Die Forscher der Florida State University haben unter der Führung von Pamela Keel in einer Studie hierzu 960 Fälle ausgewertet. 20 Minuten Facebook-Konsum sollen bereits kritisch sein. Den US-WissenschaftlerInnen nach ist die Wahrscheinlichkeit an Essstörungen zu leiden umso größer, je mehr Zeit User mit sozialen Netzwerken wie Facebook, Google+, Twitter und Co. verbringen. Neben dem Zeitfaktor steigt das Risiko bei Frauen, die sehr bedacht waren, mehr „Likes“ und Kommentare für ihre eigenen Posts zu erhalten.

„Jetzt sind es nicht nur Topmodels auf dem Cover von Hochglanzmagazinen, sondern deine Freunde, die sorgfältig ausgewählt Fotos ins Netz stellen, die sie von ihrer besten Seite zeigen.“, so Pamela Keel. Aktuelle Fotos von Internetplattformen und Internettrends wie die Bikinibridge mit sichtbaren Knochen machen wieder die Runde. Neid und Konkurrenz führen laut den Fachleuten in einen Teufelskreislauf, der dabei zu schweren und lebensbedrohenden Essstörungen führen kann.

Woher kommen solche Trends, woher der Magertrend?

Der Körper findet in unserer Gesellschaft enorme Beachtung (Werbung, Mode, Fitness, Wellness). Fettpölster, schiefe Nasen oder schlaffe Brüste passen nicht in das perfekte Körperbild, das von Medien mittels Nachbearbeitung präsentiert wird. Der Körper wird zum Austragungsort der Spannung zwischen Außen und Innen, zwischen Sein und Schein. Die Sensation macht Schlagzeilen, die Extreme interessieren, nicht das Mittelmaß. Herausstehende Knochen schockieren, das verkauft sich, darüber wird berichtet.

Ist die Zahl der Magersüchtigen oder derer, die an Bulimie leiden, am steigen?

Die Zahl der Erkrankten hat sich innerhalb von 20 Jahren mehr als verzehnfacht. Die Dunkelziffer dürfte noch viel höher sein. Die extreme Zunahme zeigte sich bei den Aufzeichnungen (Österreichischer Frauengesundheitsbericht und Statistik Austria) über die Spitalsaufenthalte aufgrund von Essstörungen. Diese Zahl stellt jedoch nur die Spitze des Eisberges dar, da sie nur die wirklich schwer Erkrankten widerspiegelt.

Über 200.000 ÖsterreicherInnen erkranken zumindest einmal in ihrem Leben an einer Essstörung. In Österreich leiden mindestens 2.500 Mädchen und junge Frauen an Anorexie und mindestens 6.500 an Bulimie, über 5.000 an einer subklinischen Essstörung. Jährlich kommen rund 660 Neuerkrankungen für Anorexie und 1120 für Bulimie hinzu. In Wien besteht für mehr als 2.000 Mädchen und rund 100 Burschen ein akutes Risiko, an Magersucht oder Bulimie zu erkranken.

Woher kommt der Magerwahn?

Die Modewelt und die Gesellschaft geben einander gegenseitig immer wieder die Schuld. Fakt ist: Sportlich, schlank und durchtrainiert zu sein, ist das non plus ultra. Wer da nicht mithalten kann ist nicht cool. Prominente Vorbilder machen es vor. Das Erreichen der Wunschfigur wird mit Durchsetzungs­ fähigkeit, Stärke und Erfolg verbunden. Attraktivität wird zur Quelle von Anerkennung. In Hochglanz­ magazinen wird ein Körperideal propagiert, das ohne diätetisches und genussfeindliches Verhalten kaum erreichbar ist. Das Dünnsein wird zur einzigen Quelle von Identität und Selbstwertgefühl.

Druck auf Jugendliche nimmt zu

Der Druck auf die Jugendlichen nimmt zu, denn im Gegensatz zu Erwachsenen haben Jugendliche oft nichts anderes als ihren Körper zur Darstellung ihres sozialen Status und ihrer selbst. Sich mit der eigenen Körperidentität anzufreunden in einer Zeit, in der Körper zum Kultobjekt werden, lässt die Orientierungs­ losigkeit wachsen. Der Körper wird zur Dauerbaustelle, der Zwang zur Optimierung wächst, und ständige »Verbesserungen« sind political correct. Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt und alles ist erlaubt.

Gestörte Körperwahrnehmung

Sie leiden an einer gestörten Körperwahrnehmung. Obwohl sie immer schmaler würden, sähen sich Magersüchtige als schwergewichtig. Während pubertierende Mädchen den „Topmodels“ nacheiferten, gäben Muskelprotze und Sportskanonen wie der Fußballer David Beckham für Jungs oft das Körperideal vor.

Wie kommt es zu einer Essstörung?

Häufig beginnt es mit einer scheinbar harmlosen Diät und das Gefühl, zu dick zu sein. Andere Auslöser können ein Training für (Leistungs­)Sport, Ängste bezüglich der Sexualität, unerwünschte sexuelle Erfahrungen, Hänseleien wegen Übergewicht und persönliche Stressfaktoren wie zum Beispiel das Ende einer Partnerschaft sein, sowie mangelnde innerfamiliäre Abgrenzung, überfürsorglicher Erziehungsstil, oder familiäre emotionale Disharmonie, psychische oder physische Gewalterfahrung.

Hilfe bei Essstörungen: www.sowhat.at

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