Ich bin ein ehemaliger Flüchtling und kandidiere in Wien. Den Iran musste ich, Keivan Amiri, aufgrund politischer Verfolgung verlassen. Ich fand in Österreich eine neue Heimat und verdiene heute mein Geld als Taxiunternehmer. Vielleicht kennen Sie meinen Namen – ich habe im Vorjahr den „Taxlerstreik“ gegen den rechten Akademikerball der Burschenschafter organisiert. Jetzt würde ich gerne für „Wien Anders“ in den Gemeinderat einziehen. Zum derzeit beherrschenden Thema, der Situation der Asylwerber, habe ich meine ganz persönliche Sichtweise.
Österreich hat, wie andere Länder auch, die UN-Flüchtlingskonvention unterschrieben. Also muss man sich an dieses Versprechen halten. Asylbewerber sind Menschen, das hat nichts mit Hautfarbe, Religion oder Staatsangehörigkeit zu tun. Ich glaube, dass man in Österreich ganz absichtlich so unorganisiert war, denn man möchte nicht so viele Ausländer im Land haben.
Ich auch glaube nicht, dass es unter den Asylbewerbern viele Extremisten, Fundamentalisten, Islamisten oder Terroristen gibt, denn die reisen viel bequemer mit dem Flugzeug oder mit dem Zug ein und haben ein offizielles Visum. Die müssen sich nicht unter den Flüchtlingen verstecken! Mit einer Registrierung von Flüchtlingen kann man also nichts verhindern.
Man muss auch immer bedenken, dass diese Menschen aus einem furchtbaren Kriegsgebiet kommen. Diese Konflikte haben nicht sie ausgelöst, sondern der Kapitalismus, und vor allem die USA. Die muss man zur Verantwortung ziehen und darf das nicht auf dem Rücken von Asylbewerbern austragen.
Ich denke, dass jeder Mensch die Freiheit haben soll, in dem Land zu leben, in dem er möchte. In Europa gibt es so viele Zuwanderer. In Deutschland, in Österreich. Was ist denn der Unterschied zwischen einem asiatischen und österreichischen Menschen? Sie haben beide das Recht, in jedes Land auszuwandern und in jedem Land zu leben, wo sie wollen und sich dort Arbeit zu suchen.
Ich selbst war vor vielen Jahren ein politischer Flüchtling und bin dann hier her gekommen. Ich will hier in Österreich leben. Das war meine eigene Entscheidung. Aber die meisten Asylwerber wollen gar nicht in Österreich bleiben, sondern nach Deutschland, nach Schweden, in der Schweiz. Und registrieren? Das ist Pflicht, wenn einer hierbleiben möchte. Wenn die Politik das Recht hat, einen Flüchtling in das erste Land der EU zu deportieren in das er eingereist ist, ist das nicht richtig!