Hohe Impfquoten = Mehr Tote: wieder nur hingetrickste Fakes.

Diese Grafik

https://www.utebergner.de/cms/wp-content/uploads/2021/11/%C3%9Cbersterblichkeit-KW-36-bis-40-in-2021-003.pdf

ist ein gefundenes Fressen für Coronaleugner und Impfgegner.

Sie zeigt die Übersterblichkeiten der deutschen Bundesländer der Wochen 36 bis 40 / 2021 gegenüber dem Mittelwert der Jahre 2016 - 2020.

Die übergroßen Kreise der bevölkerungsreichsten Bundesländer ziehen den Blick in ihre Richtung und suggerieren einen ungefähr proportionalen Anstieg der Übersterblichkeit mit der Impfquote.

Im Paper von Prof. Dr. Rolf Steyer und Dr. Gregor Kappler vom 16.11.21 heißt es dazu (Zitat): "Die 16 Länder haben stark voneinander abweichende Bevölkerungszahlen. Die Hansestadt Bremen hat nur ca. 0.68 Millionen Einwohner, das Land Nordrhein-Westfalen dagegen ca. 17.92 Millionen... Bei der Berechnung der Korrelation zwischen Impfquote und Übersterblichkeit haben wir die relative Bevölkerungsgröße als Gewichte verwendet (ebenso wie bei Mittelwerten und Varianzen). Auf diese Weise werden Verfälschungen zugunsten der Verhältnisse in den kleinen Ländern vermieden. ...Die Korrelation beträgt + .31, ist erstaunlich hoch und vor allem in einer unerwarteten Richtung. Eigentlich sollte sie negativ sein, so dass man sagen könnte: Je höher die Impfquote, desto niedriger die Übersterblichkeit. Das Gegenteil ist aber der Fall und dies bedarf dringend der Klärung." Zitat Ende.

Versucht man die Berechnungen anhand der Quellen Destatis (Download vom 23.11.2021) und RKI (Download vom 26.11.2021) nachzustellen, dann erhält man die folgende Grafik:

eigene Auswertung

Die Verteilung der (nun gleich großen) Punkte zeigt, daß die Datengrundlagen mit der 1.Grafik übereinstimmen. Zusätzlich enthält das Diagramm die automatisch erzeugte Excel-Trendlinie samt Formel, und die zeigt mit dem negativen Steigungswert -0,0143, daß die Übersterblichkeit mitnichten mit der Impfquote ansteigt, sondern leicht abfällt.

Eine Bewertung im Sinne von "Das Gegenteil ist aber der Fall" ist daher nur nach einer "Aufbereitung" der Daten möglich - vermutlich indem man die kleineren Bundesländer per Gewichtung der Bevölkerungszahlen so weit in die Bedeutungslosigkeit versenkt und den Fokus passend auf die bevölkerungsreicheren Länder fixiert, so daß das besagte (gewünschte?) Ergebnis rauskommt.

Warum die Sensationsgrafik von Prof. Dr. Steyer und Dr. Kappler keine Trendlinie enthält, müßt Ihr die beiden selbst fragen.

Aber es kommt noch besser, denn der Destatis-Download geht inzwischen bis einschl. Woche 42. Und wenn man den betrachteten 5-Wochen-Zeitraum nur um 1 bzw. 2 Wochen nach hinten verschiebt, erhält man diese Diagramme:

eigene Auswertung

Hier zeigen die Trendlinien sehr eindeutig das, was laut dem Paper von Steyer und Kappler zu erwarten ist: "Je höher die Impfquote, desto niedriger die Übersterblichkeit."

Ob man auch mit diesen Basisdaten eine markant-positive Korrelation hintricksen könnte, wage ich zu bezweifeln.

Eigentlich hätte man auch ohne den Gewichtungs-Trick eine positive Korrelation der Basisdaten finden können, z.B. beim Vergleich der Wochen 31 bis 35:

eigene Auswertung

Eine Trendlinien-Steigung von +0,0467 ginge schon ohne Gewichtungs-Tricks in die gewünschte Richtung und wäre entsprechend überzeugender als die gewichtungs-frisierten Daten des Papers. Aber ach nein: In Woche 31 bis 35 haben gleich 3 Länder (Sachsen, Berlin und Hessen) im bösen Impfjahr 2021 keine Übersterblichkeit bzw. sogar eine Untersterblichkeit bis fast 4% gegenüber den Vorjahren, und das könnte ja die Eindeutigkeit der Botschaft von angeblich tödlichen Corona-Impfungen torpedieren.

So hat man dann wohl doch lieber das für den beabsichtigten Zweck best-geeignete Intervall der Wochen 36 bis 40 hergenommen: mit Übersterblichkeiten von mindestens 102,3 und einer so schwach negativen Trendlinien-Steigung, daß man sie per Bevölkerungs-Gewichtung weit genug ins Positive umdrehen konnte.

Solches Cherrypicking erinnert an den Jahres-Sterblichkeits-"Beweis" von Prof.Dr.Rießinger, der speziell für Deutschland berechnete, daß die 2020er Jahres-Sterblichkeit in seinem persönlich als Normalität definierten Toleranzberich liegt und damit zu zeigen versuchte, daß Covid-19 keine erhebliche Übersterblichkeit verursacht. Rechnet man aber den gleichen Weg für andere Länder durch, dann liefert der Rießinger-Ansatz haufenweise Rohrkrepierer.

Mein persönliches Fazit aus beiden Fällen:

Wenn Coronaleugner und / oder Impfgegner versuchen, ihre Behauptungen mit Zahlen-Beweisen zu untermauern, muß man nur das verwendete Szenario minimal verändern, und schon fällt das ganze Konstrukt krachend in sich zusammen.

.

Nachtrag vom 29.11.2021. Auf Wunsch der Autoren des Papers bzw. der Notiz übernehme ich im Folgenden ihren Hinweis vom 24.11.2021 im Original:

Am 16. November haben wir für die Abgeordnete des Thüringer Landtags, Frau Dr. Ute Bergner, eine kurze Notiz verfasst. Der Anlass war eine Aktuelle Stunde des Landtags zur Corona-Maßnahmenpolitik. Der Bericht war ausschließlich für diesen Zweck bestimmt. Wir haben der Weitergabe an das Thüringer Gesundheitsministerium zugestimmt und, nach deren Anfrage, auch an die CDU-Fraktion. Die berichtete und überraschende Korrelation sollte Anlass für weitere Diskussionen und Analysen sein. Wir bedauern, dass diese Notiz eine solche Verbreitung gefunden hat. Die Verbreitung und Weitergabe der Notiz im Internet und den sozialen Medien haben wir nicht autorisiert oder sie gar veranlasst.

Zur Klarstellung: Es handelt sich bei der Notiz weder um eine wissenschaftliche Publikation noch um eine fundierte wissenschaftliche Studie, die unseren eigenen Qualitätsstandards genügt. Unsere Notiz beweist keineswegs, dass eine erhöhte Impfquote zu einer erhöhten Sterbewahrscheinlichkeit führt. Wir möchten auch nicht, dass sie dahingehend fehlinterpretiert wird. Es gibt zahlreiche Gründe, welche die gefundene positive Korrelation erklären könnten, ohne einen negativen Effekt der Impfquote auf die Übersterblichkeit zu implizieren. Um die aktuelle Übersterblichkeit zu erklären, sind umfassendere wissenschaftliche Analysen geboten. Unter Hinzunahme der jetzt verfügbaren KW 41 ist übrigens die von uns letzte Woche berichtete positive Korrelation nahezu gleich null.

Wir bitten, dass diese Stellungnahme überall dort zur Kenntnis gebracht wird, wo aus unserer Notiz zitiert wird, oder diese gar in Gänze übernommen wurde.

24. Nov. 2021

Rolf Steyer und Gregor Kappler

Ende des Nachtrags.

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