kalt bleibt. Jedenfalls nicht mehr. Umso selbstmitleidiger winde ich mich also in Selbstzweifel, so mein Freund und ich nicht permanent koitieren.

Logische Argumente (Todesfall, verrenkter Rücken, entzündete Zahnwurzel, Regelblutung, Jubiläumsausgaben unter Mega-Druck, zu organisierende Charityfeste, Umzug, etc) nehme ich zwar wahr, sie sickern allerdings nicht in mein Unterbewußtsein. Dort bleibt die Angst, dass alles Schöne kaputt geht, so man es nicht permanent auf größter Flamme kocht. Das ist dumm und steht meinem Glück im Weg. Und das kann ich nur so leichtfertig sagen, weil es mir bewiesen wurde: Die dumme Kondom-Box wurde nach Überwindung der Talsohle nämlich in knapp über einer Woche erledigt. Und wie oft macht ihr es?

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:09

Herbert Erregger

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MaKu

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fischundfleisch

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