Vom bangen Hoffen und Warten Teil 3

Brav haben wir alle Untersuchungen absolviert. Meine immer vor dem Hintergrund meiner neuen, alles bestimmenden Zeiteinheit: dem Zyklus. Nun steht sie an, die Befundbesprechung. Der Tag der Wahrheit. Wieder Nervosität. Allerdings weniger eine so dumpfe, wie beim ersten Besuch in der Kinderwunschklinik, sondern eher eine aufgekratzte. Nicht positiv aufgekratzt, sondern neugierig, gespannt, erwartungsvoll.

Die Miene des Arztes ist ernst. Und nach einigen medizinischen Erklärungen, von denen wir gefühlt keine einzige verstehen, kommt der entscheidende Satz: „Auf natürlichem Weg beträgt Ihre Chance schwanger zu werden vier Prozent.“ Das ist wenig, sehr wenig. Der Arzt zählt die verschiedenen Möglichkeiten auf, wir hören aber nur halbherzig zu. Er verabschiedet uns mit den Worten: „Ich empfehle Ihnen eine ICSI-Behandlung. Überlegen Sie es sich in Ruhe.“

Die Tür des Arztzimmers schließt sich hinter und wir schweigen. Wir gehen zum Auto und schweigen noch immer. Im Auto schließlich die Frage: „Und jetzt?“ Denn eigentlich wollte ich nie medizinische Maßnahmen ergreifen müssen, um schwanger zu werden. Ich dachte mir, wenn es sein soll, dann klappt es auch. Kann man sich natürlich in der Theorie leicht denken. Anders ist es, wenn man tatsächlich vor der Entscheidung steht: Nur mit Eingriff oder gar nicht. Mein Mann sagt nicht viel dazu. Ob er sich verantwortlich fühlt, weil seine Spermienzahl und –beweglichkeit nicht ausreichend ist? Stillschweigend kommen wir überein den Grund für unsere bisherige Kinderlosigkeit nicht hinauszuposaunen. Aber danach, überhaupt irgendetwas kundzutun, ist uns derzeit ohnehin nicht zumute.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:11

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