... verursacht der vierzehn-tage-all-inclusive-urlauber in der karibik.

so verlautet der wwf. (woanders kriegt man solche zahlen ja nicht.)*

ich höre von prospero. nicht dem shakespeareschen, sondern dem von edgar allan poe.

dieser prospero lebte in einer festung, in der man sich abschottete vor der epidemie, die draußen wütete.

prospero feierte einen maskenball und ließ es sich und den seinen gut gehen.

ihm konnte ja nichts passieren. so gut, wie er abgeschottet war.

und ich höre von prof. evi hartmann, die fragt: "wieviele sklaven halten sie?"

frau hartmann meint, dass wir - nur, weil wir die sklaven nicht sehen - nicht keine hätten. und überschlägt für jeden normalnutzer von kleidung, essen, auto, handy etc. eine zahl von 60. 60 sklaven also, denke ich. und frage mich, wieviel ich für das fehlende auto und handy abziehen darf.

am ende, fürchte ich, ändert es nicht allzu viel.**

nicht, dass ich es nicht schon gewusst hätte.

nicht, dass ich mit solchen feststellungen irgendwessen gedanken ändern würde.

wer´s glaubt, hats vorher schon geahnt.

und wer nicht, wird immer neue ausreden finden, es nicht glauben zu müssen.

nicht glauben zu müssen, dass unser aller wohlstand hier im norden der welt auf kosten anderer teile der welt geht.

ich könnte ihnen geschichten erzählen ohne ende; nie würden sie glauben, was keines glaubens bedarf.

stattdessen zuckt in meinem hinterhirn eine andere geschichte, die ich neulich hörte.

einer dieser wirklich sau-, saugut-verdiener sagte, dass dieses leben ja nun wirklich kein spaß sei.

so viel geld sei eher eine last.

man müsse immerzu auf sich und die seinen aufpassen.

weil es jede menge volk gebe, das neidisch sei und einem ans leder wolle.

das ist doch keine freiheit, hat der gesagt.

wenn man hinter mauern, meterhoch, leben muss und sich nicht frei und überhaupt nicht ohne leibwächter bewegen kann.

(und jetzt überlegen sie mal, wie die planung ihrer urlaubsreisen neuerdings läuft. wird der globus nicht immer kleiner, die zahl der zweifelhaften länder immer größer?)

und ich habe trump im ohr, der eine 15m hohe mauer bauen will.

und ich sehe orban vor mir, wie er so stolz ist auf seinen zaun.

und ich sehe allerhand andere, die von mauern, zäunen und so fort sprechen.

und ich frage mich: sind wir nicht alle ein bisschen prospero?

DER ging am ende zugrunde, weil er sich seiner sache so sicher war und die epidemie doch in seine festung hinein fand.

kein wunder, wo man darin feierte, während sie draußen jämmerlich verreckten.

und während ich so höre, neue erkenntnisse habe, mich bestätigt finde,

ertönt das glockenspiel der kirche nebenan:

Sah ein Knab ein Röslein stehn,

Röslein auf der Heiden,

war so jung und morgenschön,

lief er schnell, es nah zu sehn,

sah’s mit vielen Freuden.

Röslein, Röslein, Röslein rot,

Röslein auf der Heiden.

Knabe sprach: "Ich breche dich,

Röslein auf der Heiden."

Röslein sprach: "Ich steche dich,

dass du ewig denkst an mich,

und ich will’s nicht leiden."

Röslein, Röslein, Röslein rot,

Röslein auf der Heiden.

Und der wilde Knabe brach

’s Röslein auf der Heiden.

Röslein wehrte sich und stach,

half ihm doch kein Weh und Ach,

musst es eben leiden.

Röslein, Röslein, Röslein rot,

Röslein auf der Heiden.

*https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/neben-uns-die-sintflut/978-3-446-25295-0/

**http://www.campus.de/buecher-campus-verlag/gesellschaft-wirtschaft/wirtschaft/wie_viele_sklaven_halten_sie-10265.html

3
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 15.10.2016 22:28:26

robby

robby bewertete diesen Eintrag 15.10.2016 19:23:00

Globetrotter

Globetrotter bewertete diesen Eintrag 15.10.2016 18:53:13

4 Kommentare

Mehr von sisterect