Sylvesternacht? Köln? Übergriffe? I wo: Fake-News!

aus wikipedia, Frank Vincentz, CC BY-SA 3.0

Es soll hier nicht darum gehen, das, was sich zum Jahreswechsel 2015/16 in Köln abgespielt hat, nochmal inhaltlich zu betrachten.

Vielmehr schlicht nochmal ein Blick auf die Polizei-Pressemeldung, fröhlich getwittert am Morgen des 1. Januar:

„Ausgelassene Stimmung – Feiern weitgehend friedlich“. (1)

So weit, so schön. Dachte man.

Und noch am 5. Januar sagte Frau OB Reker in der Pressekonferenz, die Behörden hätten keinerlei Hinweise darüber, dass es sich bei evtl. Tätern um Flüchtlinge handle. Entsprechende Vermutungen halte sie für „absolut unzulässig“. (2)

Stellen wir uns kurz vor, zum damaligen Zeitpunkt hätte es bereits ein Gesetz gegen fake-news gegeben. So, wie es jetzt in der Planung der deutschen Bundesregierung ist (3). In Konkordanz mit Herrn Schulz auf europäischer Ebene (4).

Wenn die Polizei einen ausgelassenen, weitgehend friedlichen Verlauf attestiert, und die örtliche OB anderweitige Vermutungen als "absolut unzulässig" darstellt -- als was, wenn nicht "fake", wären anderslautende Erlebnisse und der Versuch von Betroffenen, diese anzuzeigen, behandelt worden?

Und wäre, wenn den zuständigen Organen qua passendem Gesetz die Handhabe zur Verfügung gestanden hätte, ein solches Bemühen womöglich geahndet worden?

Und welcher Journalist hätte nach einem solchen offiziellen "fake"-Verdikt Mut und Hartnäckigkeit gehabt, der Sache nachzugehen?

Ende Januar dann, nach Bekanntwerden der Dimensionen von "Köln" (aber bei weitem nicht nur da), vor allem aber vor dem Hintergrund der darauf folgenden Reaktionen, schaltete sich die Parlamentarische Versammlung des Europarates ein: In ihrer Entschließung betonte sie, dass „die Medien auch eine wichtige Verantwortung trügen, objektiv, rechtzeitig und wahrheitsgemäß über Tatsachen zu berichten, ohne einen Teil der Bevölkerung zu stigmatisieren. Sie sollten nicht die Wahrheit vor der allgemeinen Öffentlichkeit verbergen, um politische Korrektheit zu gewährleisten. Parteiische, verspätete oder unausgewogene Berichterstattung über Straftaten könne Verschwörungstheorien Vorschub leisten, Hass gegen einen Teil der Bevölkerung anheizen und zum Misstrauen gegenüber Behörden und Medien beitragen." (5)

Wunderbar.

Nur könne auch diese wohlklingenden Worte nicht verbergen, dass die Sorge nicht primär den Informationen selber, also dem Ob bzw. Wann ihrer Veröffentlichung gilt, sondern dass all dies unter dem Gesichtspunkt ihrer evtl. Wirkung auf die Öffentlichkeit zu werten ist. Post - faktisch im engsten Sinne des Wortes. Der Punkt scheint nicht der zu sein, dass Informationen um ihrer selbst, also ihres Gehalts willen verbreitet werden, sondern die Sorge, dass u.a. deren verspätete Berichterstattung "zum Misstrauen gegenüber Behörden und Medien beitragen."

Genau diese Sorge vor solchem Misstrauen aber ist es, die mein Misstrauen weckt...

Grosses.

Gegenüber von Leuten, die mich augenscheinlich für zu blöde halten, eine Information als solche zu handeln.

Für schlicht "as thick as a brick" -- Dumm wie Bohnenstroh.

Und anscheinend nicht nur mich....

Siehe auch:

http://www.achgut.com/artikel/fakenews_schnell_das_falsche_verbieten

Quellen:

(1) https://twitter.com/polizei_nrw_k/status/682875312095539200

(2) http://www.spiegel.de/panorama/justiz/koeln-polizei-verschaerft-sicherheitsmassnahmen-nach-silvester-uebergriffen-a-1070600.html

(3) https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/schlaglichter_nt/article160445593/Kein-Zeitplan-fuer-Fake-News-Gesetz.html

(4) http://www.sueddeutsche.de/politik/fake-news-schulz-fordert-eu-weites-verbot-von-falschmeldungen-1.3299552

(5) Entschliessung 13961 der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 26.1. 2016

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