Die Verappung unseres Lebens. Wenn Apps die Gesundheit bestimmen

Den Puls mit dem Smartphone messen oder Ernährungstagebuch auf dem Tablet führen: Gesundheits- und Medizin-Apps machen vieles möglich. Und sie verbreiten sich rasant. Als Nutzer kann man leicht den Überblick verlieren. Generell gilt: Den ärztlichen Rat können Apps nicht ersetzen.

Die Programme für Smartphones und Tablets oder auch fürs Handgelenk als Uhr oder Band, sogenannte Wearables, sind ein Megatrend. Die Flut von Angeboten ist kaum überschaubar. Unter drei Millionen Apps gibt es bereits rund 87.000 Angebote für den Bereich Fitness und Wellness und etwa 55.000 medizinische Apps. (Gehring Uniklinik Schleswig-Holstein, 2015). Nicht immer ist unterscheidbar, ob die Apps nur Infos bieten, eher zu Lifestyle und Fitness gehören oder ins Medizinische reichen.

Gefahr der Fehlinterpreation

Puls- oder Blutdruckmessen gehört mit dem entsprechenden Zubehör zu den leichten Übungen einer Gesundheits-App. Nützlich für chronisch Kranke: Erinnerung an die Medikamenten-Einnah- me, Dokumentation von Nebenwirkungen, von Blutwerten oder Migräne Anfällen. Genutzt werden auch Seh- oder Hörtests, es gibt Nierenfunktionsrechner, Apps für Parkinson-Patienten, Diabetiker, Asthmatiker oder Menschen mit Schlafstörungen.

Das Problem: Experten warnen vor der Gefahr einer Fehldiagnose und der Fehlinterpretation von Bildern. Und sie warnen eindringlich davor, das Smartphone als Arztersatz zu sehen.Verbraucher aber können von den Vorteilen der Apps profitieren, wenn sie auf einige Punkte achten:

Wie erkenne ich eine vertrauenswürdige App?

Die Hersteller sind angehalten, transparent und umfassend über die jeweilige App zu informieren. Es muss klar und deutlich angegeben sein, wozu die App gedacht ist und wozu nicht. Auch Angaben zu Risiken und Einschränkungen der App, Verlässlichkeit der Inhalte, Datenschutzaspekten und zu den Geldgebern gehören in die Beschreibung.

Einige Fragen und Aspekte, über die die Herstellerinformation Auskunft geben sollte:

  • Welchen Zweck hat die App?
  • Welche Grenzen, Risiken und Einschränkungen hat sie?
  • Sind die Autoren qualifiziert und sind die verwendeten Informationsquellen zuverlässig?
  • Erfolgt die Eingabe, Verwendung und Speicherung der Daten auf freiwilliger Basis?
  • Gibt es ein ausführliches Impressum mit Angaben zum Hersteller und Kontaktinformationen?

Von welchen Angeboten ist eher abzuraten?

Gesunde Skepsis ist bei Gesundheits-Apps angebracht, die vorgeben, selbstständig Diagnosen zu stellen. Auch Apps, die konkrete Behandlungsempfehlungen geben, meide man besser. Anwendungen, die nur unklare Angaben zum Umgang mit den anvertrauten Daten machen, sollte ebenfalls mit Vorsicht begegnet werden. Die gesammelten, hochsensiblen Daten könnten für kommerzielle Zwecke genutzt werden, die nicht im Interesse des Nutzers sind.

Welche Apps sind für Verbraucher sinnvoll?

Anwendungen, die über Gesundheitsthemen informieren, die Anwender für ihre Gesundheit sensibilisieren und die gesundheitsbewusstes Verhalten unterstützen, können Vorteile bringen. Chronisch kranke Menschen können von Apps profitieren, die sie beim Management ihrer Erkrankung unterstützen. Zum Beispiel, indem sie relevante Messwerte, Medikamente und Aktivitäten leicht erfassbar machen oder die Verwaltung von Arztbesuchen komfortabel ermöglichen. Blutdruck- und Blutzucker-Apps sind Beispiele.

(Foto: Robert Kneschke/fotolia.com)

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fischundfleisch

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Claudia Weber

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