Halloween: Frohsinn, Horror oder dummes Zeug?

Die Geister, die wir riefen, werden wir nicht mehr los. Kaum ein Fest ist so vielschichtig und gleichzeitig so umstritten, wie die von irischstämmigen Amerikanern inzwischen weltweit verbreitete Version des Allerheiligenfestes (All Hallows’ Eve, Eve = Vorabend).

Die zahlreichen Vorwürfe und Anfeindungen verhallen zwar mehr oder weniger ungehört im Wind (was kümmert das Volk, was seine selbsternannten Glaubenswächter in immerwährender Empörung erbrechen), werfen aber nichtsdestotrotz einige Fragen auf. Bevor ich auf diese eingehe, hier zunächst ein Kummerkasten für alle (eventuell auch an mich gerichteten) Beschwerden und Kritiken bezüglich Halloween:

Statt nun hier zu dozieren, über Hintergründe, Herkunft und moralische Abgründe dieses Festes, möchte ich einfach nur eine Reihe von Vorurteilen ausräumen:

1. Es heißt, u. a. von kirchlicher Seite, Halloween sei unchristlich und eine Pervertierung des ursprünglichen Gedankens.

Tatsache ist aber: Halloween ist nicht mehr und nicht weniger unchristlich und pervertiert, als zB. auch das Weihnachts- oder Osterfest. Natürlich hat da eine Kommerzialisierung und Entfremdung von den Ursprüngen stattgefunden. Das gilt aber für ALLE christlichen Feste. Der mit Halloween verbundene Totenkult, sowie der Glaube an Geister und Dämonen, hat durchaus christlichen Ursprung. Am deutlichsten wird das im katholischen Mexiko, wo zeitgleich der Día de Muertos, der Tag der Toten gefeiert wird. Eine Art Mischung aus Totensonntag und Allerheiligen, in der mit Totenköpfen, Knochen und gruseligen Verkleidungen nicht gespart wird.

2. Es heißt immer wieder, Halloween hätte keltische (heidnische) Wurzeln.

Dieser Glaube ist eher der "neukeltischen Romantisierung" (im Zuge von New Age, back to the roots, Renaissance selbsternannter Hexen usw.) als tatsächlichen Parallelen oder Überlieferungen zuzuordnen. Tatsache ist nur, dass die meisten christlichen Feste (Weihnachten, Ostern, Allerheiligen) seinerzeit auf heidnische Feste gelegt wurden:

Germanische Wintersonnenwende => Weihnachten;

Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche => Ostern;

keltisches Samhein (dunkler Pol des Jahres) => Allerheiligen.

Damit wollte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, erstens die heidnischen Feste durch Überlagerung ausmerzen und zweitens dennoch von deren oft Jahrtausende langen Entablierung profitieren. Das dabei auch die eine oder andere germanisch/keltische Tradition überlebte, ist nicht auszuschließen, aber in keinem einzigen Fall nachgewiesen. Wahrscheinlicher ist, dass spätere regionale, in der christlichen Ära entstandene Bräuche Einzug hatten.

3. Die Angst vor Clowns (Coulrophobie) wird gerne Stephen King bzw. seinem Werk "Es" in die Schuhe geschoben.

Tatsächlich ist sie viel älter und scheint ihren Ursprung in der Fremdheit und Undurchschaubarkeit - und damit vermeintlicher Unberechenbarkeit - stark geschminkter Gesichter zu haben, also typisch menschlich, und vor allem bei Kindern durchaus verbreitet zu sein. Die Figur des Joker (aus Batman) stammt aus den 40er Jahren (damals als Comic), und auch entsprechende Beobachtungen von Psychologen gehen mindestens so weit zurück. Stephen King hat also diese verbreitete Furcht 1986 in seinem Roman "Es" nur aufgegriffen. Spätestens mit der Verfilmung dann aber quasi zur Epidemie gemacht. Und so sind auch die zahlreichen Horror-Clowns heutzutage zu einem neuen Phänomen und inzwischen auch Problem der Halloween-Festivitäten geworden.

4. Entgegen anderslautenden Gerüchten hat auch die Angst vor Frauen ihren Ursprung nicht in Halloween, obwohl einschlägige Erfahrungen und Beobachtungen aus der Szene diesen Schluss nahelegen:

Eines steht aber zumindest fest: Was an Halloween zusammenfindet, das muss in wahrer Liebe verbunden sein.

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Margaretha G

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