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Sind Sie Anleger? Haben Sie in Blue Chip-Werte investiert? Können Sie sich noch an das Jahr 1999 erinnern? Sagt Ihnen die Dotcom-Blase etwas?

Nun gut - es war eine für die globalen Finanzmärkte extrem lehrreiche Zeit. Über längere Zeit bewegten sich die Aktienkurse wie in einer Einbahnstraße nur nach oben, bis sie im April 2000 (NASDAQ 100), ihre Höchstwerte erreichten. Der Boom auf die IT-Unternehmen der Dotcom-Ära brachte zuvor 2 bis 3-stellige Renditen mit sich. Der ganze Markt wurde in diesem Sog mit nach oben gerissen. 2000 kam dann der Moment der Wahrheit. Die weit überzogenen Kurse implodierten und fielen bis in den September 2002.

Ich war zu dieser Zeit ein absolutes Greenhorn in der Finanzbranche und begann mir gerade meine ersten Sporen in der Vermögensverwaltung zu verdienen. Eines, was ich zu dieser Zeit lernte war, in Blue Chips kann man immer investieren. Blue Chips – they never fail! Sie sind die Stützpfeiler der Wirtschaft und der Börsen. Firmen wie Coca-Cola, BASF, Deutsche Bank, Nestlé, IBM etc. Wenn alles kracht, Blue Chips stehen da wie Felsen in der Brandung. Grundsätzlich richtig. Aber! Auf einem Bärenmarkt, wenn die Anleger – speziell jene Kleinanleger, die sogar Omas Sparstrumpf riskierten – von einer Massenpanik erfasst werden, geht erst so richtig Kohle den Bach runter! Das Vertrauen war auf einen Schlag weg. IT-Firmen stellten sich als leere Hülsen heraus, da ihr Wert zumeist auf den geistigen Assets beruhen. Und wie es eben so kommen musste – auch Blue Chips kamen zusehends unter Druck. Erst 2003 begannen sich die Kurse wieder zu stabilisieren, um dann langsam abermals Fahrt aufzunehmen (Beispiel: MSCI World Index, Benchmarks: DAX, Dow Jones, NASDAQ 100)

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Es dauerte allerdings nur ein paar Jahre, damit sich die nächste Krise aufbauen konnte. Diesmal aber richtig! Die Welt wurde von der schwersten Finanzkrise seit 1929 heimgesucht. Bis Anfang 2009 fielen die Kurse ins Bodenlose. Auslöser waren faule Immobilienkredite. Bei den Banken gab es Kredite, wie zu Halloween Süßigkeiten. Zahllose Menschen verloren dabei ihr Heim und komplettes Hab und Gut. Banken wie Lehman Brothers, also Unternehmen, die als unbankrottbare Blue Chip gelistet waren, zerplatzten wie Seifenblasen. Staaten mussten weltweit Banken retten, damit das globale Finanzsystem überhaupt weiter funktionieren konnte. Die Folgen dieses Schocks bewältigen die Volkswirtschaften heute noch, knapp 10 Jahre danach.

Welche Parallelen zwischen all diesen Krisen gibt es? Wie soll es überhaupt weitergehen?

Speziell Kleinanleger waren von all diesen Krisen extrem betroffen. Geschürt von der unbändigen Gier nach Reichtum, wurde ihnen der Markt verkauft, wie einem Eskimo ein Kühlschrank. Es war Geldvernichtung pur. Geldvernichtung, die jeweils in den USA ihren Ausgang nahm und auf korrupten Geschäftsmethoden basierte. Bilanzskandale (siehe ENRON) machten Aktien und Anleihen von einen Tag auf den anderen wertlos, einige Fondsgesellschaften (z.B. AMIS AG) und Banken sorgten für den Rest. Getragen von einer neo-liberalen Politik der absoluten Freiheit der Märkte und im Glauben an die "unsichtbare Hand" der Selbstregulierung. Nun sollte man denken, der Mensch hat aus all dem gelernt. Doch weit gefehlt.

Es war die aktuelle Präsidentschaftswahl in den USA, die mich auf den Gedanken zu diesem Artikel brachte. Denn die USA ist im Grunde – wirtschaftlich betrachtet – auch ein Blue Chip. Und wie es der Wähler wollte(?), ist der kommende Präsident diesmal ein Geschäftsmann durch und durch. Er ist ein mit allen Wassern gewaschener Immobilien-Tycoon, der genau jene moralaverse Geschäftemacherei repräsentiert, die auch an den vorangegangenen Krisen schuld war. Er ist noch nicht einmal ein Smart Guy, der zumindest so tut als ob er seriös wäre. Nein, er belügt seine Wähler ganz offen nach Strich und Faden und er schüttelt es locker ab, wenn man ihn der Unwahrheit überführt.

Wie es weitergeht? Blicken wir zurück. Phasen des euphorischen Aufschwungs folgen Phasen des unrühmlichen Niedergangs. Und eigentlich war es schon immer so. So ist die Finanzbranche. So ist der Mensch gestrickt. So werden Gewinne gemacht. Nicht umsonst besagt eine alte Börsenweisheit: „Kaufe wenn die Börsen fallen, verkaufe wenn sie steigen.“ Welchen Nutzen ziehen wir daraus? Hmm, vielleicht sollten wir jetzt stärker in die Rüstungsindustrie investieren. Zumindest im Moment sieht es danach aus, als wäre dies die aktuelle Boom-Branche. Nur brauchen wir uns um die nächste Down-Phase wahrscheinlich keine Gedanken machen. Sie wird eventuell durch einen großen Knall beendet.

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