Die Afd bekommt Aufwind durch Empörialismus

Die Alternative für Deutschland (AfD) möchte also ihren Parteitag im Maritim Hotel in Köln abhalten. So weit so gut. Dass die Partei fragwürdige, ja teilweise grenzwertige Positionen vertritt, ist hinlänglich bekannt. Von Funktionären werden Aussagen getätigt, die Fremdenhass, Ausgrenzung und Intoleranz Tür und Tor öffnen. Doch eine Tür möchte die AfD bestimmt nicht aufmachen. Viel eher möchte sie eine Mauer um Deutschland bauen, wie das große Vorbild mit den kleinen Händen aus den USA.

Untragbarer Landeschef

Erst kürzlich wurde der Thüringer Landeschef der AfD, Björn Höcke, untragbar, weil er mit der ohnehin viel zu spät begonnenen Aufarbeitung des Holocausts in Deutschland brechen möchte. Man kann also sagen, dass es für jeden demokratisch denkenden Menschen mit nur einem Funken Nächstenliebe unmöglich sein sollte, diesen Ausgrenzern und Hasspredigern seine Stimme zu geben. Trotzdem liegt die AfD laut der letzten Sonntagsfrage derzeit bei zwölf Prozent und wäre somit die drittstärkste Partei nach den kommenden Bundestagswahlen.

Verbot ist ganze Galaxien entfernt

Die Alternative für Deutschland ist eine seit 2013 zugelassene politische Partei in Deutschland. Wer das erneut gescheiterte Verbotsverfahren gegen die NPD beobachtet hat, kann sich vorstellen, dass man von einem Verbot der AfD nicht nur Lichtjahre, sondern ganze Galaxien entfernt ist.

Wäre es also möglich, dass diejenigen, die sich (natürlich zurecht) lautstark gegen diese Hasspartei stark machen, dabei große Fehler machen?

Ja, die AfD möchte einen Parteitag veranstalten und ja, dieser Parteitag soll im Maritim Hotel in Köln stattfinden. Aber nein, es ist keine gute Idee, die Verantwortlichen des Hotels durch einen „Shitstorm“ dazu zu zwingen, die Partei vor die Tür zu setzen. Es ist auch keine gute Idee, den Mitarbeitern des Hotels Gewalt anzudrohen oder diese darauf anzusprechen, dass „der ganze Bau brennen“ würde, falls man die Veranstaltung nicht absage. Natürlich handelt es sich hier um einzelne Meinungsäußerungen, allerdings von Menschen, die sich dabei um nichts besser benehmen als der eigentliche politische Gegner.

Wohlfühloase Opferrolle

Lasst diese Rassisten ihren Parteitag doch im Maritim Hotel abhalten. Wer deshalb keine Geschäftsbeziehung zum Maritim Hotel mehr unterhalten möchte, soll dort einfach nicht mehr nächtigen. Es macht keinen Sinn, eine Mauer um jedes Hotel zu bauen, in dem die AfD zukünftig residieren möchte. Damit drängt man die Alternative in eine Opferrolle und wir sollten mittlerweile längst wissen, dass sich Populisten in dieser Rolle am wohlsten fühlen. „Wir sind die armen Kämpfer für den kleinen Mann und die linken Eliten in diesem Land möchten uns den Weg versperren“, könnte ein Statement lauten, falls das Maritim Hotel doch noch klein bei geben sollte.

In den Zeiten von Shitstorm und Cholera

Wir leben in einer Demokratie und eine Demokratie muss es aushalten, wenn bestimmte Gruppen eine andere politische Meinung vertreten. Auch wenn diese Meinung rassistisch und menschenverachtend ist. Noch dazu, wenn anscheinend zwölf Prozent der Wahlberechtigten dazu bereit sind, die AfD zu wählen. Doch in der Zeit von Social Media und Empörialismus, ist der nächste Shitstorm nur einen Mausklick entfernt.

Niemand der bei klarem Verstand ist und eine halbwegs kultivierte politische Meinung vertritt, möchte eine starke Alternative für Deutschland. Trotzdem wird es keinem außer der AfD nützen, wenn wir sie auf die Straße setzen.

Auf die richtigen Ausgrenzer warten

Überlassen wir die Ausgrenzung doch denjenigen, die wissen, wie man es richtig macht. Nach den Wahlen wird keine einzige Partei, die einen Regierungsauftrag bekommt, dazu bereit sein, die Alternative für Deutschland in eine Koalition mitzunehmen. Eine Mauer zu bauen, ob nun politisch oder aus Mörtel und Stein, hat noch nie zu einem friedlichen Miteinander geführt. Gerade in Deutschland, sollte man zumindest das aus der Geschichte gelernt haben.

Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/afd-bundesparteitag-in-koeln-schwere-proteste-gegen-koelner-maritim-hotel-a-1134401.html

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