Viele Fragen werden gestellt, noch mehr Antworten gegeben. Ängste werden ausgebreitet, Szenarien konstruiert, Ergebnisse vorweg genommen.

Fast jeder will seine Meinung darlegen und weiß natürlich als Einziger, was für die Welt am besten wäre.

Die Frage, die mir am seltensten unterkommt, ist die "Soziale Frage". Diese stellt sich heute fast niemand mehr. Soziales Verhalten ist nicht mehr modern. Wirtschaftlichkeit ist oberstes Gebot.

An sich ist der Mensch ein Wesen, das von einem sozialen Gefüge abhängig ist. Menschen können nicht autark existieren. Jeder Mensch allein mitten in die Schöpfung gestellt, würde in kürzester Zeit zugrunde gehen. Er braucht für jeden Bereich seines Daseins Andere.

Am besten würde es ihm gehen, wenn er dem göttlichen (also schöpferischen) Prinzip folgen würde. Wo eines ins andere gehen muss, eines für das andere Sinn macht.

In diesem Prinzip ist enthalten, dass auch das Geben nur dann Sinn macht, wenn jemand da ist, der auch nehmen kann.

Wie sich daraus wieder leicht erhellt, ist es dafür vonnöten, dass jeder etwas anderes gibt. Hier kommt der Individualismus ins Spiel. Jeder muss sich selbst einbringen. Wie er sich einbringt, unterliegt seiner Selbstverantwortung. Damit will ich mich aber heute nicht näher beschäftigen. Heute ist nicht der Mensch als Individualwesen mein Thema, sondern der Mensch als Sozialwesen.

Wie immer bei mir, muss es vom Kleinen ins Große gehen. Nur so sehe ich Funktionalität gegeben. Deshalb wähle ich die Familie als kleinste soziale Zelle.

In einer Familie, wie sie vom Schöpfer als gedacht erscheint, ist es wohl selbstverständlich, dass die stärkeren Mitglieder für die schwächeren sorgen, mit ihnen teilen, für diese mitarbeiten, sozusagen. Da gibt es Personen, die etwas hereinbringen und andere, die dieses annehmen. Manche verarbeiten es dann ebenfalls zum Nutzen aller, andere wieder können nur ihr Nehmen geben. In einer guten Familie wird niemals etwas gegengerechnet.

Auf der nächsten Ebene, in einer Dorfgemeinschaft z.B. geht es genauso weiter. Es werden Leistungen erbracht, die für alle Bewohner zu Nutzen sein sollen. Straßenbau, Müllabfuhr, Kindergarten, kulturelle Angebote, usw. Nicht jeder kann dafür etwas an Arbeitsleistung einbringen, deshalb müssen die Meisten finanzielle Beiträge dafür leisten.

Doch auch hier ist es nicht so, dass jemand der aufgrund seiner "Schwäche" nur geringere finanzielle Beiträge geleistet hat - vielleicht sogar gar keine -, dann bestimmte Straßen nicht befahren darf, oder seinen Müll selbst entsorgen muss, usw.

Bei den Krankenkassen ist es ebenfalls so (bzw. sollte es zumindest so sein), dass die Leistungen der (finanziell) Stärkeren die Betreuung der Schwächeren mitfinanzieren sollten.

Wenn es dann los geht damit, dass Krankheit bewertet wird und Kranke nach subjektiver Bewertung aus dem Raster der allgemeinen Betreuung herausfallen sollen, indem Forderungen auftauchen, die Beiträge von beispielsweise Schifahrern zu erhöhen, weil diese sich mutwillig in gefährliche Freizeitsituationen begeben, oder Raucher und adipöse Menschen überhaupt gleich grundsätzlich von Kostenübernahmen auszuschließen sind, zeigt sich hier schon auf den ersten Blick, wohin das wirtschaftliche Denken führt. Dazu, dass niemand mehr Antworten auf die soziale Frage sucht.

Und so wird auf der einen Seite nun viel über die Armut "unserer" Bevölkerung geschrieben, um die wir uns doch bitte kümmern sollten. Wer immer dieses Uns auch sein mag. Die meisten meinen damit eher irgendwelche Anderen.

Doch auf der anderen Seite wird an der Mindestsicherung geschraubt. Wie bitte passt das zusammen? Ist eine meiner sozialen Fragen.

Abgesehen davon, dass Empfänger von Sozialleistungen bisher sowieso als Sozialschmarotzer angesehen wurden. Diese wurden nur plötzlich durch das Zuwandereraufkommen in einen österreichischen "Adelsstand" erhoben.

Denn all jene, die dieses Kümmern nun so vehement anführen, würden wohl sofort sehr laut aufschreien, müssten sie dafür auch tatsächliche Beiträge leisten.

Für die meisten Leute ist es so, dass Sozialleistungen nur da sein sollten, um sich ein soziales Mäntelchen umhängen zu können, aber nicht in Anspruch genommen werden dürften. Zumindest nicht von Anderen und schon gar nicht von denen, die sie gar brauchen.

Eine weitere Abkehr vom sozialen Verhalten wird dadurch aufgezeigt, dass die Wirtschaftsleistung nicht mehr in den Dienst der Allgemeinheit gestellt wird, sondern nur mehr die Geldbörsel Einzelner damit gefüllt werden sollen.

Schwache, verfolgte und von Vernichtung bedrohte Menschen werden nicht mehr als soziale Aufgabe angesehen, sondern als störender Wirtschaftsfaktor bereitwilligst geopfert.

Der Einzelne vergisst dabei nur allzu gern, dass er als Einzelner eben gar nicht so existieren könnte, wie er es jetzt tut. Dass dafür viele andere Einzelne Leistungen erbracht haben und noch immer erbringen, die er nie und nimmer selber bezahlen könnte.

Dass er ohne die Beiträge derer, die nun von Krieg und Vertreibung betroffen sind, seinen Komfort niemals aufbauen hätten können. Dass er deshalb genauso abhängig ist von einem sozialen System wie das schwächste Glied jeder Gemeinschaft. Dass sein Feudaldenken ihn sehr nahe an den Abgrund der eigenen Unversorgtheit bringen kann.

Und viele ach so wirtschaftliche Denker übersehen gerne, dass unser augenblickliches Wirtschaftswachstum ohne die Zuwanderer gar nicht da wäre. Die Wirtschaft wurde und wird enorm dadurch angekurbelt.

Die Frage, die sich mir aufdrängt ist deshalb:

Was ist mit uns passiert? Warum stellt sich für so viele meiner Mitbürger nur mehr die wirtschaftliche Frage, aber die soziale Frage nicht mehr?

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Eveline I.

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Daniela Noitz

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