Mobbing müsste mit mehr Zeit für soziales Lernen nicht sein

Die Zeugnisse werden dieser Tage ausgeteilt. Die Kinder und Jugendlichen sind erleichtert, dass jetzt zwei Monate nicht in die Schule gegangen werden muss. Da muss man nun genau auf die Kinder achten.

Geht ein Kind in die Schule, dann lassen sich allgemein schulische Probleme durchaus erkennen. Leistungsabfall, Befindlichkeitsstörungen wie Kopf- oder Bauchweh, das Kind will nicht in die Schule. Ist das Schuljahr vorbei, dann ist die Freude vielleicht noch größer als sonst. Kinder, die unter Mobbing leiden, weisen unter Umständen keinen Leistungsabfall auf, aber Befindlichkeitsstörungen. Das wird dann gerade zu Beginn der Sommerferien augenscheinlich, wenn ein Riesendruck abfällt, sich die Stimmung des Kindes wieder aufhellt und es einfach gelöster wirkt.

Mobbing selbst ist Gemeinsein, Ärgern, Schikanieren und Sekkieren. Ich würde sogar so weit gehen, dass es eine Form des Sadismus ist, wenn Schüler oder Schülerinnen ständig so behandelt werden. Es sind im Endeffekt Personen, die durch übertriebenes Verhalten ihre eigene Schwäche überspielen wollen und deshalb aggressiv gegenüber anderen sind. Das kann physische ablaufen oder auf verbal. In jedem Fall ist es für die Betroffenen eine große Belastung. Verschließt sich die oder der Betroffene, wird es schwierig. Den die Symptomatik ähnelt anderen auf die Schule bezogenen Problemen. Und es ist für Erziehungsberechtigte und PädagogInnen vor allem ab der Unterstufe aufgrund von Zeitmangel nicht immer leicht herauszufinden, was in der Klasse stattfindet.

Gerade heutzutage ist das Mobbing durch die Sozialen Medien und das Smartphone sicherlich verstärkt, beziehungsweise verteilt es sich leichter. Solche Geschichten nehme ich im Bekanntenkreis wahr. Wenn eine Gruppe einen Anderen triezt, ist schnell ein Filmchen gedreht, das sich via Facebook, Whats App oder Snapchat schnell verbreitet. Das war vor dem Web 2.0 nicht in dem Ausmaß möglich. Zudem laufen diese Vorgänge meist unterhalb der Wahrnehmungsschwelle Erwachsener ab. Allerdings sollte dabei nicht vergessen werden, dass Anecken eine Art des sozialen Lernens ist. Da gehört es mitunter schon auch dazu, einmal fies zu sein. Nicht jedes Ärgern ist demnach gleich eine Form des Mobbings.

Ich trete für mehr Zeit für soziales Lernen ein. Wenn wir Kinder ausbilden, dann dürfen wir einfach nicht bei der Wissensvermittlung stehen bleiben. Ich kenne es aus vielen Volksschulen, dass sich die LehrerInnen Zeit für Morgenkreise nehmen, um darüber zu sprechen, was in der Klasse los ist. Da können sich die Kinder viel von der Seele reden und Probleme können entweder frühzeitig erkannt oder tatsächlich beim Namen genannt werden. Aber wie soll in der gegenwärtigen Form beispielsweise ein Geographielehrer bei zwei Stunden in der Woche überblicken können, was los ist? Das geht einfach nicht. Dabei ist es dann gerade für Jugendliche ungemein wichtig, das Darüberreden zu erlernen.

Die Jugendlichen sind sicherlich reif genug, in einem geeigneten Rahmen ihre Gefühle mitzuteilen; gibt es dann noch eine geeignete Bezugsperson, dann kann viel schon vorher erkannt werden. Ich denke auch, dass in Zusammenarbeit mit Fachkräften auch bestehende Mobbingprobleme erkannt werden können. Dann kann man daran arbeiten. Dafür braucht es aber das Bewusstsein, dass soziales Lernen gleich wichtig wie Göthe oder die Wahrscheinlichkeitsrechnung ist.

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Silvia Jelincic

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