Matthias Strolz und die willige Kastanie

„Du bist so prall und so glänzend, so samten und geschmeidig, das füllige Leben und der Abschied. Geborgen in Stacheln kamst du zur Reife./ Du hast dich geöffnet, um Lebendigkeit zu geben./ Du bist gefallen, um dem Wachsen die Hand zu reichen.  Ich trage dich bei mir,/ Du bist mein Schatz,/ Wir Kinder der Erde, wir lieben dich.“ reimt Neos-Chef Strolz für ein Boulevardblatt.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt, aber vielleicht werde ich angesichts dieser Reime ja zum Schelm. Die „pralle, glänzende“, die „samten und geschmeidige“ Kastanie, die Alterität, an die Strolz sich wendet, ist ja nicht zufällig weiblichen Geschlechtes. „Der“ Apfel – auch gelegentlich prall und glänzend – käme dem Dichterfürsten weniger zupass. Nur eine „sie“ lässt sich von einem durch die Natur streunenden/strolzenden männlichen Ego sinnfällig als Adressatin männlicher Blick- und Berührungsgelüste anthropomorphisieren. Die Gleichsetzung von Frau und Natur versus Mann und Geist, die uns in den letzten Jahrtausenden wahrlich kein Glück beschert hat, ist auch hier massiv am Werke. Und in den abgelutschten Metaphern ist ziemlich alles aufgetürmt, was sich ein Mann zu dem Konglomerat Natur/Frau/Frucht offenbar immer noch denkt und wünscht und sich meistens auch nimmt.

Das Resumé weiblichen Lebens (-sinns) aus männlicher/Strolz‘er Sicht lautet so:

Zuerst bist du ein pralles, junges Girl, voller Leben, ja vielleicht etwas widerborstig, „in Stacheln versteckt“, sprich: noch Jungfrau, dann öffnest du dich willig (und bist du nicht willig, so brauch ich eh Gewalt), um Kinder zu gebären, du gefallenes Mädchen du, kümmerst dich um den Nachwuchs, darfst hinter oder neben mir her latschen, wo auch immer ich hinwill, mir die Aktentaschen tragen, mir die Karriere ebnen. Dafür lieben wir Männer dich.

Strolz‘ Kastaniengedicht ist nicht nur eine Parabel weiblicher Lebenszusammenhänge, nein es offenbart, was die Neos wollen: Frauen zurück an den Herd. Klarer kann einer sein Parteiprogramm nicht formulieren. Die Neos sind also doch nicht mehr als eine Zweitversion der ÖVP. Danke Matthias!

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