Es passiert also. Der saudische Blogger Raif Badawi bekommt eine neue Verhandlung. Zumindest wurde seine zweite Auspeitschung zum ersten Mal (zynisch) wegen gesundheitlicher Gründe nach dem ersten Vollzug verschoben.
Der Image-Schaden für das Land ist - zu recht - enorm und kommt natürlich just zum gleichen Zeitpunkt wo die österreichische Regierung das "Dialogzentrum" beginnt abzulehnen. Warum denn erst jetzt? Warum eine (hochnotpeinliche) Bandion-Ortner vom Ministerposten direkt ins Warme eines wohl sicherlich gut bezahlten Jobs als was-eigentlich-wirklich schieben? Warum Fakten einer obszön menschenrechtswidrigen Gerichtsbarkeit ignorieren, die es bereits vor der Bildung des Zentrums gegeben hat?
Saudi-Arabien ist nicht von gestern auf heute zu einem Staat geworden, der die Scharia als oberstes Prinzip anerkennt, israelischen Staatsbürgern per se die Einreise verbietet, das bei Sexualverbrechen die Schuld Frauen zuschiebt (taz) und Vergewaltigungen nur also solche anerkennt, wenn vier (!) Männer zugunsten des Opfers aussagen. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass das Abhacken von Gliedmaßen als adäquate Strafe angesehen wird.
Das alles sind Punkte, die nicht in den letzten Wochen eingetreten sind, sondern Saudi-Arabien hier und heute im 21. Jahrhundert bestimmen.
Warum kommt jetzt plötzlich das wienerische Feigenblatt "Bist du deppert, des geht so ned!" von sämtlichen hochrangigen PolitikerInnen? In welchem Weltbild haben sie die oben genannten Zustände denn eingeordnet?
War der Kaffee vom saudischen Botschafter bei den Vorbesprechungen so gut, dass man sowas nicht mehr näher zu erörtern brauchte oder die Versorgung von VP-Mitgliedern in gut bezahlten Jobs zu verlockend?
