Lasst andere nicht für Euch denken!

Politischen Parteien ist es sehr wichtig, Einfluss auf bestimmte Medien zu haben. Die Politiker kennen deren Macht und wissen, dass man über die Medien Menschen manipulieren kann, indem man ihr Denken beeinflusst und damit letztendlich auch ihr Handeln. Viele „Meinungen“ in unseren Köpfen beruhen nicht auf eigenen Erfahrungen, sondern auf reinem Wiederkäuen fremder Ansichten.

Wenn wirklich alle Menschen entsprechend den Meinungen, die sie derzeit in ihren Köpfen haben, handeln würden – na dann, gute Nacht! Es bleibt zu hoffen, dass sich das eigen­ständige Denken wieder eingestellt hat, bis es einmal ans „Eingemachte“ geht, und dass unser Handeln dann klüger sein wird als die vielen Meinungen, die wir in unseren Köpfen haben. Man sollte auf keinen Fall andere für sich denken las­sen, sonst denkt man nicht, sondern wird gedacht.

Es werden ja schon unsere Kinder in einem Bildungssystem geschult, in dem sie nicht lernen, wie man denkt, sondern was sie zu denken haben, und wie sie die Welt sehen sollen. Wenn wir lernen könnten, wie unser Gehirn funktioniert, was für ein unglaubliches Potenzial es hätte, welch ungeahnte Möglichkeiten sich für jeden von uns auftun, dann wären wir wie der Motorradfahrer, der seine Maschine versteht, da er hinter die Funktionsweise blicken kann.

Wenn du nur lernst: „Da ist das Gas, dann fährt es, und wenn ich diesen oder jenen Hebel ziehe, dann macht es das oder das“, dann funktioniert das nur, solange du in einer Situation bist, die der Norm entspricht. Ändern sich die Fahrbahnverhältnisse plötzlich, dann musst du genau verstehen, wie und weshalb sich das Fahrzeug beim Unter- oder Übersteuern so oder so verhält, und welche Möglichkeiten und Potenziale deine Maschine hat. Unterschätzt man dieses Potenzial, wirft man zu früh die Nerven weg und damit das Motorrad in den Graben. So werfen wir auch oft im Alltag die Nerven weg, weil wir unser Potenzial niemals kennengelernt haben.

Wir alle sind darauf konditioniert, gewisse Dinge zu denken, die wir denken dürfen, daran halten wir uns. Tabus zu brechen wird nicht geduldet. Das wirklich eigenständige Denken zu beherrschen, ist mit einem sehr langwierigen Lernprozess verbunden, in dem auch ich seit vielen Jahren stecke. Ich experimentiere damit, mich ein bisschen umzuprogrammieren und versuche, vieles, das einmal auf meine „Festplatte“ gespielt wurde, zu hinterfragen und mein Gehirn teilweise neu zu „formatieren“. Da sind wir nun wieder im Neurozeitalter, in dem wir unser Gehirn ständig mit Computern vergleichen. In gewisser Weise trifft dieser Vergleich ja auch zu. Die Neuformatierung gelingt mir am besten über Erfahrungen, die ich mache, nicht aber über Wiederkäuen von fremden Meinungen. Dennoch ist der Großteil von dem, was ich von mir gebe, tatsächlich Nachgeplappertes. Ich spreche ja häufig mit anderen Menschen, tausche mich mit ihnen aus und habe daher zum Teil auch Meinungen Anderer im Kopf, die mich inspiriert haben, die aber jetzt nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen müssen.

Gerald Hüther, ein bekannter Gehirnforscher, berichtet in einem seiner Bücher darüber, wie er immer wieder aus der Stadt fährt, auf einen Berg, wo er einen Hügel hinaufwandert. Von dort aus hat er den Überblick über die gesamte Region und er sieht von oben auch die Autobahnen, die Hauptverkehrsstraßen, die Ortschaften, die Nebenstraßen und die schmalen Feldwege. Aus dieser Perspektive sieht man, was auf den Autobahnen alles los ist. Man kann den Verkehr auf den großen Straßen beobachten, erkennt aber auch die unscheinbaren Wege, auf denen niemand unterwegs ist.

Genau auf diese Weise sollten wir, so schreibt Gerald Hüther, auch unser Gehirn von Zeit zu Zeit betrachten. Wir sollten also einen Schritt aus uns heraus machen und unser Gehirn beobach-ten: „Wie denkt es eigentlich? Welche Wege beschreitet es, wenn es denkt?“ Dann können wir uns die Frage stellen, ob es in unserem Hirn nicht auch Pfade gibt, die wir ansonsten nicht benutzen. Genau das macht ein wirklich spannendes Leben aus. Man muss bereit sein, neue Erfahrungen zu machen, neue Wege des Denkens zu beschreiten und auszubauen. Dann stellt sich wirkliches „Selbst-Denken“ ein.

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