Rauchverbote und Gastronomie

Immer wieder hört man aus berufenem (?) Mund, dass strikte Rauchverbote ja in den anderen Ländern tadellos funktionieren und widerspruchslos hingenommen werden. Trotzdem seien die Lokale voll und überhaupt sei von einem Gasthaussperren nichts zu bemerken!

Wenn man etwa rund um den Kölner Dom ein Kölsch trinken möchte, hat man wirklich unendlich viele Möglichkeiten dazu, doch Nordrhein-Westfalen zeigt auch andere Seiten, in die sich ein Tourist gar nicht vorwagt. Wer kennt die grauen Arbeitersiedlungen Duisburgs oder Düsseldorfs, die in keinem Reiseführer erwähnt werden. Wer weiß, dass dort die Menschen verzweifelt sind, weil hunderte traditionelle Eckkneipen nach dem Rauchverbot schließen mussten. Natürlich, so erzählte man mir, habe man zu Anfang des Gesetzes noch hinter heruntergelassenen Jalousien geraucht, doch nach mehreren Anzeigen des Ordnungsamtes und dem Ausbleiben der Gäste haben viele Wirte w o gegeben.

Einen freien Platz im Münchner Hofbräuhaus zu finden, ist oft nicht leicht, weil manchmal die halbe USA oder ganz Japan sich an einer Maß delektiert. Doch wenn man in der Bayrischen Provinz ein Dorfwirtshaus anfährt, steht man oft vor geschlossen Türen. Wenn man dann einen Einheimischen zu Gesicht bekommt und sich erkundigt, weshalb man hier keine Fleischpflanzerln mehr essen kann, erfährt man, dass die Gäste seit dem Rauchverbot weggeblieben sind und lieber ihr Bier in den eigenen vier Wänden konsumieren.

Aber in Bella Italia ist doch alles anders? Da funktioniert es doch tadellos? Gewiss, im Süden zeigt selbst der Winter Temperaturen, wo man noch seine „sigaretta“ tadellos im Freien konsumieren kann. Aber im Norden können die Celsius-Grade durchaus den Nullpunkt unterschreiten und die Menschen sitzen halt im Schneegestöber unter Heizschwammerln, falls das Lokal überhaupt geöffnet hat. Allerdings (und das wird in der österreichischen Diskussion gerne unter den Tisch gekehrt) gibt es in Italien durchaus abgetrennte Raucherbereiche (wissentlich in Triest), wenn auch zugegebenermaßen nicht sehr viele. Trotzdem bot der Gesetzgeber wenigstens diese Möglichkeit an!

Last not least Irland. Ein Land, welches man mit einer lebendigen Pub-Kultur geradezu in Verbindung bringt. In Dublin sind die meisten Flannagan´s oder Shamrock Irish-Pubs zum Bersten voll, doch irgendwie scheint nur das Personal aus Iren zu bestehen, die Gäste kommen aus aller Herren/Frauen Länder. Sobald man aber sein Schulenglisch einsetzt und zum Beispiel im Hotel nachfragt, wo denn der Ire sein Guinness trinkt, wird man mit einem breiten Grinsen auf den nächsten Supermarkt verwiesen, weil es das klassische Pub, besonders in den Dubliner Vororten oder auf dem Land gar nicht mehr gibt. Das, was man als Tourist zu sehen bekommt, ist eine irophile Folklore, die nichts mehr mit dem Lebensmittelpunkt des einstigen Irlands, wo man von der Taufe bis zum Leichenschmaus alles feierte, zu tun hat…

Und in Österreich wird es so eine Entwicklung nicht geben?

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Bluesanne

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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