Migräne ist Volkskrankheit Nummer 1 – und das weltweit. Über 324 Millionen  Menschen sind von diesem Kopfschmerz, der meist mit einseitigem pulsierenden Schmerz, begleitet von extremer Licht- und Lärmempfindlichkeit sowie Übelkeit und Erbrechen auftritt, betroffen. Bei uns in Österreich leiden insgesamt 10,2 Prozent aller an Migräne. Am häufigsten trifft es Menschen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, die arbeitende Bevölkerung ist öfter befallen als die nichtarbeitende. Die meisten Betroffenen geben an, einmal pro Monat eine Migräne-Attacke zu haben. Frauen sind viel häufiger betroffen als Männer. Diese Daten stammen von einer Studie des Linzer Neurologen und Kopfschmerzspezialisten Christin Lampl.

Jetzt wissen wir zwar sehr genau, wer unter Migräne leidet. Allgemein ist dieser Kopfschmerz dennoch noch ein recht unbekanntes Phänomen: Unklarheit herrscht sowohl über den Auslöser und die Gründe von Migräne als auch über den Zeitpunkt eines Anfalls.

Fakt ist: Trotz vieler Ansätze und Forschungen lässt sich Migräne weiterhin nicht besonders gut behandelt. Die durchaus teure medikamentöse Therapie hilft in den meisten Fällen nicht wie erhofft. Auch andere Alternativen abseits der Schulmedizin wie Akupunktur sind nicht immer der Schlüssel zum Erfolg.

Einen Ausweg aus dem Dilemma könnte jetzt die moderne Nervenchirurgie bieten. Eine der Hypothesen zur Entstehung von Migräne ist nämlich, dass die Nerven, die aus dem knöchernen Schädel austreten, nach dem Austritt eingeengt sind und so den Schmerz auslösen. Dass eingeengte Nerven zu Problemen führen, ist längst bekannt. Das beste Beispiel dafür ist das Karpaltunnelsyndrom, das durch den eingeengten nervus medianus (Mittelnerv) am Handgelenk entsteht. Es zeigt sich unter anderem in eingeschlafenen Fingern und tritt häufig bei Diabetikern auf. Ähnliches wie bei dieser schmerzhaften Krankheit passiert auch bei der Migräne, so die Theorie: Es entsteht also quasi ein „Karpaltunnel am Kopf“. Die Hypothese kommt nicht von ungefähr, kann doch Migräne allein durch die Injektion von Botox gebessert werden. Dabei wird die Muskulatur entspannt, und die Nerven sind dementsprechend nicht mehr eingeengt. Aus diesem Grund ist Botox auch in der Behandlung von Migräne zugelassen und wird in verschiedenen Ländern wie Deutschland oder England  von der Krankenkasse bezahlt. Durch die Injektion von Botox geht es den Leuten größtenteils besser, im besten Fall sind sie sogar beschwerdefrei. Allerdings nur für eine gewisse Zeit: Die Wirkung vom Botox hält nämlich nur drei bis maximal sechs Monate.

Die gute Nachricht: Seit Kurzem gibt es eine Alternative, die längerfristig Migräne-Schmerzen um 90% reduzieren kann*: Eine Operation, die die eingeengten Nerven im Bereich der Augenbrauen, der Schläfen oder auch am Hinterkopf. „befreit“.

Aber Achtung! Was jetzt wie das perfekte Allheilmittel aussieht, „die Migräne einfach wegzuschnippeln“, muss mit Vorsicht genossen werden. Einerseits muss vorab getestet werden, ob eine solche operative Möglichkeit im Einzelfall überhaupt Sinn macht. Andererseits handelt es sich dabei – wie bei jedem chirurgischen Eingriff - um eine größere Behandlung. Die Operation kann in keinem Fall die Therapie der ersten Wahl sein, sondern nur eine letzte Alternative zur medikamentösen Therapie und den anderen Methoden. Nämlich genau in den Fällen, in denen sonst nichts oder wenig hilft.

*Das zeigt die Fachpublikation der gebürtigen Kärntnerin Dr. Lisa Gfrehrer, die an der Universität in Boston Migränemechanismen und Therapiemöglichkeiten erforscht.

Untersucht wurde der Migräne-Schmerz dank des sogenannten Migräne-Kopfschmerz Index. Das ist die Frequenz des Schmerzes multipilziert mit der Dauer der Schmerzen (in Stunden pro Tag) multipliziert mit der Intensität (0-10):

Vor dem Eingriff lag dieser Index in der Studiengruppe bei: 99,4Nach dem Eingriff bei: 10.1Es konnte also eine Reduktion um 90 % erfolgen.

Mehr dazu finden Sie hier: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24945947

Fotocredit: Fotolia/Kurhan

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