Schlechte Nachrichten können depressiv machen

Die Angst vor Terroranschlägen ist seit den jüngsten Attentaten in Paris wieder gestiegen. Die Sicherheitsvorkehrungen an den Flughäfen werden verstärkt. Tägliche Meldungen über Terror, Kidnapping, Mord und Totschlag können bei vielen Menschen ein Gefühl von diffuser Angst verursachen, die dann nicht ohne Folgen bleibt. Ein wichtiger Grund dafür, dass Menschen unter Attentaten woanders in der Welt leiden, sind die Medien. Wie Studien zeigen, geht es denen am schlechtesten, die Katastrophenberichte im Fernsehen besonders eifrig verfolgen.

Langanhaltende Depression

Die Wissenschaftler Jürgen Margraf von der Universität Basel gemeinsam mit Bettina Krastel untersuchten das Befinden von gut 1000 repräsentativ ausgewählten Schweizerinnen und Schweizern nach drei katastrophalen Ereignissen in Jahr 2001. So schlimm die drei ganz unterschiedlichen Ereignisse waren: Die meisten Landsleute erfuhren davon nur über die Medien. Doch obwohl nur wenige direkt betroffen waren, litten viele beträchtlich unter ihnen – und für lange Zeit.

Das Phänomen zeigte sich nicht nur in der Befragung. Parallel dazu stieg die Zahl der Behandlungen wegen Depressionen und Ängsten um etwa ein Drittel. Der überraschende Befund lässt sich erklären. Depressionen beruhen nicht nur auf genetischen Faktoren und unmittelbaren Erfahrungen. Eine wichtige Rolle spielt auch, wie Menschen die Welt wahrnehmen. Wer das Gefühl hat, dass er kaum Einfluss auf sein Schicksal besitzt und jederzeit alles Mögliche passieren kann, wird leichter depressiv.

Die Studie gehört zu den ersten, in denen Forscher außerhalb der USA den Folgen des 11. September nachgegangen sind. In den USA gibt es dagegen schon einige Untersuchungen. Auch dort stieg fernab der Anschläge die Depressivität. Außerdem fanden sich in den amerikanischen Studien auch viele posttraumatische Belastungsstörungen – die schwerste psychologische Folge von Katastrophen. Die Betroffenen werden von Erinnerungen an das Unglück verfolgt, wollen nicht daran erinnert werden und finden keine Ruhe.

Herz- und Kreislaufprobleme

Nicht nur die Psyche reagiert auf Terror empfindlich. Viele Menschen fühlen sich so gestresst, dass sie Herz- und Kreislaufprobleme bekommen, wie eine große Untersuchung belegt, die 2008 in den Archives of General Psychiatry erschienen ist.

Besonders betroffen waren Menschen, die sich direkt nach der Katastrophe stark mitgenommen fühlten. Sie litten in den Folgejahren doppelt so oft unter hohem Blutdruck und dreimal so oft unter Herzproblemen. Hatte jemand dauerhaft Angst vor Terroristen, vervierfachte sich sein Risiko für Herzprobleme sogar.

Was kann man tun?

Selektierter Konsum von Medien und vor allem Nachrichten aller Art. Man kennt ja das angenehme Gefühl im Urlaub, wo wir oft tage- und wochenlang keine Meldungen erhalten – und wie zufrieden und entspannt wir auf einmal den Alltag genießen können. Das heißt natürlich nicht: nie wieder Zib, Tagesschau & Co. Dennoch sollte man sich des Einflusses von negativen Meldungen auf die eigene Psyche bewusst sein. Der Mensch braucht auch Hoffnungsfrohes, Optimistisches, Lebensbejahendes, um seine Resilienz zu stärken.

(Foto: Dennis Skley/flickr.com)

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