Wir haben eine Pandemie. Viele scheinen das nicht begreifen zu wollen. Die einzige Maßnahme, die Menschen gegen das Virus ergreifen können, ist zurzeit Kontaktbeschränkungen. Wenn ein Sturm aufkommt und es wird geraten, die Türen zu verschließen, ist es ziemlich blöd, auf die Ratgeber einzuschlagen und die Türen offenzulassen. Ich bin kein Fan der Regierung, doch in dieser Krise macht sie mit Merkel die Sache gut. Dafür sollte eine Regierung auch da sein, nämlich um Probleme zu lösen und nicht den Werbekasper zu spielen.

Plötzlich kommen Tausende aus den Löchern gekrochen und tragen lauthals das Wort „Freiheit“ auf den Lippen. Wo waren sie vorher, fragt man sich, als es wirklich mal um Freiheit ging, zum Beispiel um die Freiheit der Flüchtlinge? Welche Freiheit meinen sie, die Freiheit ohne Maske einkaufen zu gehen?

Der Lockdown ist hierzulande recht entspannt, es ist ein Lockdown light, obwohl die Zahlen höher sind als im April. Die Zahlen sind höher, aber das Empfinden einer Bedrohung ist kleiner geworden. Man möchte in den Alltag zurückkehren, der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier. Doch je lockerer der Lockdown ist, desto länger werden wir mit der Pandemie leben müssen. Schon ist zu befürchten, da die Maßnahmen, wegen der zahlreichen Proteste, lückenhaft sind, wir auf eine dritte Welle zusteuern.

Mich nerven auch die Kontakt – und Ausgehbeschränkungen. Mich nervt ebenfalls, dass die Sonne in dieser Zeit zu früh untergeht. Wir könnten gegen das Virus und gegen die zu früh ansetzende Dunkelheit auf die Straße gehen – beides wäre gleichermaßen fruchtlos.

Begriffsstutzigkeit ist anscheinend in Mode gekommen – blöd sein ist geil, weil unbeschwert. Auch in unseren Breitengraden macht sich allmählich ein schleichender Trumpismus breit. Es scheint, als habe sich ein unbekanntes Virus auf den Weg zu Menschen gemacht, um deren Gehirnzellen zu fressen. Häufiger sehe ich „Q“-Zeichen an Wänden gekritzelt, was scheinbar das neue Hakenkreuz darstellen soll. Q-Anon- Anhänger sind jene üblen Hysteriker, die Glauben machen wollen, liberale und linke Politiker ernähren sich vom Blut unschuldiger Kinder. Jene rechten Pädophilenjäger sind ähnlich fanatisch von ihrem Glauben überzeugt, wie einst die mordenden Kreuzritter von ihrem Gott. Neulich drang in den USA ein solcher Aktivist bewaffnet in einen Imbiss ein. Im dortigen Keller, so die Q-Anon Behauptung, würden Kinder gefangen gehalten und angezapft werden. Jedoch gab es in dem inkriminierten Imbiss weder Kinder noch ein Keller. Der Typ wurde rechtzeitig, bevor er um sich schießen konnte, gefangen genommen.

So doof und dürftig einfallsreich die Science-Fiction Geschichte um Q-Anon ist, findet sie dennoch in der Coronakrise, ähnlich einem Virus, den geeigneten Wirt zur Verbreiterung. Die neuste Kapriole der Verdummungs- Metastase lautet, die Regierung wolle uns Zwangsimpfen und sei dabei ein „Ermächtigungsgesetz“ auf den Weg zu bringen. Es ist egal, ob es dafür Beweise oder Anhaltspunkte gibt – es genügt, lediglich die Behauptung in die Welt zu setzten. Man hat von Trump gelernt. „Ermächtigungsgesetz“ – es ist frechweg eine Verharmlosung der Nazi-Zeit - das sollte offenbar auch damit bezweckt werden.

Man kann von Angela Merkel halten, was man will, sie hat in der Corona Krise die besten Entscheidungen getroffen. Ihre Prognosen lagen richtig. Warum also sollten wir nicht auf sie hören, damit die Entbehrung endlich ein Ende findet. Hören wir einfach in dieser Zeit auf unsere Häuptlingin – streiten können wir uns danach.

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