Ich bin Tante. Also stolze echte Tante von viereinhalb Zwergen zwischen acht und minus ein halbes Jahr, und die irgendwie schräge Freundinnen-Kinder-Tante. Ich bin nicht wirklich ein leidenschaftlicher Kinder-Mensch, vor allem zu Kindern, die mir nicht offen begegnen, fehlt mir der Zugang. Irgendwie spiegle ich Kinder – sind sie schüchtern mir gegenüber, bin ich es auch. Aber es ändert nichts an der Tatsache: Wer meinen Nichten, Neffen und/oder Freundinnenkindern was antut, hat mich zur Feindin auf Lebenszeit.

Nur einen Feind hab ich, der ist definitiv größer, stärker und vor allem mächtiger als ich: Der völlig irre Konsumismus. Und zwar jetzt gar nicht das Konzept selbst, sondern die pervertierten Wurmfortsätze dieses Systems, die uns in Spielzeug- und Kindermodegeschäften entgegenleuchten. Erinnere ich mich an meine Kindheit, war zugegebenermaßen das Spielen mit den amüsant riechenden Plastikponys meiner Nachbarin spannender als das Spielen mit den in LKW, Rakete oder doch Actionfigur umbaubaren Plastikmonstern (Plastik, das Holz der Achtziger-Jahre) ihres Bruders. Aber ich spielte auch mit beiden Fußball, Nintendo, und an die legendäre Papierfliegerschlacht in deren Kinderzimmer werde ich mich wohl mein Leben lang erinnern – wohl auch, weil es nicht ungefährlich war. Ein Papierflieger blieb ohne Witz wenige Zentimeter neben meinem Kopf in. der. Wand. stecken. Legendär war das.

Geh ich heute in ein Spielzeuggeschäft (oder in den Papierfachhandel), lachen mir reihenlang Spielzeuge für Mädchen entgegen. Alles in Pink, Lila, Magenta, Rosa, Glitzer gehalten. Und eine halbe Reihe mit wahlweise Spielzeugautos, -zügen, -raketen in schwarz, blau, dunkelrot, dunkelgrün. Mein Glauben an die Zukunft wackelte kurz, als ich entdeckte, dass es jetzt Lego für Mädchen gibt. Lego. Plastikbausteine. Deren großer Vorteil es ist, dass sie die Phantasie der Kinder anstacheln. Jetzt wird diese Phantasie in Geschlechter eingeteilt..

Unfassbar, wie mir diese Genderei am Senkel geht. Und ich bin nicht die einzige. Vor einigen Jahren rauschte ein Video durch die sozialen Netzwerke, in dem ein geschätzt fünfjähriges Mädchen sich über genau die gleiche Tatsache wie ich aufregte: Warum gibt es eigentlich Spielzeug für Mädchen und Buben? Was ist, wenn sie, das kleine Mädchen, mit Bubenspielzeug spielen will? Oder ihr Kindergartenfreund mit Mädchensachen? Sie versteht das nicht, weils doch eigentlich egal sein sollte.

Ist es doch auch.

Oder?

Ich finde es einfach unglaublich schade, wie Kinder heutzutage bereits in MädchenBubenRollen hineingedrängt werden. Schon klar, auch in den Achtzigern gabs rosafarbene Mädchen- und hellblaue Bubenzimmer. Aber dass Spielzeug inzwischen derartig nach Geschlechtern getrennt ist, gibt mir als Nicht-Mami zu denken. Sollt ich diesen Zustand mal ändern und Mami werden, dann darf mein Sohn definitiv mit Hello-Kitty-shirts in Pink durch die Gegend laufen, wenn er will, und meine Tochter darf mit Unisex-Lego spielen.

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Duni

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Kristallfrau

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r.schoaf

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