Erwin Prölls Brieffreunde

Die Post bringt allen was – und manchen bringt sie Ärger. Kürzlich machten zwei prominente Österreicher als Briefschreiber Furore. Der Effekt hätte nicht unterschiedlicher sein können.

Da war zunächst Erwin Pröll. Wie bei fast jedem anderen Politiker auch,  gibt es auch über das Privatleben des niederösterreichischen Landeshauptmannes jede Menge Sudelgerüchte. Das kann man abstoßend und niederträchtig finden, gehört aber wohl einfach zum Geschäft (Nebenbei bemerkt: Wie viele weibliche Führungskräfte kennen Sie, die nicht angeblich mit ihrem Chef geschlafen haben?)...

Wahrscheinlich muss man einfach damit leben, solange sich die Verbreitung von derlei Gerüchten auf die Belustigung von Stammtischen oder Internetforen beschränkt und darüber hinaus keine unmittelbaren Auswirkungen hat. Klar: Ein Politiker lebt von seiner Glaubwürdigkeit. Rufschädigende Aussagen sind geschäftsschädigend und können auch das Privatleben belasten.

Blöd nur, wenn man den Schmutzkübel-Schüttkünstlern auch noch Munition liefert. Pröll ließ in den vergangenen Wochen seinen Rechtsvertreter Manfred Ainedter geharnischte Anwaltsbriefe an Leute schreiben, die online ein paar Zeilen über Pröll abgesondert hatten. Die Briefe wurden freilich umgehend gepostet und ausgiebig diskutiert – das Gerücht hatte Nahrung erhalten. Die Diagnose der Social-Media-Gemeinde: akuter Fall von Streisand-Effekt (http://de.wikipedia.org/wiki/Streisand-Effekt). Statt der Bremse hatten Pröll und Ainedter das Gaspedal bedient. Was vorher keines war, wurde nun ein Thema.

Deutlich souveräner meldete sich Hermann Maier zu Wort. Der ehemalige Skirennfahrer war bei einem Zeltfest sternhagelvoll gefilmt worden: torkelnd, den Mittelfinger in Richtung seiner Fans gestreckt. Das Video fand binnen kürzester Zeit im Netz Verbreitung. Auch Hermann Maier muss auf seinen guten Ruf achten. Er verdient sein Geld durch Werbe- und Sponsorverträge. Leidet sein Image, leidet sein Verdienst. Auch Hermann Maier (vielmehr: sein Medienberater) griff in die Tasten. Statt allerdings bei Androhung rechtlicher  Konsequenzen die Entfernung des Videos zu fordern, schrieb er:  „Nach Durchsicht des nun vorliegenden Videos stelle ich mit einigem Abstand fest, dass der Gerstensaft seine Wirkung nicht verfehlt hat.“ Und: “Mir ist klar, dass dieser Auftritt absolut kein rühmenswerter ist, der aber, so oder so ähnlich, selbst in den besten Familien vorkommen soll!“

Maier kommunizierte auf Augenhöhe. Und verknüpfte das Ganze geschickt mit der frohen Botschaft, dass er in freudiger Erwartung seines dritten Kindes sei. Statt Empörung erntete Maier Sympathie.

Für Ainedter und Pröll gab es nur Spott und Hohn.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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