Diese Woche steht bei uns ganz im Zeichen der Präventivarbeit gegen die leider noch immer vorherrschenden und absolut unmenschlichen sowie erniedrigenden Arbeitsverhältnisse bis hin zur modernen Sklaverei. Allein in den Jahren von 1995 bis 2014 wurden insgesamt über 47tausend Personen aus so einer Situation in ganz Brasilien befreit.

Hauptsächlich trifft es dabei Landarbeiter, die ihr "Glück" fernab von zu Hause suchen – auf vielfach für Exporte orientierten Flächen von Agrarrkonzernen und Fazendas (z.B auf Zuckerrohrplantagen, Plantagen zur Kaffee- und Orangenernte, Rodungsflächen für neues Agrarland, bestimmt für den Sojaanbau und die Rinderzucht, etc). Allerdings trifft es vermehrt auch Bauarbeiter, die den Weg vom Nordosten in den Süden wagen, oder Frauen, die sich als Näherinnen in São Paulo ihr Geld verdienen möchten.

Die Berichte dieser Menschen sind erschütternd. Meist werden sie auf den riesigen und vielfach von der Außenwelt abgeschnittenen Fazendas, von für die “Sicherheit” beauftragten Milizen über Stunden in der brütenden Hitze auf den Feldern zur Schwerstarbeit verdonnert. Meist fehlt es am Notwendigsten, sie wohnen unter schwarzen Plastikplanen, ohne sauberes Trinkwasser und ausreichendem Essen, ohne WC und Dusche, sowie keiner Möglichkeit, mit Zuhause Kontakt aufzunehmen. Immer wieder kommt es vor, dass sie sich vor Überanstrengung auf den Feldern übergeben oder gar zusammenbrechen.

Meist werden diese Leute, von den “Gatos” (=Mittelsmännern) mit Versprechungen aus ihrer Heimat weggelockt. Einmal eingewilligt, werden sie mit Bussen über tausende von Kilometern in die Gebiete gebracht, wo ihnen Arbeit versprochen wird. Dort den lokalen Verantwortlichen ausgeliefert, ohne Kontakt mit zu Hause, gibt es für sie kein Entkommen.

Aus diesem Grund veranstalten wir immer wieder, in Zusammenarbeit mit der Polizei und anderen Partnerorganisationen, präventive Veranstaltungen an Orten von denen wir wissen, dass es großes Migrationspotential gibt. Über mehrere Tage hinweg stoppen wir die Busse und Fahrzeuge, versuchen, in direktem Kontakt mit den Leuten auf den Plätzen in der Stadt und in den Dörfern über diese Problematik zu sprechen und geben ihnen Anschauungsmaterial sowie unsere Kontaktadressen. Wenn möglich und vorhanden, suchen wir auch jeweils die lokalen Radiosender auf und versuchen, in Interviews die Situation von Betroffenen zu schildern.

Abschließend an diese Informationstage kommt es dann immer zu einem gemeinsamen Austausch der Erfahrungen und gesammelten Informationen die uns ermöglichen die Routen der Arbeiter besser kennenzulernen. Immer wieder erfahren wir in diesen Tagen auch Lebensgeschichten von Leuten, die sich schon in solchen Situationen vorgefunden haben, oder von aktuell Betroffenen, und es kommt dann zu neuen Strafanzeigen sowie Befreiungen.

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Bernhard Juranek

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Herbert Erregger

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fischundfleisch

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