Er spielt den Chef und trinkt das Blut

Warum uns alle die persönlich und medial ausgetragene Täuschungskultur der westlichen Führungsebene wirklich so gefährdet:

Ranghohen Politikern, Managern und Unternehmern des westlichen Establishments wird oft vorgeworfen, dass sie nur „Selbstdarsteller“ seien oder uns überhaupt nur „eine Rolle“ vorspielen. Terroristen, Despoten und Syndikats-Bosse erscheinen da weit authentischer – sie „tun einfach“ woran sie glauben und finden vielleicht deshalb so viele Anhänger.

Hinter den Täuschungsmanövern der Top-Führungskräfte stecken die Angst vor dem selbst „nicht gut genug sein“, die sogenannten Sachzwänge des kapitalistischen Systems und eine Kommunikationswelt, die sich über die Realität erhebt. Gebärden finden mehr Beachtung als Inhalte, die Show wird zum Gradmesser der Zustimmung, Finanzwirtschaft dominiert Realwirtschaft, der Schein ist wichtiger als das Sein. Alles zig-mal erlebt bei Konzern-Präsentationen, Businessplänen, Demonstrationen, Parteitagen und Wahlkampagnen. Gerade wieder im Eiertanz um Griechenlands Finanzdesaster aber auch in einer Asylanten-, Migrations- und Integrationspolitik der Parolen statt Lösungen zu erleben.

Das aus Angst und Zwang entstandene Fehlverhalten gibt es aber auch im kleinen Rahmen, in Familien, Betrieben, Vereinen und NPOs zu beobachten. Wenn die Führungskräfte „den Chef herauskehren“ und plump oder subtil die eigene Überlegenheit darstellen. Wenn Eitelkeiten zelebriert, gute Vorschläge autoritär abgewürgt, Berichte geschönt und Speichellecker belohnt werden. Im Ringen um fehlende Souveränität wird gelogen, verborgen, taktiert und intrigiert, und zwar überall.

Übrig bleibt ein VampirAm schlimmsten ist es, wenn sich die großen und kleinen Chefs zwischen ihrer Selbstdarstellung und dem „eine Rolle spielen“ verlieren: Weil sie dann nicht mehr wissen, wer sie eigentlich sind, wo vor lauter Präsentation ihr wahres Bedürfnis, ihr eigentliches Wesen liegt. Ein Wesen, zerronnen in einer großen Inszenierung für Mitarbeiter, Mitglieder, Kunden, Wähler, Partner. Übrig bleibt ein Zombie, ein Vampir, der sich nur mehr „vom Blut“ der Umsatzsteigerung, der öffentlichen Anerkennung, des Aufstiegs im Ranking seiner Branche oder Zielgruppe ernährt.

Es ist eine Unkultur, eine Industrie der Täuschung entstanden. Die verbliebenen „Normalen“ stehen dem fassungslos gegenüber und misstrauen zu tiefst allen Obrigkeiten und deren Aussagen. In dieses Vakuum stoßen die leider oft sehr authentischen Extrem- und Populärpolitiker, Gotteskrieger anwerbende Religionsfanatiker und auf einer Welle des „Nimm‘s Dir einfach“ schwimmende Kriminelle und Bandenchefs.

Kriegs-, Überfall- und Unfall-Opfer, Täter, Burnout-Befallene und viele sozial Schwache bekommen „psychologische Unterstützung“. Warum nicht endlich auch solche Führungskräfte? Von mir aus auf Krankenkassa.

Wolfgang Lusak, Lobby Coach und Unternehmensberater

www.lusak.at, www.lobbydermitte.at

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Richard Krauss

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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