Die Frauenwelt riskiert, weiteren Gentleman zu verlieren

Ist die Partnersuche schwieriger geworden oder ist es nur ein subjektives Empfinden? Eine Zustandsbeschreibung aus männlicher Perspektive.

Verliebt, verlobt, verheiratet. So einfach war es in der Vergangenheit Man lernt sich in einem Club kennen, macht sich für einen X-beliebigen Tag eine Verabredung aus und wenn die Chemie stimmt, kommt man zusammen. Geht es gut, kommt es zu einem Heiratsantrag und man lebt glücklich bis ans Ende aller Tage. Doch wie jeder anderer Bereich in unserem Leben, ist auch der Partnermarkt nicht mehr das, was er mal einst war. So wie sich die Arbeitswelt im Zeitalter der Globalisierung mit rasenden Schritten verändert, so transformiert sich der Partnermarkt in ein kompliziertes und von Unsicherheiten geprägtes Milieu.

Ich bin der Meinung, dass die Erwartungen und Vorstellungen von vielen Singles an der Realität vorbei greifen. Auf der einen Seite gibt es in Deutschland und Österreich so viele Singles wie niemals zuvor. Auf der anderen Seite scheint es eine ziemliche Herausforderung zu sein, dass sich zwei Menschen finden, die miteinander für eine längere Zeit auskommen können. Denn die Anforderungen, Erwartungen und Ansprüche sind gestiegen auf einen Partner steigen, je mehr wir in der Zeit voranschreiten. Man erhofft sich mit dem Wunschpartner, seinen Bedürfnissen gerecht zu werden. Es sollte möglichst nicht zu monoton und routiniert sein.

Mittlerweile lesen sich viele Profile auf Dating-Apps wie Stellenanzeigen: „Mit dir kann man Spaß haben und du bringst mich zum lachen? Du bist spontan und abenteuerlustig? Du schaffst es gefühlvoll auf mich einzugehen und Schlagfertig zu sein, wenn es drauf ankommt? Dann wische nach rechts." Ein ziemlich egoistisches Verhalten oder? Diese Erwartungen suggerieren doch, dass eine Beziehung lediglich zur Erfüllung der inneren Bedürfnisse gemacht sind. Vergessen wird dagegen, dass eine Beziehung auch eine Arbeit ist, die auch unschöne Herausforderungen nach sich zieht. Herausforderungen, die anscheinend viele Menschen nicht mehr bereit sind anzunehmen.

Warum gibt sie ihre Nummer, wenn sie sich danach nicht meldet?

Zugegeben, diese Zustandsbeschreibung ist der virtuellen Welt entnommen worden. Diese Gegebenheiten sind aber die Gründe dafür, warum die Partnersuche meiner Empfindung nach so schwierig geworden ist. Die Leute sind nicht mehr in der Lage, ihre Empfindungen und Gefühle auszusprechen. Obwohl gerne vom anderen Geschlecht Offenheit, Ehrlichkeit und Direktheit gefordert wird, ist der Umgang mit diesen Tugenden stiefmütterlich geworden. Ich habe nämlich das Gefühl, dass viele Frauen recht verdutzt reagieren, wenn ich ihnen Vis-a-Vis eingestehe, dass sie mir gefallen und mich gerne mit ihnen verabreden will. Traurig ist es, dass es gegenwärtig normal ist, über Dating-Apps zu flirten, aber es als Belästigung gilt, wenn man eine Frau in der Realität anspricht. Dabei meine ich nicht aus heiterem Himmel auf der Straße, sondern wenn es einen Anlass dafür gibt und die einen schicksalhaften Charakter besitzen. Funktioniert die Kontaktaufnahme dann doch, indem man etwa die Telefonnummer von der Angebeteten ergattert, führt es zum mittlerweile bekannten Phänomen „Ghosting“, also wenn die begehrte Person plötzlich abtaucht und auf die eigenen Kontaktversuche nicht mehr reagiert. Da fragt man(n) sich: „Warum gibt sie dann ihre echte Nummer, wenn sie sich danach nicht meldet?

Frauen sind in Dating-Apps nicht weniger oberflächlicher als Männer

Um solche Erlebnisse zu meiden, verlagern nicht wenige Singles ihre Partnersuche ins Internet, wo sie angeblich einfacher sein soll. Doch dort werden unsoziale Effekte nur noch verstärkt. Meine Erfahrung damit: Frauen sind in Dating-Apps nicht weniger oberflächlicher, als Männer. Ich kann Frauen echt verstehen, wenn sie etwa wegen ihres Aussehens unter permanenten Druck stehen und immer wieder von Männern blöde Anmachsprüche hören müssen. Aber wenn man sich über diese Gegebenheiten so beschwert, was suchen dann diese Frauen in Tinder und Co.?

Auf ihren Profilen prahlen sie halbnackt vor einem Pool, machen einen Schmollmund, suggerieren gerne, dass sie reiselustig sind und es ihnen im Leben nicht langweilig ist. Auf ihren Profilbeschreibungen philosophieren sie laienhaft und immer mit dem Vermerk am Ende "kein ONS". Was macht frau also in Tinder, wenn sie weiß, dass alle Männer dort angeblich nur auf Sex aus sind? Welch Doppelmoral.

Ich kann mir diesen Widerspruch nicht anders erklären als damit, dass man nur auf Bestätigung aus ist. Außerdem ist es ja nicht vorurteilsfrei, wenn man allen Männern gleich Sexbesessenheit unterstellt und gleichzeitig stets fordert, dass Männer den ersten Schritt machen sollten. Man sei ja so schüchtern. Und dann schreibt man(n) etwas, und trotzdem kommt nichts zurück. Das ist nicht gerade das feine Englische.

Selbst gutes Aussehen kann ein Ausschlusskriterium sein

Darüber hinaus können Kleinigkeiten, die die Erwartungen der Angebeteten nicht erfüllen, einem zum Verhängnis werden. Mal ist man zu jung oder wohnt zu weit auseinander. Mal ist man zu sesshaft oder doch zu reiselustig. Mal zu religiös oder unreligiös. Bei den Eltern zu wohnen ist genauso fatal, wie wenn man noch in einer WG wohnt.Selbst gutes Aussehen kann zu einem Ausschlusskriterium werden, da einem Fremdgehpotenzial unterstellt wird. Das ist doch absurd. Viele meiner Altersgenossen sind in der Lage aufwendige Reisen zu machen, Großprojekte in der Arbeit zu betreuen und sogar alleine einen Haushalt zu führen. Sie sind aber nicht in der Lage Kompromisse einzugehen, wenn es um das Zusammenleben zweier Menschen geht. Traurig

Wenn eine Frau mir gefällt, dann soll sie das auch von mir persönlich erfahren

Auch wenn ich das gerne mache und der Ansicht bin, dass es sich so gehört, finde ich, dass es immer wieder eine mutige Überwindung ist, dass man(n) eine Frau anspricht. Ich will mich ja nicht verstecken. Wenn mir eine Frau gefällt, dann soll sie das auch von mir auf eine niveauvolle Art und Weise persönlich erfahren. Nur leider ist es selten geworden, dass man dankend damit umgeht. Stattdessen verfällt die begehrte Person in Selbstgefälligkeit. Locker und witzelnd zu sein ist ja schön und gut, aber eine gewisse Ernsthaftigkeit soll doch möglich sein. Aber am Ende kommt doch wieder heraus, dass frau nur auf Bestätigung aus war und verschwiegen hat, dass sie sich bereits für einen anderen reserviert und es nicht einmal erwähnt hat.

Ach ihr lieben Frauen. Ihr klagt darüber, dass die Gattung Gentleman immer weniger wird. Aber mit dem Verhalten vieler eurer Geschlechtsgenossen, riskiert ihr einen weiteren Gentleman zu verlieren.

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Mysterymike

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