Klima-Jetset in Dubai: Zur Weltklimakonferenz fliegen Tausende Delegierte, Journalisten und Aktivisten. Sie werden es nicht glauben, wie viele Millionen und Abermillionen da verbraten werden

Hans Kaufmann

Die Teilnehmerliste für die COP 28 (28. Uno-Klimakonferenz), die vom 30. November bis zum 12. Dezember in Dubai stattfindet, umfasste 97.372 Delegierte, wovon 4409 aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stammen. Dazu kommen 3074 virtuelle Teilnehmer. Insgesamt bringt es die grösste je abgehaltene Umweltkonferenz auf 100.466 Abgeordnete.

Zum Vergleich: Beim Start der COPs im Jahr 1995 in Berlin waren es erst 3969 Teilnehmer. Gegenüber der letzten COP 27 in Scharm el-Sheich in Ägypten hat sich die Teilnehmerzahl verdoppelt.

Die Kosten dieser Monster-Veranstaltung lassen sich nur rudimentär abschätzen: Wenn jeder Teilnehmer 2000 Franken für Flug und Transport, 3000 Franken für die dreizehn Tage Unterkunft und Verpflegung und einen Lohn von 3000 Franken kostet, dann summiert sich der Aufwand auf rund 800 Millionen. Dazu kommen die Kosten für die Konferenzbetreiber, die Übersetzer, Sicherheitsorgane, Sanitätskräfte etc. Man muss deshalb wohl von über einer Milliarde Franken Aufwand für die COP 28 ausgehen. Dafür müssen die Steuerzahler, die NGO-Spender und die Aktionäre der vertretenen Firmen aufkommen.

Die Regierungen stellen 24.488 Delegierte. Dazu kommen Zusatzdelegationen mit 27.207 weiteren Regierungs- und Wirtschaftsvertretern und vereinzelten NGO-Leuten, die in der offiziellen Delegation keinen Unterschlupf fanden. Aus den Uno-Sekretariaten reisen 1488 Leute an. Weitere internationale und überregionale Organisationen von der FAO über den IWF und die Weltbank bis zur WTO kommen mit 3226 Teilnehmern zur Konferenz.

Die 14.338 NGO-Vertreter rekrutieren sich zwar mehrheitlich aus der Klimaschutz-Industrie, aber auch aus Universitäten und Lehranstalten – wie die ETH mit sechs oder die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit drei Teilnehmern. Weitere auch in der Schweiz bekannte Nicht-Regierungs-Organisationen reisen teils in erstaunlicher Stärke an: Amnesty International 17 Teilnehmer, Children and Youth 157, Climate Action Network 174, Global Wind Energy Council 60, Greenpeace Int. 41, Helvetas Schweiz 5, ICLEI Local Governments for Sustainability 127, Internationale Handelskammer 237, International Emission Trading Association 112, Internationale Arbeitgeber-Organisation 25, Internationaler Gewerkschaftsbund 55, World Business Council for Sustainable Development (u. a. Infras, Impact Hub Zürich, Schulz Kommunikation, South Pole, Mycrobez), Swiss Lenten Fund (Fastenopfer), WEF 29, Weltbauernverband 91, WWF 77.

Sie werden ergänzt durch 561 eigentliche Klimaaktivisten aus aller Welt. Als Gäste des Gastgeberlandes wurden 4884 Eingeladene gezählt. 822 Teilnehmer werden nur temporär anwesend sein, aber auch sie müssen hin- und zurückfliegen. 3972 Journalisten sollen über den Event berichten. Über die übrigen rund 16.000 Teilnehmer sind keine Details bekannt.

Viele Länder und NGOs rückten mit Delegationen an, die mehrere Flugzeuge füllen würden. Brasilien mobilisierte 5493 offizielle Teilnehmer, China und Nigeria je 1411, Indonesien 1229, Indien 949, die USA 770 Personen. Unsere Nachbarländer reisten ebenfalls zu Hunderten an – so Deutschland mit 468, Frankreich mit 799, Italien mit 533 und Österreich mit 120 Leuten. Dagegen erscheint die 52-köpfige Schweizer Delegation geradezu bescheiden.

Die 21-köpfige offizielle Schweizer Delegation wird von Bundesrat Alain Berset angeführt. Im Detachement integriert sind zudem Nestlé, der von der Economiesuisse nominierte Vertreter der Schweizer Wirtschaft, und zwei NGOs (WWF Schweiz, nominiert von der Umweltallianz Schweiz; Helvetas, nominiert von Alliance Sud). Die übrigen Teilnehmer rekrutieren sich aus dem grossen Beratungsteam des Bundesrates und wissenschaftlichen Mitarbeitern.

Im Ergänzungsteam mit 31 Vertretern ist vor allem der Finanzsektor mit der Bankier-Vereinigung und Vertretungen von UBS, Pictet, Vontobel, Blackrock (Schweiz), SIX Group, den Versicherungen Swiss Re und Swiss Life sowie den Nachhaltigkeits-Finanzboutiquen (Swiss Sustainable Finance, Blue Orchard, Green Fintech Network) und dem Staatssekretariat für internationale Finanzfragen stark vertreten. Den Hauptharst der übrigen Teilnehmer stellen weitere Bundesämter und die lokale Botschaft.

Quelle: Weltwoche

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