In den Medien wird aktuell, vorallem nach den Vorkommnissen in und um Chemnitz, wieder um die "Mitte der Gesellschaft" gerungen. Aber wer ist das eigentlich? Ich würde mich eigentlich zur "Mitte" zählen. Ich bin heterosexuell, verheiratet, Vater einer Tochter, Herrchen zweier Hunde, tierlieb, friedliebend und harmoniebedürftig.

Ich möchte in friedlicher Koexistenz mit allen Nationalitäten und Religionen in Deutschland leben. Mit allen Menschen jedweder Herkunft, Sexualität oder Glaubensrichtung. In einer Kultur, die westeuropäisch und von Aufklärung und christlichen Traditionen geprägt ist – obwohl ich selbst mich eher als Agnostiker sehe.

Ich möchte, dass man offen miteinander diskutieren und auch streiten kann, ohne dass man allzuschnell in eine extremistische Ecke gedrängt wird, aus der man so schnell nicht mehr raus kommt.

Ich möchte Menschen in Not helfen, aber im Rahmen der gesetzlichen Regeln, die für mich auch in Ausnahmefällen nicht dehnbar sind (wie z.B. nach 2015 erfolgt). Ich unterstütze auch Migration nach Deutschland, solange es Menschen sind, die sich hier vollständig integrieren, was für mich zu einem nicht unerheblichen Teil tatsächlich Assimilation bedeutet, aber natürlich nicht ausschließt, zuhause weiter Bräuchen aus dem Herkunftsland zu frönen, solange diese unser Grundgesetz respektieren.

Ich möchte keine weiter wachsenden Parallelgesellschaften, in denen mehr und mehr mafiöse Strukturen herrschen und die Polizei mittlerweile ganze Straßenstriche aufgeben muss, weil sie die Situation nicht mehr beherrscht, wo religiöse Friedensrichter Recht sprechen, das Grundgesetz also außen vor ist.

Ich möchte keine Gesellschaft, die religiös geprägt ist, zu aller letzt von einer Religion, die gedanklich noch im tiefsten Mittelalter steckt und der wir toleranzbesoffen unsere hart erkämpften Rechte für Frauen und Homosexuelle sukzessive opfern (z.B. Geschlechterapartheid in Schwimmbädern oder auf Konzerten).

Ich möchte keine Schulen, in denen "normale" Kinder von religiös indoktrinierten und in patriarchalischen Familiensystemen aufgewachsenen Machos eingeschüchtert, ausgegrenzt, beleidigt, bespuckt und gewaltsam unterdrückt werden.

Ich möchte keine Indoktrinierung von Kindern durch Kopftuchzwang, sondern Aufklärung ohne politische oder religiöse Beeinflussung in der Schulzeit, nach der die Frauen selbst entscheiden können, ob sie sich verhüllen oder nicht. Und wo sie nicht bedroht, verfolgt oder "ehrenhaft" ermordet werden, wenn sie sich für die moderne liberale westliche Kultur entscheiden und gegen ein tiefreligiöses Leben nach strengen Regeln.

Ich möchte keine Justiz, die für einen "Anschlag" mit einem Böller auf ein Gotteshaus, bei dem kaum Sach- und keinerlei Personenschaden entsteht, höhere Haftstrafen auslobt, als bei einem heimtückischen Mord aufgrund von frauenfeindlichen und religiös verblendeten Weltanschauungen.

Ich möchte, dass mein hart erarbeitetes Geld dem Wohle der Allgemeinheit zukommt, dass Straßen und Brücken, Schulen und Sportanlagen davon instandgehalten werden. Nicht, dass damit in dubiosen Bankengeschäften spekuliert, andere Länder damit ob ihrer unverantwortlichen Geldpolitik "gerettet" oder Faulenzern in der sozialen Hängematte der nächste Laptop oder Flachbildfernseher finanziert wird; jenen, die unverschuldet nicht (mehr) arbeitsfähig sind oder nach 45 oder mehr Jahren harter Arbeit in Rente gehen, sollte davon eine annähernde Aufrechterhaltung ihres Lebensstils ermöglicht werden.

Ich möchte, dass Mütter oder Väter sich in den ersten Jahren um ihre Kinder kümmern können, ohne dafür im Erwerb oder der Rente dramatische Einbußen in Kauf nehmen zu müssen.

Ist das "die Mitte"?

Bis Du damit auch "die Mitte" oder siehst Du das völlig anders? Lebe ich vielleicht wirklich in einer Filterblase? Dann kläre mich auf, was "die Mitte" wirklich ist?

pixabay/geralt

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Spinnchen

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