Der Weckruf eines Schlafwandlers

Hubert Patterer, bekanntlich Chefredakteur der KZ, verfasste einen vielsagenden Leitartikel. Er intoniert Faymann und Mitterlehner, die eine (logischerweise von ihm geschriebene, ergo seine Meinung wiedergebende) Rede an die "Landsleute" richten, in der sie plötzlich erwachen und "erkennen, wie groß die Aufgabe ist, vor die uns die Flüchtlingskrise stellt" und dass sie nun "begriffen haben", wie ernst die Lage sei.

Und was Patter glaubt, selbst "begriffen" zu haben und deshalb Faymann und Mitterlehner ausrichtet, hat mich wirklich zum Lachen gebracht: "Die Leute haben nicht Angst vor denen, die sich in Decken hüllen. Sie haben Angst vor unserer Überforderung". Der Spielfelder Bürgermeister hat im Regierungsfunk vor laufender Kamera unzweideutig erklärt, dass seine Bürger vor diesen Massen an fremdländischen Menschen und fremden Sprachen Angst hätten. Ich frage mich, wie viele Leserbriefe oder Anrufe Patterer täglich bekommt. Scheinbar begreift es die viel zitierte Lügenpresse nicht einmal, wenn man es ihr ins Gesicht brüllt.

Patterer, natürlich voll im Bild, betet dann noch brav das Merkel-Dogma herunter, um endgültig als Volkstribun Geltung zu erlangen: "Wir schaffen das, aber wir schaffen es nur gemeinsam". Dem Volk auf's Maul geschaut, Herr Patterer, das sieht es genauso wie Sie! Gemeinsam unterzugehen ist zudem immer besser als einsam. Das ist einfach aus der Perspektive der Gruppendynamik heraus zu verstehen, nehme ich an.

Er glaubt, Faymann und Mitterlehner seien "schwerhörige Gefangene der Riten und Rituale, die unsere Parteien uns anerzogen haben", weswegen sie "die Stimmungslage im Land zu lange nicht wahrgenommen" hätten. Wenngleich das vollkommen korrekt ist, demonstriert Patterer als Chefredakteur einer österreichischen Zeitung, dass er von der Realität ebenfalls überhaupt keine Ahnung hat und sich in Fehldeutungen und politischen Dogmen ergeht.

Patterer ist Ausdruck der Systemmedien, seines Stalles, die dieselben Handlungsmuster und Denkschemata aufweisen wie die politische Klasse. Wenn er nun in seinem Leitartikel glaubt, dieses negative Machwerk offenlegen und dagegen antreten zu können, kann es sich nur um zweierlei handeln: entweder um Ironie oder um eine gehörige Blamage (wahlweise self-pwn, facepalm o. Ä. einsetzen).

Der Leitartikel sagt also - freilich komplett entgegen der Intention - viel mehr über Patterer aus als über Faymann und Mitterlehner (das Versagen der Politik in der Frage ist schließlich bekannt). Ärger kann man sich kaum selbst ins Knie schießen. Schonungslos offenbart Patterer, dass er als Mainstreamjournalist nicht zwischen Volk und herrschender Klasse steht, sondern im Morast des Systems watet.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:15

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