Es ist eine vererbte Wut, möchte ich sagen. Schon mein Vater war wütend. Meine Oma kam mit einem Leiterwagerl vom Land. Mit wenig Bildung, keinem Besitz und dem Willen etwas zu schaffen. War erst Dienstmädchen, das irgendwo mitwohnen durfte. Machte sich, mit ihrem Mann selbstständig (kleiner Gewerbebetrieb). Er starb im Krieg. Sie machte weiter. Arbeiten von Früh bis oft um Mitternacht. Schwere körperliche Arbeit. Eine Frau die unglaubliche Lasten schleppte. Wenn am Abend die Leute in unserer Gegend zu den Heurigen gingen, stand sie noch beim Geschäft und arbeitete für den nächsten Tag vor. Sie erzählte mir, dass sie oft ausgelacht wurde, wenn sich die anderen schon vergnügten und sie noch im Dunkeln bei der Arbeit stand. Sie aber dachte sich „lachts nur, in meiner Schürze klingeln die Schilling. Ihr tragt sie zum Heurigen“. Tja, nach und nach gelang es ihr ein Grundstück zu kaufen und ein Haus drauf zu bauen. Was ich sagen will. Damals war es möglich, wenn du nur sehr fleißig warst, etwas zu schaffen. Als dann Ende der 70er Jahre meine Eltern das Geschäft übernahmen, wurde es zunehmend schwieriger. Arbeit war noch immer genug zu tun, das 7 Tage die Woche, nur der Verdienst wurde immer weniger. Ich kann mich erinnern, dass mein Vater oft zerstört vor den Büchern saß und nicht wusste wie sich dass ausgehen soll. Obwohl er nie auf den Putz gehauen hat. Er hatte ein einziges neues Auto, einen VW-Bus, und den hat noch meine Oma bezahlt. Mein Bruder und ich gingen in keine Privatschulen sondern in die Vorstadtschulen in die auch die Arbeiterkinder gingen. Das obwohl, das Haus ja vorhanden war, das musste nicht erst geschaffen werden. Meine Eltern lebten eigentlich ihr Leben, erstickend in Alltagssorgen, die meist finanzieller Art waren. Das obwohl sie sehr tüchtig gearbeitet haben. Gleichzeitig gab es die, die in den diversen geschützten Bereichen tätig waren. Die arbeiteten wenig, trugen keinerlei Risiko, gingen mitunter mit 50 in Pension und verdienten oft auch noch wesentlich mehr. Schon zu Zeiten meines Vaters, waren die schlimmsten Belastungen die, die ihm der Staat und ein durch und durch ungerechtes Steuersystem zugemutet haben. Dass das die Menschen erkennen, ist übrigens eine neuere Erscheinung. Früher hat man oft gehört, wie im Vorbeigehen gesagt wurde „das ist eine Godgrube“ oder „die verdienen sie deppat“. Später als die Klagen der Ausgebeuteten lauter wurden – viele standen kurz vor dem Ruin „wer raunzt der lebt“. Dieselben Leute marschierten, ihre rote Bluse stolz tragend, zum Maiaufmarsch. Wir konnten das beobachten, weil bei uns auch am 1. Mai gearbeitet wurde. Sie sangen dann die Internationale und gingen nachher auf ein Schnitzerl. Und die Sozialdemokratie bestärkte sie noch in dieser Infantil, klassenkämpferischen Haltung, die völlig undifferenziert diese kleinen Selbstständigen mit Großkonzernen gleichstellte. Die waren der Feind, die kann man ausnehmen. „Die miesen Kapitalisten verdienen es nicht anders“. Die schwarzen waren Mittäter, weil diesen die kleinen Betriebe völlig egal waren. Mein Vater rauchte einstweilen Kette, er sollte später daran sterben.

Viel besser erging es auch den Arbeitern nicht, die in diesen kleinen Betrieben schwer rackerten. Vom Bruttolohn blieb, auf Grund der absurden Nebenkosten, wenig über. Wenn wieder einer zusperrte standen sie auf der Strasse. Wenigstens bekamen sie aber Arbeitslosengeld. Der kapitalistische Kleinunternehmer bekam gar nichts. Der konnte sich aufhängen. Einige der ÖBB-Pensionisten gingen einstweilen mit 50 in die Luxuspension. Man verwöhnte, seitens der politischen Eliten, das jeweilige Stammklientel, erzählte klassenkämpferischen Unsinn, und war sicher, dass die dankbaren Nichtstuer wissen, wo sie ihr Kreuzerl bei der nächsten Wahl machen müssen, um weiter in den Genuss dieser ungerechtfertigten Vergünstigungen zu kommen. Man kaufte sich Wählerstimmen, man erkaufte sich Macht und zwar mit dem Geld das man Fleissigen gestohlen hatte, die längst schon um ihre Existenz kämpften.

Dann verschärfte man die Situation noch, in dem man den Alltag dieser Leute durch diese völlig falsch gehandhabte Zuwanderung erschwerte. Hier hatte ich - danke Oma - Glück, dass ich nicht im Brennpunkt wohnen musste. Diese Unerträglichkeit kann ich mir gar nicht vorstellen. Aber! In die Brennpunktschulen ging ich schon. Ich weiß daher wovon ich rede. Schon in den 80ern war die Situation durch die Kinder der problematischen Zuwanderung unerträglich. Türken und Albaner/Mazedonier verursachten beständig Probleme. Thematisieren war nicht erwünscht. Grund? Bingo! Wegen dem Hitler. Der hat übrigens damals schon keinen interessiert. War so weit weg wie der Napoleon.

Und dann endlich. Eine Lichtgestalt. Jörg Haider betrat die politische Bühne. Und er kannte all die Probleme offensichtlich. Er schleuderte sie den überheblichen Bonzen vor die Füße, stellte Taferln auf und machte öffentlich, wie es sich AK-Präsidenten richten. Es wurde klar, wo das Geld verbrannt wird, das wir, schwitzend, verdient haben um es dann abzugeben.

Ich selbst habe 20 Jahre, gegen alle Widerstände, den Betrieb weitergeführt. Die Schikanen wurden immer schlimmer. Schließlich habe ich, wie viele meiner Kollegen, aufgegeben.

Meine Politisierung hat also in der Praxis stattgefunden. Nicht im Studentenbeisl und auch nicht in einem linken Gesprächskreis.

Ich find das sehr interessant, wie mein Wahlverhalten bewertet wird. Eigentlich war es bislang evident, dass unerwünschtes Wahlverhalten eine faschistische Neigung impliziert. Neuerdings variiert man. Nicht alle „Rechtswähler sind genuin böse. Sie sind halt oft auch nur verhetzte Depperln. Man muss ihnen halt dabei helfen, die Wahrheit zu erkennen. Tja und dann erklären mir Leute, die in ihrem Leben noch keinen Hammer in der Hand gehabt haben – Synonym dafür, dass sie noch nie in diverse Steuertöpfe eingezahlt haben – die Welt. Wie schön.

Also eigentlich sollte das meine Wut erklären.

Ach wegen der Lösungskompetenz. Dass die, was die Nöte der einfachen Leut betrifft, in der Vergangenheit nicht vorhanden war, ist evident. Ob die Freiheitlichen mehr davon haben? Man wird sehen. Ich bin nicht sehr optimistisch. Zunächst aber, sind sie ein Prügel, den ich verwenden werde. Und das Dritte Reich hat damit rein gar nichts zu tun.

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Margaretha G

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