Kern, Sobotka und Standard Charterflüge.

Die parlamentarische Anfrage über Charterflüge des Abgeordneten Rupert Doppler war die Vorlage für einen Artikel des Standards, doch der Abgeordnete Dr. Marcus Franz, stellte diese Anfrage etwas früher nur mit einem andere Text: "Dienstreisen der Bundesregierung 2016". Die Anfrage von Abgeordnete Franz wurde nicht beachtet von den Medien und wurde von den Ministern am 9. Jänner 2017 beantwortet.

Der Standard veröffentlicht am 15. Februar 2017 um 13:10 den Artikel: "Sobotka reiste per Privatjet von Wien nach Budapest". Die Information beruht auf der beantworteten parlamentarischen Anfrage von Rupert Doppler. Wie erwarte war die Empörung der Postergemeinde riesig und dem Standard ist so eine Story willkommen, die Zugriffe auf seine Webseite steigen. Der Artikel war negativ geschrieben, der Redaktion ist Innenminister Sobotka nicht besonders sympathisch. Die Qualitätszeitung braucht auch die Schlagzeilen, die das Blut der Leser in Wallung bringen. Die Redaktion bleibt der Wahrheit treu, doch Privatjet bringt die richtige Würze für die Schlageziele, bringt Emotionen, mit gewolltem Populismus und der nötigen Implizierung, nur Reiche reisen mit dem Privatjet.

Der Standard teilt natürlich den Artikel am 15. Februar um 13:45 auf Facebook. Der Artikel wird 272 Mal geteilt und insgesamt drücken 1453 Mal die User auf den "Gefällt mir" Button, die Geschichte rennt ganz gut für den Standard. Die Zahlen liegen weit über den durchschnichtlichen Zahlen, die ein Artikel des Standards auf Facebook erzielt. Die Wutbürger feierten eine Party unter dem Posting. Ja, der Standard weiß, was er seiner ÖVP hassenden Leserschaft schuldig ist.

Christian Kern war zufällig an diesem Tag auf Dienstreise in der schönen Steiermark und postet gleiche ein paar Bilder seiner Zugfahrt von Graz nach Leibnitz. Das Team um Kanzler Kern beobachtet die Medien recht gut und reagiert schnell, der Dienstwagen wird stehen gelassen und Kern in den Zug gesetzt. Wie ist der Superkanzler nach Graz gekommen, sicher nicht geflogen, unwichtig nur ein kleiner Schönheitsfehler in der Darstellung des Kanzlers als braver Benützer der ÖBB. Das Facebook Posting erzielt die gewünschte Wirkung, Kern wird bejubelt für die Wahl seines Verkehrsmittels und Sobotka auf der Facebook Seite des Bundeskanzlers angefeindete.

Die Neos sind ja auch lieb, die neue Politik, aber was machen sie nur im Parlament? Die Neos müssten von den Anfragen gewusst haben, warum haben sie es nicht thematisiert, wurden sie auch erst durch den Artikel im Standard informiert? Die Neos haben den Standard Artikel auf ihrer Facebook Seite geteilt.

Am nächsten Tag den 16. Februar 2017, 12:29 erscheint zu dem Thema ein weiter Artikel mit der Überschrift: "Neue Verstimmung: ÖVP wirft Kern ebenfalls Charterflüge vor". Der Artikel ist wieder negativ, unsachlich und von Objektivität fehlt jede Spur, der Standard gibt der Geschichte seinen Spinn. Der Privatjet für Sobotka ist verwerflich, der Privatjet für Kern ist gerechtfertigt? Die User im Standard verteidigen mehrheitlich den Kanzler in den Kommentaren. Die Kritik an den Charterflügen von Kern gibt es nicht. Der Artikel beinhaltet nur verächtliche Bezeichnungen für ÖVP Funktionäre: "Quertreibereien, kein guter Stil, lächerlichen Angriff, Heckenschützen und Öl ins Feuer", die aus der Stellungnahme von SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler entnommen wurden. Die Kern SPÖ befindet sich trotz gegenteiliger Aussagen im Wahlkampfmodus. Öl ins Feuer gießen wurde JVP-Generalsekretär Stefan Schnöll unterstellt vom Standard, weil er einen Tweet über die 10 Charterflüge des Kanzlers absetzte.

Die Darstellung von Kern mit Hilfe der Medien als Superkanzler funktionierte perfekt. Kritik an der Inszenierung von Kanzler Kern wird verteufelt, wer etwas gegen den heiligen Kern sagt ist ein Heckenschütze. Die Schadenfreude der Kern SPÖ über die Flüge von Sobotka ist unangebracht, da er auch mit dem Privatjet reist und nicht nur mit dem Railjet! Die ÖVP reagierte natürlich verärgert über die Reaktion von Kern auf Facebook und die Antwort war mehr als verständlich. Die Doppelmoral von der Kern SPÖ und den Medien wird hier sehr gut deutlich. Das Verhalten von Kern und Team wird nicht hinterfragt, zeugt es von gutem Stil in einer Partnerschaft sich so unverschämt in Szene zu setzen? Seht her, ich bin der Gute, ich benütze den Zug, ich bin ja so viel besser wie der Sobotka. Das Verhalten ist auf Kindergartenniveau von Kern und Team. Wird wirklich die Wahl der Verkehrsmittel zum Kriterium wer ein guter Politiker ist, ich reise mit dem Zug, also bei der nächsten Wahl mich wählen. Die Grünen wären bei so einer Wahl die Sieger, der Autobus ist nicht so toll, aber weil sie Hybridautos und Fahrräder benützen wären sie echt gute Politiker?

Die Artikel ließen meine kleinen grauen Zellen arbeite. Woher hat der Standard die Information zu dem Artikel über Sobotka bekommen? Hat die Redaktion recherchiert, wurden sie ihr anonym zu gesendet, hat ein Politiker einem Journalisten die Info gesteckt, hat es ein SPÖ Mitarbeiter nebenbei erwähnt? Der Standard hat nicht recherchiert, hätte der Standard es getan, wie es die Pflicht von gutem Journalismus ist, wäre er auch auf die Reisekosten von Bundeskanzler Kern gestoßen und auf die Anfragen von Dr. Marcus Franz. Die Frage, wie subjektiv sind die Journalisten beim Standard? Was tut der Standard alles um die Zugriffe auf seine Webpräsenz zu steigern? Die Zugriffe sind für die Zeitung bares Geld, je höher die Zugriffe, desto mehr Geld von den Werbekunden. Die nächste Frage, wie dumm sind unsere Medien, der Standard veröffentlichte die Geschichte als erstes und alle anderen Medien folgen ihm wie die Lemminge. Wie viele Zeitungen braucht Österreich, eigentlich nur eine, weil die anderen nur abschreiben. Die Zeitungen haben ich jetzt genug mit Kritik bedacht, aber ich will auch noch lobende Worte verlieren. Die Vorarlberger Nachrichten haben nachträglich recherchiert und in der Samstagsausgabe über die Flugaktivitäten der Bundesregierung berichtet. Die Tageszeitung "Presse" thematisierte die Inszenierung von Bundeskanzler Kern als braver Zugfahrer.

Die Frage die uns alle beschäftigen sollte, wie beeinflussen die Massenmedien unser Sicht auf Parteien, auf unser politisches System. Was für einen Einfluss haben Massenmedien auf Phänomene wie Pegida, Identitäre, Demos gegen Bälle und Wutbürger? Sind Massenmedien für Politikverdrossenheit verantwortlich?

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