Das AMS sollte in die schwer Vermittelbaren investieren

Laut meiner Erfahrung gibt es bei den Arbeitslosen drei Gruppen unterschiedlicher Größe: Eine schafft es relativ schnell wieder in den Arbeitsmarkt. Bei der zweiten, der weitaus größten, ist das unsicher. Und die dritte Gruppe wird sich unheimlich schwer tun, in den Arbeitsmarkt (wieder-)einzusteigen.

Wir reden hierbei vom primären und vom sekundären Arbeitsmarkt. Der primäre ist jener, den Sie wahrscheinlich sehr gut kennen; der, der sich oftmals an Leistung misst und den wir wohl „normal“ nennen. Der sekundäre Arbeitsmarkt ist ein gestützter Bereich, das sind beispielsweise Werkstätten, die von NGOs mit staatlicher Förderung betrieben werden und dieser Arbeitsmarkt wendet sich an Menschen, die am primären wenig Chancen haben – aus welchem Grund auch immer. In Zeiten knapper Geldmittel wird freilich vor allem in die eingangs erwähnte erste Gruppe (jene mit guten Chancen) investiert, ferner in die zweite.

Ich kann den Grundgedanken nachvollziehen, habe aber dennoch etwas daran auszusetzten. Armut macht krank, das habe ich zuletzt schon geschrieben. Und Arbeitslosigkeit kann auch krank machen durch fehlende Tagesstruktur und oft auch durch fehlende Sinnerfüllung bzw. dem Gefühl der Nutzlosigkeit. Deshalb gehört entweder präventiv gearbeitet oder der sekundäre Arbeitsmarkt ausgebaut. Möglicherweise hat ein Mensch, der beispielsweise an Schizophrenie oder auch an einer geringen Minderbegabung leidet, durch geringere Leistungsfähigkeit wenig Chancen am primären Arbeitsmarkt. Am sekundären findet er aber Arbeit. Er bekommt Tagesstruktur, Geld, einen Sinn. So entstehen mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Folgeerkrankungen wie etwa Sucht.

Ich verstehe durchaus, dass man in Zeiten knapper Geldmittel eher in jene investiert, bei denen die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie wieder einen Job im primären Arbeitsmarkt finden und damit wieder mehr Steuern zahlen. Aber wir dürfen die anderen nicht vergessen. In Oberösterreich geht das AMS auf die NGO pro mente zu und finanziert gestützte Werkstätten. Und ja, ein Teil derer in diesen Werkstätten schafft auch den Schritt vom sekundären in den primären Arbeitsmarkt. Dem anderen Teil gelingt dies nicht. Aber sie sind in der Regel viel gesünder, es geht ihnen besser als jene, die gar keiner geregelten Arbeit nachgehen. Der Zweck des sekundären Arbeitsmarktes ist also nicht nur die Vermittlung in den primären, sondern die Beschäftigung von Menschen in geschützten Arbeitsbereichen macht auch für sich Sinn.

Die, in die nicht investiert wird, die fallen da raus und durch.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 29.02.2016 23:27:01

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