An fast jedem Ort auf diesem Planeten kann man heute telefonieren, Nachrichten verschicken und empfangen sowie das World Wide Web besuchen, vorausgesetzt man verfügt über ein hochmodernes Handy, welches in der Fachsprache auch „Smartphone“ genannt wird. Diese Smartphones sind für viele Menschen ein absoluter Segen, nicht zuletzt deswegen, weil die Geräte über nahezu grenzenlose Möglichkeiten verfügen und die zahlreichen Zusatzfutures, die vorwiegend als App erworben werden, auch noch sehr günstig sind.

Überhaupt fällt auf, dass in den letzten Jahren sich nicht nur die Technik der Mobiltelefone rasant entwickelt hat, sondern auch die Preise der dazugehörigen Verträge und Tarife stark gefallen sind. Das führt allerdings dazu, dass die Mobilfunkanbieter neue Wege gehen müssen, um Neukunden an Land zu ziehen. Billigtarife, welche vor einigen Jahren noch die Kundenlocker Nummer eins waren, lassen heute die Menschen kalt. Männer wie aber auch Frauen stehen heute nicht mehr nur auf günstigstes Telefonieren und „Simsen“, sondern wollen auch technisch immer auf dem neuesten Stand sein. Nun hat ein sehr großer und bekannter Mobilfunkanbieter eine Idee auf die Welt gebracht, welche mit ziemlicher Sicherheit einen beachtlichen Kundenzuwachs einbringen dürfte. Der Gedanke ist folgender: Während es beim Mitbewerb eigentlich üblich ist, dass der Konsument alle zwei Jahre ein neues Mobiltelefon erhält, gibt es beim besagten innovativen Anbieter einmal im Jahr das aktuellste Smartphone als „Zuckerl“. Daraus folgt, dass sich das „Smartphone-Wechsel-Intervall“ quasi um 50 Prozent verkürzt oder anders gesagt: Der Handykonsum des Vertragnehmers verdoppelt sich.

Zugegeben, ich selbst besitze auch ein Smartphone, auch wenn das kurioserweise erst seit ein paar Monaten der Fall ist. Und es stimmt, die Funktionen sind sehr praktisch, obwohl mir die altmodische Tastatur bedeutend lieber war als dieser Touchscreen, welchen ich weder als praktisch noch als besser funktionierend empfinde. Ich persönlich gehöre allerdings sowieso nicht zu den Menschen, welche großen Wert auf High-Tech im Mobilfunkbereich legen und muss gestehen, dass ich die „JUHU-Aktion“ des großen Telekomunikationsanbieters als unnötig erachte. Zum einen, weil es mich einfach nicht interessiert, ständig ein neues Handy zu verstehen, zum anderen, weil ich dabei immer an die menschenunwürdige Handyherstellung denken muss. Immer wieder geraten Hersteller von Mobiltelefonen in die Kritik, allen voran die beiden Weltmarktführer, deren Namen wohl allseits bekannt sein dürften.

Die einen nutzen Zulieferer, welche Kinder für sich arbeiten lassen, die anderen benutzen bei der Produktion giftige Chemikalien und fördern dadurch Krebserkrankungen der eigenen Arbeitskräfte. Im Allgemeinen gilt diese Branche nicht unbedingt als mitarbeiterfreundlich, gibt es doch keinerlei Gewerkschaften und Arbeitszeiten über zwölf Stunden am Tag gelten auch nicht unbedingt als Seltenheit. Trotz der harten Arbeit können die meisten ArbeiterInnen in den asiatischen Werken kaum von ihrem Lohn leben. Doch damit nicht genug, denn möchte man ein Smartphone entsorgen, muss dies aufwändig recycelt werden. Wird das nicht getan, gelangen giftige Stoffe wie zum Beispiel Arsen oder Blei in das Grundwasser und in die Luft. Um das teure Recycling zu umgehen, wird der Elektromüll oft in arme Länder exportiert, in denen es mit dem Umweltschutz nicht so genau genommen wird und wo Umweltgesetze quasi nicht vorhanden sind. Doch bevor man ein Handy wegwerfen kann, muss man es produzieren und dafür werden seltene Metalle, vor allem in Afrika, abgebaut. Viele Menschen werden gezwungen ihren Landbesitz abzugeben, damit neue Minen eröffnet werden können, welche dann wiederum das Wasser und die Umwelt der angrenzenden Regionen verschmutzen. Das Ganze geht sogar soweit, dass in einigen Gebieten Afrikas (z.B. der Republik Kongo) Kriege und Konflikte angeheizt wurden, welche inzwischen schon außer Kontrolle geraten sind.

Für mich persönlich ist das alleine schon Grund genug, nicht in einen Smartphonewahn zu verfallen. Wie gesagt: Es ist praktisch und es macht sicher auch Spaß, aber es muss nicht jedes Jahr ein neues Modell sein, wenn das alte doch noch funktioniert. Die meisten von uns können die kleinen Verbesserungen der unterschiedlichen Geräte gar nicht nutzen und viele Anwender bemerken die Veränderungen gar nicht erst. Viele Personen nutzen das Smartphone eher als Statussymbol, ohne sich Gedanken zu machen, was ihr Verhalten für Konsequenzen hat. Natürlich ist die Verlockung groß und die Werbetaktik aggressiv, trotzdem sollten wir widerstehen können. Meiner Meinung nach sollte sich auch der besagte Anbieter Gedanken machen, ob das der richtige Weg der Kundenaquise ist. Die bessere Lösung wäre es ein Handypfand einzuführen, damit alte Telefone wieder den Weg zurück zum Hersteller finden, und (nicht vergessen!) der Erbauer sollte natürlich zum richtigen und umweltschonenden Recycling verpflichtet werden.

Aber den ersten Schritt muss natürlich der Verbraucher tun, indem er sein eigenes „Smartphone-Wechsel-Intervall“ überdenkt und beim Kauf eines neuen Gerätes prüft, ob die Anschaffung wirklich sinnvoll und notwendig ist.

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