Traurig oder schon depressiv?

Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens einmal an einer Depression oder Angsterkrankung zu leiden, wird auf 20-30 Prozent geschätzt. Oft verwechseln Menschen aber eine längere Traurigkeitsphase mit einer Depression oder Angsterkrankung. Mit diesem Blog möchte ich erläutern, wie Sie das eine von dem anderen unterscheiden können.

Depressionen sind Zustände, bei denen man sich nichts mehr zutraut und sich durch die Anforderungen des Alltags total überfordert fühlt. Die menschliche Begegnung verunsichert und macht Angst, sodass ein sozialer Rückzug meist die Folge ist. Diesen begleiten häufig Schuldgefühle, Ein- und Durchschlafstörungen, undefinierbare körperliche Schmerzzustände oder sexuelle Unlust.

Wichtig ist dabei zu unterscheiden, dass nicht jedes Stimmungstief, wie es auch im Alltag vorkommen kann, gleich eine Depression bedeuten muss. Depressive sind – anders als bei einem bloßen Stimmungstief – kaum fähig, sich über etwas zu freuen und haben die größten Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen – beispielsweise, ob sie morgens aufstehen oder im Bett bleiben sollen. Schwer depressive Menschen klagen sogar darüber, dass sie nicht einmal mehr das Gefühl der Trauer oder Freude empfinden können. Traurige Menschen können sich von ihrer Traurigkeit ablenken, depressive verharren in ihrem starren Zustand und finden aus eigener Kraft nicht mehr aus dieser Stimmung heraus.

Was ist ein Angststörung?

Angst ist normalerweise eine notwendige Reaktion des Menschen in Gefahrensituationen. Das Vernunftdenken wird abgeschaltet, wir handeln nur noch instinktgeleitet. Angst wird jedoch krankhaft, wenn mit ihr Kontrollverlust auftritt, man beginnt Angstsituationen zu vermeiden, sie eine Einschränkung im Leben darstellt oder oft und massiv auftritt und lange andauert.

Jeder Mensch ist grundverschieden, so auch die Entstehung der Angsterkrankung. Sie entsteht, wenn es dem Betroffenen in seiner Entwicklung nicht möglich war, eine stabile Persönlichkeit mit stabilen Angstbewältigungsmechanismen aufzubauen. Zugrunde liegen häufig ungelöste Konflikte, vor allem im Zusammenhang mit Verlustängsten.

Ursachen von Depression und Angst:

Depressionen und Angst gehen oft mit besonderen Lebensereignissen einher. Zu diesen zählen u.a.:

  • Verlust einer nahestehenden Person
  • Trennung vom Partner
  • Verlust des Arbeitsplatzes
  • Umzug in eine fremde Stadt
  • familiäre Belastungen (Pflege, AlleinerzieherIn)
  • schwierige Wohnverhältnisse
  • Zukunftsängste, Existenzängste
  • Dauerstress – ständige berufliche Über- oder Unterforderung
  • körperliche Erkrankungen (Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Bluthochdruck, Osteoporose, Schilddrüsenerkrankung etc.)
  • Störung oder Veränderung im Hormonhaushalt nach einer Schwangerschaft (postnatale Depression) oder in den Wechseljahren
  • Traumatische Kindheitserlebnisse
  • Einschneidende Ereignisse (Unfall, schwere Krankheit)

Genetische Ursachen:

Während der Depression kommt es zu einer Störung der Informationsweitergabe zwischen einzelnen Zellen des Gehirns, durch die Ausschüttung von Botenstoffen, den sogenannten Neurotransmittern. Vor allem bestimmte Botenstoffe wie das Serotonin und das Noradrenalin sind aus der Balance geraten. Durch diese Stoffwechselstörung sinkt die Fähigkeit Empfindungen wie Freude oder Zufriedenheit zu spüren.

An Depression oder Angst erkrankte Verwandte könnten ein Hinweis auf eine genetische Disposition und damit auf erhöhte Empfänglichkeit für Depressionen und Angsterkrankungen sein.

Behandlung

Depression und Angst sind gut behandelbar. Unbehandelt besteht eine starke Tendenz zur Dauererkrankung und z.B. Ausweitung der Ängste auf alle Lebensbereiche. Allgemein gilt: Je früher eine Therapie beginnt, desto besser ist der Behandlungserfolg! Dies kann je nach Art und Schweregrad der Depression bzw. Angst, manchmal mehrere Monate bis Jahre dauern. Die Erfahrung zeigt, dass eine Kombinationstherapie von Psychotherapie, medizinischer und eventuell medikamentöser Behandlung bei Depression und Angst die meisten Erfolge erzielt.

(Foto: elepsychopatic/flickr.com)

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